Hiob 38 | Schlachter 2000 Lutherbibel 2017

Hiob 38 | Schlachter 2000

Der Herr selbst antwortet Hiob und stellt ihm prüfende Fragen

1 Da antwortete der HERR dem Hiob aus dem Gewittersturm und sprach: 2 Wer verfinstert da den Ratschluss mit Worten ohne Erkenntnis? 3 Gürte doch deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, und du sollst mich belehren!

Die Schöpfung bezeugt Gottes Macht und die Ohnmacht des Menschen

4 Wo warst du, als ich den Grund der Erde legte? Sprich es aus, wenn du Bescheid weißt! 5 Wer hat ihre Maße bestimmt? Weißt du das? Oder wer hat die Messschnur über sie ausgespannt? 6 Worin wurden ihre Grundpfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, 7 als die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Söhne Gottes jubelten? 8 Wer hat das Meer mit Schleusen verschlossen, als es hervorbrach, heraustrat [wie] aus dem Mutterschoß, 9 als ich es in Wolken kleidete und Wolkendunkel zu seinen Windeln machte; 10 als ich ihm seine Grenze zog und Riegel und Tore einsetzte 11 und sprach: »Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier soll sich der Stolz deiner Wellen legen«? 12 Hast du, solange du lebst, jemals den Sonnenaufgang angeordnet und dem Morgenrot seinen Platz angewiesen, 13 dass es die Enden der Erde erfasse, damit die Frevler von ihr verscheucht werden? 14 Sie verwandelt sich wie Siegelton, und alles steht da wie ein [Pracht-]Gewand; 15 den Gottlosen wird ihr Licht entzogen, und der erhobene Arm wird zerbrochen. 16 Bist du auch bis zu den Quellen des Meeres gekommen, oder hast du den Urgrund der Meerestiefe durchwandelt? 17 Sind dir die Tore des Todes geöffnet worden, oder hast du die Pforten des Todesschattens gesehen? 18 Hast du die Breiten der Erde überschaut? Weißt du das alles, so sage es mir! 19 Welches ist denn der Weg zu den Wohnungen des Lichts, und wo hat denn die Finsternis ihren Ort, 20 dass du sie bis zu ihrer Grenze bringen und die Pfade zu ihrem Haus kennen könntest? 21 Du weißt es ja, denn zu der Zeit warst du geboren, und die Zahl deiner Tage ist groß! 22 Bist du auch bis zu den Vorratskammern des Schnees gekommen, und hast du die Speicher des Hagels gesehen, 23 die ich aufbehalten habe für die Zeit der Drangsal, für den Tag des Kampfes und der Schlacht? 24 Auf welchem Weg verteilt sich denn das Licht, und wie verbreitet sich der Ostwind über die Erde? 25 Wer hat der Regenflut ein Bett gewiesen und dem Donnerstrahl einen Weg, 26 damit es regne auf ein menschenleeres Land, auf die Wüste, wo kein Mensch ist, 27 um die Einöde und Wildnis zu sättigen, um das junge Grün hervorsprießen zu lassen? 28 Hat der Regen einen Vater, oder wer hat die Tropfen des Taus erzeugt? 29 Aus wessen Schoß ist das Eis hervorgegangen, und wer hat den Reif des Himmels geboren? 30 Wie zu Stein erstarrt das Wasser, und die Oberfläche der Fluten schließt sich fest zusammen. 31 Knüpfst du die Bande des Siebengestirns, oder kannst du die Fesseln des Orion lösen? 32 Kannst du die Sterne des Tierkreises herausführen zu ihrer Zeit, und leitest du den Großen Bären samt seinen Jungen? 33 Kennst du die Gesetze des Himmels, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde? 34 Kannst du deine Stimme zu den Wolken erheben, sodass dich Regengüsse bedecken? 35 Kannst du Blitze entsenden, dass sie hinfahren und zu dir sagen: Siehe, hier sind wir? 36 Wer hat Weisheit in die Nieren gelegt, oder wer hat dem Herzen Verstand verliehen? 37 Wer zählt die Wolken mit Weisheit, und wer schüttet die Schläuche des Himmels aus, 38 dass der Staub zu Klumpen wird und die Schollen aneinanderkleben?

