1.Mose 44,16 | Neue Genfer Übersetzung

1.Mose 44,16 | Neue Genfer Übersetzung

Josef stellt seine Brüder auf die Probe

1 Nach der Feier befahl Josef seinem Hausverwalter: »Fülle die Säcke der Männer mit so viel Getreide, wie sie tragen können, und lege bei jedem das Geld, das er bezahlt hat, wieder oben in den Sack! 2 Beim Jüngsten lege außerdem meinen Becher dazu, du weißt, den silbernen.« Der Hausverwalter tat, was Josef ihm befohlen hatte. 3 Am Morgen, als es hell wurde, entließ man die Männer mit ihren Eseln auf die Heimreise. 4 Sie hatten kaum die Stadt verlassen und waren noch nicht weit gekommen, da befahl Josef seinem Hausverwalter: »Los! Jag den Männern nach! Wenn du sie eingeholt hast, dann frag sie: ›Warum habt ihr Gutes mit Bösem vergolten? 5 Ihr habt den Becher mitgenommen*, aus dem mein Herr trinkt und mit dessen Hilfe er die Zukunft voraussagt. Das war ein schweres Vergehen!‹« 6 Als der Hausverwalter die Brüder eingeholt hatte, stellte er sie mit diesen Worten zur Rede. 7 Sie entgegneten: »O Herr, wie kannst du uns ein solches Vergehen vorwerfen? Wir, deine Diener, würden so etwas niemals tun!* 8 Wir haben doch sogar das Geld, das wir in unseren Säcken gefunden hatten, wieder aus Kanaan mitgebracht und dir zurückgegeben. Warum sollten wir dann Silber oder Gold aus dem Haus deines Herrn stehlen? 9 Wenn sich der Becher bei einem von uns findet, dann soll derjenige sterben, und den Rest von uns kannst du als Sklaven nehmen.« 10 »Gut«, sagte der Hausverwalter, »ich durchsuche eure Sachen, wie ihr gesagt habt. Allerdings soll nur derjenige, bei dem der Becher gefunden wird, mein Sklave sein. Ihr anderen werdet nicht zur Verantwortung gezogen.« 11 Eilig stellte jeder der Brüder seinen Sack auf den Boden und öffnete ihn. 12 Der Hausverwalter ging der Reihe nach vom Ältesten bis zum Jüngsten und durchsuchte ihre Säcke. Bei Benjamin fand er den Becher. 13 Da zerrissen die Brüder entsetzt ihre Kleider. Jeder belud seinen Esel, und sie kehrten in die Stadt zurück. 14 Josef war noch in seinem Palast, als Juda und die Brüder eintrafen. Sie warfen sich vor ihm zu Boden, 15 und Josef stellte sie zur Rede: »Warum habt ihr das getan? Ihr hättet doch wissen müssen, dass ein Mann wie ich verborgene Dinge sehen kann!« 16 Juda antwortete: »Herr, was sollen wir sagen? Womit könnten wir uns rechtfertigen? Gott hat ans Licht gebracht, dass wir Schuld auf uns geladen haben.* Von nun an sind wir deine Sklaven – wir alle, nicht nur derjenige, bei dem der Becher gefunden wurde.« 17 »Das kommt gar nicht in Frage«, erwiderte Josef, »nur der, bei dem der Becher gefunden wurde, soll mein Sklave werden. Ihr anderen könnt in Frieden zu eurem Vater zurückkehren.«

Juda tritt für Benjamin ein

18 Da trat Juda vor und sagte: »Mein Herr, du bist so mächtig wie der Pharao selbst. Bitte erlaube mir, deinem Diener, dennoch, einige Worte an dich zu richten, ohne dass dein Zorn mich trifft. 19 Du hattest uns gefragt, ob wir noch einen Vater oder einen Bruder haben, 20 und wir haben geantwortet: ›Ja, wir haben noch einen Vater, aber er ist schon sehr alt. Er hat außer uns noch einen Sohn, der ihm in hohem Alter von seiner Lieblingsfrau geboren wurde. Der andere Sohn, den er von dieser Frau hatte*, ist tot. Deshalb ist der Jüngste alles, was ihm von ihr noch geblieben ist, und er liebt ihn sehr.‹ 21 Da hast du uns befohlen, ihn herzubringen, damit du ihn mit eigenen Augen sehen kannst. 22 Wir entgegneten: ›Das geht nicht. Unser Vater würde sterben, wenn er den Jungen ziehen lassen müsste.‹ 23 Doch du hast darauf bestanden: ›Wenn euer jüngster Bruder nicht mit euch hierher kommt, dürft ihr mir nicht mehr unter die Augen treten!‹ 24 Zu Hause erzählten wir unserem Vater von dem, was du gesagt hattest. 25 Als er uns einige Zeit später aufforderte, wieder nach Ägypten zu ziehen und Lebensmittel zu kaufen, 26 erinnerten wir ihn: ›Wir können nicht nach Ägypten reisen, wenn unser jüngster Bruder nicht mitkommt. Ohne ihn dürfen wir dem Stellvertreter des Pharaos* nicht mehr unter die Augen treten.‹ 27 Mein Vater gab uns zur Antwort: ›Ihr wisst, dass meine Lieblingsfrau nur zwei Söhne bekommen hat. 28 Der eine ist fortgegangen und wurde von wilden Tieren zerrissen.* Ich habe ihn nie wieder gesehen. 29 Und jetzt wollt ihr mir den anderen auch noch wegnehmen. Ich bin ein alter Mann, und wenn ihm etwas zustößt, dann wird der Kummer mich ins Grab bringen.*‹« 30 Juda fuhr fort: »Wenn ich nun zu meinem Vater ohne den Jungen zurückkäme, an dem er mit ganzem Herzen hängt, 31 würde er sterben. Dann hätten wir unseren alten Vater vor Kummer ins Grab gebracht.* 32 Ich habe mich für den Jungen verbürgt und meinem Vater gesagt: ›Wenn ich ihn dir nicht zurückbringe, will ich mein Leben lang die Schuld dafür tragen.‹ 33 Deshalb bitte ich dich: Lass mich anstelle dieses jungen Mannes dein Sklave werden. Ihn aber lass mit seinen Brüdern nach Hause zurückkehren. 34 Wenn der Junge nicht bei mir ist, kann ich meinem Vater nicht gegenübertreten, denn ich könnte seinen Schmerz nicht mitansehen.«