Richter 11

Lutherbibel 2017

1 Jeftah, der Gileaditer, war ein streitbarer Mann. Er war der Sohn einer Hure. Gilead hatte Jeftah gezeugt.2 Als aber die Frau Gileads ihm Söhne gebar und die Söhne der Frau groß wurden, stießen sie Jeftah aus und sprachen zu ihm: Du sollst nicht erben im Haus unseres Vaters, denn du bist der Sohn einer andern. (1Mo 21,10)3 Da floh er vor seinen Brüdern und wohnte im Lande Tob. Und es sammelten sich bei Jeftah lose Leute und zogen mit ihm aus. (Ri 9,4; 1Sam 22,2)4 Und einige Zeit danach kämpften die Ammoniter mit Israel.5 Als nun die Ammoniter mit Israel kämpften, gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jeftah aus dem Lande Tob zu holen,6 und sprachen zu Jeftah: Komm und sei unser Hauptmann, dass wir gegen die Ammoniter kämpfen.7 Aber Jeftah sprach zu den Ältesten von Gilead: Seid ihr es nicht, die mich hassen und aus meines Vaters Haus ausgestoßen haben? Und nun kommt ihr zu mir, weil ihr in Bedrängnis seid?8 Die Ältesten von Gilead sprachen zu Jeftah: Darum kommen wir nun wieder zu dir, damit du mit uns ziehst und uns hilfst, gegen die Ammoniter zu kämpfen, und unser Haupt seist über alle, die in Gilead wohnen. (Ri 10,18)9 Jeftah sprach zu den Ältesten von Gilead: Wenn ihr mich wieder holt, um gegen die Ammoniter zu kämpfen, und der HERR sie vor mir dahingibt, werde ich dann euer Haupt sein?10 Die Ältesten von Gilead sprachen zu Jeftah: Der HERR sei unser Zeuge, wenn wir nicht tun, wie du gesagt hast.11 So ging Jeftah mit den Ältesten von Gilead, und das Volk setzte ihn zum Haupt und Obersten über sich. Und Jeftah brachte alle seine Anliegen vor den HERRN in Mizpa. (Ri 10,17)12 Dann sandte Jeftah Boten zum König der Ammoniter und ließ ihm sagen: Was hast du mit mir zu schaffen, dass du zu mir kommst, um gegen mein Land zu kämpfen?13 Der König der Ammoniter antwortete den Boten Jeftahs: Weil Israel mein Land genommen hat, als sie aus Ägypten zogen, vom Arnon an bis an den Jabbok und bis an den Jordan, so gib mir’s nun in Frieden zurück.14 Jeftah aber sandte abermals Boten zum König der Ammoniter;15 die sprachen zu ihm: So spricht Jeftah: Israel hat kein Land weggenommen, weder den Moabitern noch den Ammonitern. (5Mo 2,9; 5Mo 2,19)16 Denn als sie aus Ägypten heraufkamen, zog Israel durch die Wüste bis ans Schilfmeer und kam nach Kadesch.17 Da sandte Israel Boten zum König von Edom und sprach: Lass mich durch dein Land ziehen. Aber der König von Edom hörte nicht auf sie. Auch sandten sie zum König von Moab; der wollte auch nicht. So blieb Israel in Kadesch (4Mo 20,14)18 und zog in der Wüste umher und umging das Land Edom und das Land Moab und kam von Sonnenaufgang her an das Land Moab. Und sie lagerten sich jenseits des Arnon und kamen nicht ins Gebiet von Moab; denn der Arnon ist die Grenze von Moab. (4Mo 21,13)19 Und Israel sandte Boten zu Sihon, dem König der Amoriter, dem König zu Heschbon, und ließ ihm sagen: Lass uns durch dein Land ziehen bis an unsern Ort. (4Mo 21,21)20 Aber Sihon traute Israel nicht und ließ es nicht durch sein Gebiet ziehen, sondern versammelte sein ganzes Kriegsvolk und lagerte sich bei Jahaz und kämpfte mit Israel.21 Der HERR aber, der