Die Tierwelt weist auf die Größe und Weisheit Gottes hin

39 Jagst du die Beute für die Löwin und stillst du die Begierde der jungen Löwen, 40 wenn sie in ihren Höhlen kauern, im Dickicht auf der Lauer liegen? 41 Wer verschafft dem Raben seine Speise, wenn seine Jungen zu Gott schreien und herumflattern aus Mangel an Nahrung?

Bibeltext der Schlachter Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft Wiedergegeben mit der freundlichen Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Lutherbibel 2017

Die erste Rede des Herrn aus dem Sturm

1 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Sturm und sprach: 2 Wer ist’s, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Verstand? 3 Gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich! 4 Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir’s, wenn du so klug bist! 5 Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie die Messschnur gezogen hat? 6 Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, 7 als die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Gottessöhne jubelten? 8 Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es herausbrach wie aus dem Mutterschoß, 9 als ich’s mit Wolken kleidete und in Dunkel einwickelte wie in Windeln, 10 als ich ihm seine Grenze bestimmte und setzte ihm Riegel und Tore 11 und sprach: »Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!«? 12 Hast du zu deiner Zeit dem Morgen geboten und der Morgenröte ihren Ort gezeigt, 13 damit sie die Enden der Erde fasste und die Frevler von ihr abgeschüttelt würden? 14 Sie wandelt sich wie Ton unter dem Siegel und färbt sich bunt wie ein Kleid. 15 Und den Frevlern wird ihr Licht genommen und der erhobene Arm zerbrochen werden. 16 Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen und auf dem Grund der Tiefe gewandelt? 17 Haben sich dir des Todes Tore je aufgetan, oder hast du gesehen die Tore der Finsternis? 18 Hast du erkannt, wie breit die Erde ist? Sage es, wenn du das alles weißt! 19 Welches ist der Weg dahin, wo das Licht wohnt, und welches ist die Stätte der Finsternis, 20 dass du sie zu ihrem Gebiet bringen könntest und kennen die Pfade zu ihrem Hause? 21 Du weißt es ja, denn zu der Zeit wurdest du geboren, und deine Tage sind sehr viel! 22 Bist du gewesen, wo der Schnee herkommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel herkommt, 23 die ich verwahrt habe für die Zeit der Trübsal und für den Tag des Streites und Krieges? 24 Welches ist der Weg dahin, wo das Licht sich teilt und der Ostwind hinfährt über die Erde? 25 Wer hat dem Platzregen seine Bahn gebrochen und den Weg dem Blitz und Donner, 26 dass es regnet aufs Land, wo niemand ist, in der Wüste, wo kein Mensch ist, 27 damit Einöde und Wildnis gesättigt werden und das Gras wächst? 28 Hat der Regen einen Vater? Wer hat die Tropfen des Taus gezeugt? 29 Aus wessen Schoß geht das Eis hervor, und wer hat den Reif unter dem Himmel geboren, 30 dass das Wasser sich verbirgt, als wäre es Stein, und der Wasserspiegel gefriert? 31 Kannst du die Bande des Siebengestirns zusammenbinden oder den Gürtel des Orion auflösen? 32 Kannst du die Sterne des Tierkreises aufgehen lassen zur rechten Zeit oder die Bärin samt ihren Jungen heraufführen? 33 Weißt du des Himmels Ordnungen, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde? 34 Kannst du deine Stimme zu der Wolke erheben, dass dich die Menge des Wassers überströme? 35 Kannst du die Blitze aussenden, dass sie hinfahren und sprechen zu dir: »Hier sind wir«? 36 Wer hat dem Ibis Weisheit verliehen, und wer gab dem Hahn Einsicht? 37 Wer ist so weise, dass er die Wolken zählen könnte? Wer schüttet die Krüge des Himmels aus, 38 wenn der Erdboden hart wird, als sei er gegossen, und die Schollen fest aneinanderkleben? 39 Kannst du der Löwin ihren Raub zu jagen geben und die jungen Löwen sättigen, 40 wenn sie sich legen in ihren Höhlen und lauern in ihrem Versteck? 41 Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und irrefliegen, weil sie nichts zu essen haben?