1Ich frage nun: Hat Gott sein Volk, die Juden, etwa verstoßen? Natürlich nicht! Vergesst nicht, dass ich selbst ein Jude bin, ein Nachkomme Abrahams vom Stamm Benjamin.2Nein, Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er von Anfang an erwählt hat. Erinnert ihr euch, was die Schrift über Elia sagt? Dieser beklagte sich bei Gott über das Volk Israel und sagte:3»Herr, sie haben deine Propheten getötet und deine Altäre niedergerissen. Ich allein bin übrig geblieben, und nun versuchen sie, auch mich umzubringen.«
1. 11,3 1. Könige 19,10.14.
[1]4Und was antwortete Gott? Er sprach: »Du bist nicht allein übrig geblieben, sondern ich habe noch siebentausend andere übrig gelassen, die nicht vor Baal niedergekniet sind!«
1. 11,4 S. 1. Könige 19,18.
[2]5So ist es auch noch heute, denn einige
1. 11,5 Griech. ein Überrest.
[3] von ihnen, die Gott aus Gnade dazu erwählt hat, werden gerettet.6Wenn der Grund dafür aber die Gnade Gottes war, dann geschah es nicht aufgrund guter Taten, denn sonst wäre die Gnade Gottes nicht mehr das, was sie ist: ein freies, unverdientes Geschenk.7Was bedeutet das nun? Die Juden
1. 11,7 Griech. Israel.
[4] haben die Anerkennung Gottes, um die sie sich so bemühen, nicht erlangt. Gelungen ist es nur denen, die von Gott erwählt wurden. Doch die Herzen der Übrigen sind Gott gegenüber hart geworden.8In der Schrift heißt es: »Gott hat sie in einen tiefen Schlaf versetzt. Bis auf den heutigen Tag hält er ihre Augen verschlossen, sodass sie nicht sehen können, und ihre Ohren verstopft, sodass sie nicht hören können.«
1. 11,8 5. Mose 29,3; Jesaja 29,10.
[5]9Davon sprach auch David, als er sagte: »Ihr reich gedeckter Tisch soll ihnen zur Falle werden und wie eine Schlinge, die sich schließt. Er soll sie zu Fall bringen und Anlass zur Vergeltung sein.10Ihre Augen sollen sich verfinstern, sodass sie nichts mehr sehen, und ihr Rücken soll sich unter ihrer Last mehr und mehr beugen.«
1. 11,9-10 Psalm 69,23-24.
[6]11Sind sie so tief gefallen, dass sie hoffnungslos verloren sind? Nein, auf keinen Fall! Sondern ihr Ungehorsam führte dazu, dass auch die anderen Völker gerettet werden, um damit zugleich auch die Eifersucht der Juden zu wecken.12Wenn nun die anderen Völker so reich beschenkt wurden, weil die Juden Gottes Angebot der Erlösung ablehnten, wie viel größeren Segen wird es dann für die Welt bedeuten, wenn die Juden es schließlich annehmen!13Ich sage das alles zu euch, die ihr keine Juden seid, denn Gott hat mich zu eurem Apostel berufen. Und ich hebe es so stark hervor,14um dadurch die Eifersucht der Juden zu wecken und auf diese Weise einige von ihnen zu retten.15Denn wenn sie Gottes Gabe verwarfen und das zum Angebot der Versöhnung für die übrige Welt führte, wie herrlich wird es dann erst sein, wenn sie Gottes Gabe annehmen! Dann werden Menschen, die tot waren, wieder lebendig!
1. 11,15 Griech. Wenn nämlich ihr Verwerfen Versöhnung der Welt ist, was ist die Annahme anderes als Leben aus Toten?
[7]16Und da Abraham und die anderen Stammväter heilig waren, werden auch ihre Nachkommen heilig sein.
1. 11,16 Griech. Wenn der erste Teil des Teigs, der als Opfer dargebracht wird, heilig ist, dann ist es auch der ganze Teig.