Gott Israels, gab Sihon mit seinem ganzen Kriegsvolk in die Hand Israels, und sie erschlugen sie. So nahm Israel das ganze Land der Amoriter ein, die in jenem Land wohnten.22 Sie nahmen das ganze Gebiet der Amoriter ein vom Arnon bis an den Jabbok und von der Wüste bis an den Jordan.23 So hat nun der HERR, der Gott Israels, die Amoriter vertrieben vor seinem Volk Israel, und du willst ihr Land einnehmen?24 Du solltest das Land derer einnehmen, die dein Gott Kemosch vertreibt, uns dagegen das Land derer einnehmen lassen, die der HERR, unser Gott, vor uns vertrieben hat. (4Mo 21,29)25 Meinst du, dass du ein besseres Recht hättest als Balak, der Sohn Zippors, der König von Moab? Hat dieser auch je mit Israel gerechtet oder gekämpft, (4Mo 22,2; Jos 24,9)26 obwohl Israel dreihundert Jahre gewohnt hat in Heschbon und in Aroër und ihren Ortschaften und in allen Städten, die zu beiden Seiten des Arnon liegen? Warum habt ihr sie nicht mit Gewalt genommen in dieser Zeit?27 Ich habe mich nicht an dir versündigt, du aber tust so Böses an mir, dass du mit mir kämpfst. Der HERR, der da Richter ist, richte heute zwischen den Israeliten und den Ammonitern.28 Aber der König der Ammoniter hörte nicht auf die Worte Jeftahs, die er ihm sagen ließ.29 Da kam der Geist des HERRN auf Jeftah, und er zog durch Gilead und Manasse und nach Mizpe in Gilead, und von Mizpe in Gilead gegen die Ammoniter. (Ri 3,10; Ri 6,34)30 Und Jeftah gelobte dem HERRN ein Gelübde und sprach: Gibst du die Ammoniter in meine Hand, (2Sam 15,8)31 so soll, was mir aus meiner Haustür entgegengeht, wenn ich von den Ammonitern heil zurückkomme, dem HERRN gehören, und ich will’s als Brandopfer darbringen. (2Kön 3,27)32 So zog Jeftah gegen die Ammoniter in den Kampf. Und der HERR gab sie in seine Hand.33 Und er schlug sie mit gewaltigen Schlägen von Aroër an bis hin nach Minnit, zwanzig Städte, und bis nach Abel-Keramim. So wurden die Ammoniter gedemütigt vor den Israeliten.34 Als nun Jeftah nach Mizpa zu seinem Hause kam, siehe, da geht seine Tochter heraus ihm entgegen mit Pauken im Reigen. Sie war sein einziges Kind, und er hatte sonst keinen Sohn und keine Tochter. (2Mo 15,20)35 Und als er sie sah, zerriss er seine Kleider und sprach: Ach, meine Tochter, wie beugst du mich und betrübst mich! Denn ich habe meinen Mund aufgetan vor dem HERRN und kann’s nicht widerrufen. (4Mo 30,3)36 Sie aber sprach: Mein Vater, hast du deinen Mund aufgetan vor dem HERRN, so tu mit mir, wie dein Mund geredet hat, nachdem der HERR dich gerächt hat an deinen Feinden, den Ammonitern.37 Und sie sprach zu ihrem Vater: Du wollest mir das gewähren: Lass mir zwei Monate, dass ich hingehe auf die Berge und meine Jungfrauschaft beweine mit meinen Gespielinnen.38 Er sprach: Geh hin!, und ließ sie zwei Monate gehen. Da ging sie hin mit ihren Gespielinnen und beweinte ihre Jungfrauschaft auf den Bergen.39 Und nach zwei Monaten kam sie zurück zu ihrem Vater. Und er tat ihr, wie er gelobt hatte, und sie hatte nie einen Mann erkannt. Und es ward Brauch in Israel, (5Mo 12,29)40 dass die Töchter Israel jährlich hingehen, zu klagen um die Tochter Jeftahs, des Gileaditers, vier Tage im Jahr.

