1Ich, Nebukadnezar, war sorglos in meinem Haus und glücklich in meinem Palast.2Ich sah einen Traum, und er erschreckte mich; und Traumgestalten auf meinem Lager und Visionen, die ich gesehen hatte[1], ängstigten mich. (Hi 7,14; Ps 65,9; Dan 2,1)3So erging von mir der Befehl, alle Weisen von Babel vor mich zu führen, damit sie mir die Deutung des Traums mitteilten. (Dan 2,2)4Daraufhin kamen die Wahrsagepriester, die Beschwörer, die Sterndeuter[2] und die Zeichendeuter herbei; und ich trug ihnen den Traum vor, aber sie teilten mir seine Deutung nicht mit. (Dan 2,11; Dan 5,8)5Und zuletzt trat Daniel vor mich, dessen Name Beltschazar ist, nach dem Namen meines Gottes, und in dem der Geist der heiligen Götter ist. Und ich trug ihm den Traum vor: (Dan 1,7; Dan 4,15; Dan 5,11)6Beltschazar, du Oberster der Wahrsagepriester, weil ich weiß, dass der Geist der heiligen Götter in dir ist und dass dir kein Geheimnis zu schwer ist, so sage mir die Visionen meines Traumes, den ich gesehen habe, und seine Deutung! (Dan 1,17; Dan 2,48; Dan 4,15; Dan 5,11)7Was nun die Visionen, die ich auf meinem Lager hatte[3], betrifft, so schaute ich: Und siehe, ein Baum ⟨stand⟩ in der Mitte der Erde, und seine Höhe war gewaltig. (Ps 37,35; Hes 31,3)8Der Baum wurde groß und stark, und seine Höhe reichte bis an den Himmel, und er wurde gesehen bis ans Ende der ganzen Erde.9Sein Laub war schön und seine Frucht zahlreich, und es war Nahrung an ihm für alle. Die Tiere des Feldes fanden Schatten unter ihm, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen, und alles Fleisch nährte sich von ihm. (Hes 17,23)10Ich schaute in den Visionen, die ich auf meinem Lager hatte[4], und siehe, ein Wächter[5] und Heiliger stieg vom Himmel herab. (Dan 8,13)11Er rief laut[6], und so sprach er: Haut den Baum um und schlagt seine Äste ab! Streift sein Laub ab und streut seine Frucht umher! Fliehen sollen die Tiere unter ihm weg und die Vögel aus seinen Ästen! (Hes 31,12; Mt 13,32; Lk 13,7)12Doch seinen Wurzelstock lasst in der Erde, und zwar in einer Fessel aus Eisen und Bronze im Grün des Feldes! Vom Tau des Himmels mag er benetzt werden, und mit den Tieren soll er teilhaben am Gras der Erde! (Hi 12,24; Hi 14,7)13Sein menschliches Herz soll verwandelt und das Herz eines Tieres ihm gegeben werden! Und sieben Jahre[7] sollen über ihm vergehen!14Durch den Beschluss der Wächter[8] ist diese Botschaft ⟨zustande gekommen⟩, und ein Spruch der Heiligen ist diese Sache, damit die Lebenden erkennen, dass der Höchste Macht hat über das Königtum der Menschen und es verleiht, wem er will, und den Niedrigsten der Menschen darüber einsetzt. (Jer 27,5; Dan 2,21; Dan 4,29; Dan 5,21)15Diesen Traum habe ich, der König Nebukadnezar, gesehen. Und du, Beltschazar, sage seine Deutung, da alle Weisen meines Königreichs mir die Deutung nicht mitteilen können! Du aber kannst es, weil der Geist der heiligen Götter in dir ist. (Dan 4,5)16Da war Daniel, dessen Name Beltschazar ist, eine Zeit lang ⟨vor Entsetzen wie⟩ betäubt, und seine Gedanken erschreckten ihn. Der König fing an und sagte: Beltschazar, der Traum und seine Deutung mögen dich nicht erschrecken! Beltschazar antwortete und sprach: Mein Herr, der Traum gelte deinen Hassern und seine Deutung deinen Feinden! (2Sam 18,32; Dan 7,28)17Der Baum, den du gesehen hast, der groß und stark war und dessen Höhe an den Himmel reichte und der über die ganze Erde hin zu sehen war18und dessen Laub schön und dessen Frucht zahlreich und an dem Nahrung für alle war, unter dem die Tiere des Feldes wohnten und in dessen Ästen die Vögel des Himmels sich aufhielten:19Das bist du, König, der du groß und stark geworden bist; und deine Größe nahm zu und reichte bis an den Himmel und deine Herrschaft bis ans Ende der Erde. (Dan 2,37; Dan 5,18)20Und dass der König einen Wächter[9] und Heiligen vom Himmel herabsteigen sah, der sprach: »Haut den Baum um und zerstört ihn! Doch seinen Wurzelstock lasst in der Erde, und zwar in einer Fessel aus Eisen und Bronze im Grün des Feldes! Und vom Tau des Himmels mag er benetzt werden, und bei den Tieren des Feldes soll er sein Teil haben, bis sieben Jahre[10] über ihn hingegangen sind!