[8] Denn wenn die Wurzel des Ölbaums heilig ist, dann werden es auch die Zweige sein.17Doch einige dieser Zweige - damit sind die Juden gemeint - wurden herausgebrochen, und du, der Zweig eines wilden Ölbaums, wurdest eingepfropft. Nun erhältst du ebenfalls Kraft aus der Wurzel des Ölbaums und nährst dich von seinem Saft.18Doch sei nicht stolz darauf, dass du anstelle der herausgebrochenen Zweige eingepfropft wurdest! Vergiss nicht, dass du nur ein Zweig bist und nicht die Wurzel, denn nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.19Vielleicht wendet ihr jetzt ein: »Diese Zweige wurden doch herausgebrochen, um Platz für mich zu schaffen.«20»Richtig. Aber denk daran, dass diese Zweige - die Juden - herausgebrochen wurden, weil sie Gott nicht glaubten, und du an ihrer Stelle eingepfropft bist, weil du glaubst. Sei also nicht stolz, sondern fürchte dich davor, dass es dir ebenso ergehen könnte!«21Denn wenn Gott die ursprünglichen Zweige nicht verschonte, wird er auch euch nicht verschonen.22Erkenne doch, wie Gott zugleich gütig und streng ist. Mit Strenge begegnet er den Ungehorsamen, während er dir seine Güte erweist, wenn du weiterhin auf diese Güte vertraust. Andernfalls wirst auch du abgehauen werden.23Und sobald die Juden sich von ihrem Unglauben abwenden, wird Gott sie wieder in den Baum einpfropfen. Er hat die Macht dazu.24Wenn Gott bereit war, dich, der du ursprünglich Zweig eines wilden Ölbaums warst, seinem guten Baum einzupfropfen - was gegen die Natur wäre -, wie viel lieber wird er die Juden wieder in den Baum einpfropfen, zu dem sie eigentlich gehören.
Gottes Gnade steht allen Menschen offen
25Ihr sollt dieses Geheimnis verstehen, liebe Freunde
1. 11,25 Griech. Brüder.
[9], damit ihr euch nichts auf eure Klugheit einbildet. Das Herz mancher Juden ist verschlossen, doch das wird nur so lange anhalten, bis die von Gott bestimmte Anzahl von Menschen aus den anderen Völkern zu Christus gefunden hat.26Dann wird ganz Israel gerettet werden, wie es schon bei den Propheten geschrieben steht: »Ein Retter wird aus Jerusalem
1. 11,26a Griech. aus Zion.
[10] kommen, und er wird Israel
2. 11,26b Griech. Jakob.
[11] von aller Gottlosigkeit befreien.27Dann werde ich einen Bund mit ihnen schließen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.«
1. 11,26-27 Jesaja 59,20-21.
[12]28Viele Juden sind jetzt zwar Feinde der guten Botschaft, doch das geschah für euch. Aber aufgrund der Zusagen an Abraham, Isaak und Jakob, sind sie nach wie vor Gottes erwähltes Volk.
1. 11,28 Griech. Gottes Geliebte.
[13]29Denn die Gaben, die Gott gibt und die Berufung, die er ausspricht, bereut er nicht und sie gelten für immer.30Früher habt ihr Gott nicht gehorcht, doch wegen des Ungehorsams der Juden war Gott stattdessen euch jetzt gnädig.31So sind es jetzt die Juden, die Gott ungehorsam sind, weil er euch gegenüber gnädig ist. Aber eines Tages werden auch sie
1. 11,31 In manchen Handschriften heißt es Doch nun werden sie; in anderen Handschriften Aber sie.
[14] an Gottes Gnade teilhaben.32Denn Gott hat alle Menschen ihrem eigenen Ungehorsam ausgeliefert, um allen seine Gnade zu schenken.33Wie wunderbar ist doch Gott! Wie unermesslich sind seine Reichtümer, wie tief seine Weisheit und seine Erkenntnis! Unmöglich ist es uns, seine Entscheidungen und Wege zu begreifen!
1. 11,33 Griech. Wie unerforschlich seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege!
[15]34Denn wer kann wissen, was der Herr denkt? Wer kann sein Ratgeber sein?
1. 11,34 Jesaja 40,13.
[16]35Und wer hat Gott jemals so viel gegeben, dass Gott ihm etwas zurückerstatten müsste?36Denn alles kommt von ihm; alles besteht durch seine Macht und ist zu seiner Herrlichkeit bestimmt. Ihm gehört die Ehre in Ewigkeit! Amen.