Richter 11

Hoffnung für alle

1 Es gab damals unter den Einwohnern von Gilead einen Mann namens Jeftah, der sich als ausgezeichneter Soldat bewährt hatte. Sein Vater hieß Gilead, seine Mutter war eine Prostituierte.2 Gilead hatte von seiner Ehefrau noch andere Söhne. Als sie erwachsen waren, sagten sie zu Jeftah: »Wir wollen unser Erbe nicht mit dir teilen! Du bist der Sohn einer fremden Frau.« Sie jagten ihn fort,3 und er floh vor ihnen ins Gebiet von Tob. Dort scharten sich zwielichtige Männer um ihn, mit denen er durch das Land streifte.4 Einige Zeit später rückten die Ammoniter mit ihrem Heer gegen Israel an.5 Da gingen die führenden Männer Gileads ins Gebiet von Tob, um Jeftah zurückzuholen.6 Sie baten ihn: »Komm! Führ uns im Kampf gegen die Ammoniter!«7 Doch Jeftah erwiderte: »Ihr habt mich so sehr verachtet, dass ihr mich von zu Hause vertrieben habt. Und jetzt, wo ihr in Not seid, kommt ihr ausgerechnet zu mir?«8 »Wir wenden uns an dich, weil wir deine Hilfe brauchen. Zieh doch mit uns in den Kampf gegen die Ammoniter! Dafür sollst du der Herrscher über ganz Gilead werden!«, versprachen die Männer.9 Jeftah fragte: »Werdet ihr mich wirklich zu eurem Oberhaupt machen, wenn ich mit euch gegen die Ammoniter kämpfe und der HERR mich siegen lässt?«10 Sie antworteten: »Der HERR ist Zeuge! Er soll uns strafen, wenn wir unser Wort brechen.«11 Da ging Jeftah mit Gileads führenden Männern nach Mizpa. Dort machte ihn das Volk zu seinem Oberhaupt und Heerführer, und er wiederholte vor Gott und den Menschen, was er mit den Abgesandten vereinbart hatte.12 Danach sandte Jeftah Boten zum König der Ammoniter und ließ ihn fragen: »Was liegt zwischen uns vor, dass du mit deinem Heer gegen mein Land anrückst?«13 Der König antwortete: »Ihr Israeliten habt mir mein Land weggenommen, als ihr aus Ägypten hierhergekommen seid: das ganze Gebiet zwischen den Flüssen Arnon, Jabbok und dem Jordan. Gebt es mir freiwillig zurück!«14 Da sandte Jeftah nochmals Boten zum ammonitischen König;15 sie sagten: »Jeftah lässt dir ausrichten, dass Israel weder den Moabitern noch den Ammonitern ihr Land weggenommen hat.16 Es war vielmehr so: Als unser Volk Ägypten verlassen hatte, durchquerte es die Wüste bis zum Schilfmeer und erreichte Kadesch.17 Von dort schickten sie Boten zum König der Edomiter und baten ihn: ›Lass uns durch dein Land ziehen!‹ Aber er verweigerte es ihnen. Sie fragten den König von Moab, doch er erlaubte es ihnen auch nicht. Da blieb unser Volk zunächst in Kadesch18 und kehrte dann in die Wüste zurück. Es zog südlich der Länder Edom und Moab vorbei und kam dann von Osten her wieder an Moabs Gebiet heran, wo der Fluss Arnon die Grenze bildet. Sie drangen jedoch nicht in Moab ein, sondern lagerten östlich des Flusses.19 Von dort schickten sie Boten zum amoritischen König Sihon nach Heschbon und baten ihn: ›Lass uns durch dein Gebiet in unser Land ziehen.