« –21dies ist die Deutung, König. Und dies der Beschluss des Höchsten, der über meinen Herrn, den König, kommen wird:22Man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein. Man wird dir Gras zu essen geben wie den Rindern, und vom Tau des Himmels lässt man dich benetzen. Und es werden sieben Jahre[11] über dir vergehen, bis du erkennst, dass der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will. (Ps 83,19; Jer 27,5; Dan 2,21; Dan 4,29; Dan 5,21)23Und dass man gesagt hat, man solle den Wurzelstock des Baumes übrig lassen: Dein Königtum soll dir ⟨erhalten⟩ bleiben, sobald du erkennst, dass der Himmel herrscht.24Darum, König, lass dir meinen Rat gefallen und brich mit deinen Sünden durch Gerechtigkeit und mit deinen Vergehen durch Barmherzigkeit gegen Elende, wenn dein Wohlergehen von Dauer sein soll! (Spr 16,6; Spr 20,28)25All das kam über den König Nebukadnezar.26Nach Ablauf von zwölf Monaten ⟨nämlich⟩, als er auf dem königlichen Palast in Babel auf und ab ging,27begann der König und sagte: Ist das nicht das große Babel, das ich durch die Stärke meiner Macht und zur Ehre meiner Herrlichkeit zum königlichen Wohnsitz erbaut habe? (1Mo 11,4; 5Mo 8,17; 5Mo 32,27; Jes 10,13; Jes 47,8; Hes 29,3; Zef 2,15; Offb 14,8)28Noch war das Wort im Mund des Königs, da kam eine Stimme aus dem Himmel[12]: Dir, König Nebukadnezar, wird gesagt: Das Königtum ist von dir gewichen! (Dan 5,20)29Und man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein; man wird dir Gras zu essen geben wie den Rindern. Und es werden sieben Jahre über dir vergehen, bis du erkennst, dass der Höchste Macht hat über das Königtum der Menschen und es verleiht, wem er will. (Dan 4,14; Röm 13,1)30Zu derselben Stunde wurde das Wort an Nebukadnezar erfüllt: Er wurde von den Menschen ausgestoßen und aß Gras wie die Rinder, und sein Leib wurde benetzt vom Tau des Himmels, bis sein Haar wie Adlerfedern wuchs und seine Nägel wie Vogelkrallen. (Spr 11,2; Spr 16,18; Apg 12,23)31Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand[13] kehrte zu mir zurück. Und ich pries den Höchsten, und ich rühmte und verherrlichte den ewig Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Reich[14] von Generation zu Generation ⟨währt⟩. (1Mo 14,18; Ps 145,13; Dan 3,33; Dan 6,27; Dan 12,7; 1Tim 6,16; Offb 4,9)32Und alle Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet, und nach seinem Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels und den Bewohnern der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du? (Hi 9,12; Hi 42,2; Ps 135,6; Jes 40,15; Röm 9,10)33Zu derselben Zeit kehrte mein Verstand[15] zu mir zurück, und zur Ehre meines Königtums kehrten meine Herrlichkeit und mein Glanz zu mir zurück. Und meine Staatsräte und meine Gewaltigen suchten mich auf, und ich wurde wieder in mein Königtum eingesetzt, und außergewöhnliche Größe wurde mir hinzugefügt.34Nun rühme ich, Nebukadnezar, und erhebe und verherrliche den König des Himmels, dessen Werke allesamt Wahrheit und dessen Wege Recht sind und der die erniedrigen kann, die in Stolz einhergehen. (5Mo 32,4; 2Sam 22,31; 1Chr 29,10; Ps 111,7; Jes 2,11; Jes 13,11; Dan 9,14; Lk 1,51)