‹20 Doch Sihon glaubte nicht, dass sie sein Gebiet tatsächlich nur durchqueren wollten. Er versammelte seine Truppen bei Jahaz und kämpfte gegen die Israeliten.21 Der HERR, unser Gott, aber schenkte unserem Volk den Sieg. Sie schlugen Sihons Truppen und nahmen sein ganzes Land in Besitz. Es gehörte damals also nicht euch, sondern den Amoritern!22 Vom Fluss Arnon im Süden bis zum Jabbok im Norden und von der Wüste im Osten bis zum Jordan im Westen haben wir es erobert.23 Der HERR, der Gott Israels, hat die Amoriter vertrieben, um uns ihr Gebiet zu geben, und da willst du uns, sein Volk, wieder fortjagen?24 Du betrachtest doch auch jedes Land als deinen Besitz, das dir dein Gott Kemosch gibt. Genauso beanspruchen wir die Gebiete, deren Bewohner der HERR, unser Gott, vertrieben hat, damit wir darin wohnen können.25 Hältst du dich etwa für mächtiger als den Moabiterkönig Balak, den Sohn von Zippor? Er hat es nicht gewagt, mit Israel einen Streit anzufangen, geschweige denn einen Krieg!26 Seit dreihundert Jahren wohnen die Israeliten nun schon in den Städten Heschbon und Aroër mit ihren umliegenden Dörfern und in den Städten entlang dem Fluss Arnon. Warum habt ihr diese Orte in all den Jahren nicht zurückerobert?27 Ich sage dir: Nicht wir haben euch Unrecht getan, sondern du tust uns Unrecht, wenn du ohne Grund einen Krieg anzettelst. Der HERR ist Richter. Er soll zwischen Israel und Ammon entscheiden!«28 Doch der ammonitische König hörte nicht auf die Botschaft, die Jeftah ihm überbringen ließ.29 Da kam der Geist des HERRN über Jeftah. Er durchzog das ganze Ostjordanland von Gilead im Süden bis zum Stammesgebiet von Manasse im Norden, um seine Truppen zu sammeln. Dann kehrte er nach Mizpa in Gilead zurück und führte das Heer in die Schlacht gegen die Ammoniter.30 Zuvor legte er vor dem HERRN ein Gelübde ab: »Wenn ich die Ammoniter mit deiner Hilfe besiege31 und heil zurückkehre, dann soll dir gehören, was mir bei meiner Ankunft als Erstes von daheim entgegenkommt. Ich will es dir zu Ehren als Opfer verbrennen.«32 Dann zog Jeftah in den Kampf gegen die Ammoniter, und der HERR schenkte ihm den Sieg.33 Jeftah schlug die feindlichen Truppen in Aroër und in zwanzig weiteren Städten bis nach Minnit und Abel-Keramim. So fügten die Israeliten den Ammonitern eine vernichtende Niederlage zu und unterwarfen sie.34 Dann kehrte Jeftah nach Mizpa zurück. Als er sich seinem Haus näherte, kam seine Tochter heraus. Sie schlug das Tamburin und lief ihm tanzend entgegen. Sie war sein einziges Kind, er hatte sonst keine Tochter und keinen Sohn.35 Als er sie sah, zerriss er entsetzt sein Gewand und rief: »Meine Tochter, du brichst mir das Herz! Ausgerechnet du stürzt mich ins Unglück! Ich habe vor dem HERRN ein Gelübde abgelegt – es gibt kein Zurück!«36 Da sagte sie zu ihm: »Mein Vater, wenn du dem HERRN etwas versprochen hast, musst du es halten. Schließlich hat er dir geholfen, die Ammoniter zu besiegen. Mach mit mir, was du dem HERRN geschworen hast.37 Nur eine Bitte habe ich noch: Gib mir zwei Monate Zeit. Ich möchte mit meinen Freundinnen in die Berge gehen und darüber trauern, dass ich nie heiraten werde.«38 Jeftah erlaubte es ihr. Sie ging mit ihren Freundinnen in die Berge und beweinte ihr Schicksal.39 Als die zwei Monate um waren, kehrte sie zu ihrem Vater zurück, und er erfüllte sein Gelübde. Sie hatte nie mit einem Mann geschlafen. Seitdem herrscht in Israel der Brauch,40 dass die jungen Frauen jedes Jahr zusammen weggehen und vier Tage lang Jeftahs Tochter besingen.

Richter 11

Neues Leben. Die Bibel

1 Jeftah aus Gilead war ein großer Krieger. Er war aber der Sohn einer Prostituierten, sein Vater war Gilead. (1Sam 12,11; Hebr 11,32)2 Auch Gileads Frau gebar ihm Söhne, und als diese erwachsen waren, jagten sie Jeftah fort. »Du wirst nichts vom Erbe unseres Vaters bekommen«, sagten sie, »denn du bist der Sohn einer anderen Frau.«3 Jeftah floh vor seinen Brüdern und ließ sich im Land Tob nieder. Eine Gruppe zwielichtiger Männer schloss sich Jeftah an und zog mit ihm umher. (Ri 9,4; 2Sam 10,6)4 Etwa um diese Zeit kam es zum Krieg zwischen den Ammonitern und Israel. (Ri 10,9)5 Als die Ammoniter angriffen, gingen die Ältesten von Gilead ins Land Tob, um Jeftah zu holen.6 Sie baten ihn: »Komm zurück, du sollst unser Oberbefehlshaber sein! Hilf uns im Kampf gegen die Ammoniter!«7 Doch Jeftah entgegnete ihnen: »Habt ihr mich nicht gehasst und aus dem Haus meines Vaters vertrieben? Warum wendet ihr euch jetzt an mich, wo ihr in Not seid?«8 »Wir wenden uns an dich, weil wir wollen, dass du mit uns in den Kampf gegen die Ammoniter ziehst«, antworteten die Ältesten von Gilead. »Du sollst der Herrscher über das ganze Volk von Gilead werden.«9 Da fragte Jeftah: »Wenn ich mit euch komme und der HERR mir den Sieg über die Ammoniter schenkt, werde ich dann wirklich euer Herrscher sein?«10 »Der HERR ist unser Zeuge«, erwiderten die Ältesten von Gilead. »Hiermit versprechen wir zu tun, was wir vereinbart haben.« (1Mo 31,50)11 Da ging Jeftah mit den Ältesten von Gilead, und das Volk machte ihn zu seinem Anführer und zum Oberbefehlshaber des Heeres. In Mizpa brachte Jeftah alle Anliegen, die ihn bewegten, vor den HERRN. (Ri 10,17)12 Danach schickte Jeftah Boten zum König von Ammon und ließ ihn fragen: »Was liegt zwischen uns vor, dass du hergekommen bist, um mein Land anzugreifen?«13 Der König von Ammon antwortete Jeftahs Boten: »Als die Israeliten aus Ägypten hierher kamen, haben sie mir das Land vom Arnon bis zum Jabbok und hinunter bis zum Jordan weggenommen. Gib dieses Land freiwillig zurück.« (4Mo 21,24)14 Jeftah sandte noch einmal Boten zu dem Ammoniterkönig15 und ließ ihm ausrichten: »Jeftah sagt: ›Israel hat Moab oder Ammon kein Land weggenommen.16 Als die Israeliten aus Ägypten auszogen und nach der Wanderung durch die Wüste bis zum Roten Meer und nach Kadesch kamen, (4Mo 20,1)17 schickten sie Boten zum König von Edom und baten: Erlaube uns, durch dein Land zu ziehen. Doch der König von Edom verweigerte es ihnen. Daraufhin schickten sie Boten zum König von Moab, aber auch er lehnte ihre Bitte ab. Also blieben sie in Kadesch. (4Mo 20,14; Jos 24,9)18 Schließlich umgingen sie Edom und Moab und wählten den Weg durch die Wüste. Sie zogen an der Ostgrenze von Moab entlang und lagerten jenseits des Arnon, ohne das Gebiet von Moab zu betreten, denn der Arnon ist die Grenze von Moab. (4Mo 21,4; 5Mo 2,1)19 Dann schickte Israel Boten zu Sihon, dem König der Amoriter, der in Heschbon herrschte, mit der Bitte: Erlaube uns, durch dein Land zu ziehen, um an unseren Bestimmungsort zu gelangen. (4Mo 21,21)20 Aber König Sihon traute den Israeliten nicht und wollte sie ebenfalls nicht durch sein Land ziehen lassen. Stattdessen sammelte er ein Heer und lagerte bei Jahaz und griff sie an.21 Doch der HERR, der Gott Israels, schenkte seinem Volk den Sieg über König Sihon und sein Heer. So nahm Israel das ganze Land der Amoriter, die in diesem Gebiet lebten, in Besitz. (5Mo 2,32)22 Und Israel eroberte das ganze Land der Amoriter, vom Arnon bis zum Jabbok und von der Wüste bis zum Jordan.23 Du siehst, es war der HERR, der Gott Israels, der den Amoritern das Land weggenommen und es Israel gegeben hat. Und nun willst du es wieder in Besitz nehmen?24 Du behältst doch auch, was dein Gott Kemosch dir gibt, und wir behalten, was der HERR, unser Gott, uns gibt. (4Mo 21,27; 1Kön 11,7)25 Bist du vielleicht etwas Besseres als Balak, der Sohn von Zippor, der König von Moab? Hat dieser etwa Israel das Land streitig gemacht? Hat er etwa Krieg mit den Israeliten angefangen? (4Mo 22,2)26 Schon seit 300 Jahren leben die Israeliten in Heschbon und den zugehörigen Ortschaften, in Aroër und den umliegenden Dörfern und in den Städten am Arnon. Warum habt ihr nicht schon früher versucht sie zurückzuerobern? (4Mo 21,25)27 Ich habe mir dir gegenüber nichts zu Schulden kommen lassen, aber du tust mir Unrecht, indem du mich angreifst. Der HERR ist der Richter. Er soll heute entscheiden, wer von uns recht hat – Israel oder Ammon.‹«28 Doch der König von Ammon hörte nicht auf Jeftahs Botschaft.29 Da kam der Geist des HERRN über Jeftah. Er zog durch das Land Gilead und Manasse und nach Mizpa in Gilead und zog von Mizpa aus gegen die Ammoniter. (Ri 3,10)30 Jeftah legte dem HERRN ein Gelübde ab. Er versprach: »Wenn du mir den Sieg über die Ammoniter schenkst,31 will ich dem HERRN das Erste geben, das mir aus der Tür meines Hauses entgegenkommt, wenn ich wohlbehalten von den Ammonitern heimkehre. Ich will es als Brandopfer darbringen.«32 Jeftah führte sein Heer gegen die Ammoniter, und der HERR schenkte ihm den Sieg.33 Es gelang ihm, die Ammoniter vernichtend zu schlagen, von Aroër bis Minnit – 20 Städte –, sogar bis Abel-Keramim. Auf diese Weise unterwarf Israel die Ammoniter.34 Als Jeftah nach Mizpa heimkehrte, lief ihm seine Tochter entgegen. Sie schlug das Tamburin und tanzte vor Freude. Sie war sein einziges Kind; er hatte sonst keinen Sohn und keine Tochter. (2Mo 15,20; 1Sam 18,6; Jer 31,4)35 Als er sie erblickte, zerriss er vor Kummer seine Kleider. »Meine Tochter!«, rief er aus. »Mir bricht das Herz! Was für einen Kummer bereitest du mir! Denn ich habe dem HERRN ein Versprechen gegeben und kann es nicht mehr zurücknehmen.« (4Mo 30,3; Pred 5,1)36 Sie antwortete: »Vater, du hast dem HERRN ein Versprechen gegeben. Du musst mit mir tun, was du vereinbart hast, denn der HERR hat dir zur Rache an deinen Feinden, den Ammonitern, verholfen.« (2Sam 18,19; Lk 1,38)37 Und sie bat ihren Vater: »Aber erlaube mir nur eines: Lass mich noch in die Berge hinaufgehen und zwei Monate lang mit meinen Freundinnen weinen, denn ich werde als Jungfrau sterben.«38 »So geh«, sagte Jeftah. Und er ließ sie für zwei Monate fortgehen. Sie und ihre Freundinnen gingen in die Berge und weinten, weil sie nie einem Mann gehören würde[1].39 Als sie nach zwei Monaten nach Hause zurückkehrte, hielt ihr Vater sein Gelübde, und sie starb als Jungfrau. So wurde es Brauch in Israel,40 dass die jungen Israelitinnen sich jedes Jahr für vier Tage zurückziehen, um die Tochter von Jeftah aus Gilead zu beklagen.