Jesaja 29 | Gute Nachricht Bibel 2018 Schlachter 2000

Jesaja 29 | Gute Nachricht Bibel 2018

Bedrohung und plötzliche Hilfe für Jerusalem

1 Der HERR sagt: »Weh dir, du Stadt, in der mein Opferherd* steht, du Stadt, vor der einst David sein Kriegslager aufschlug! Macht nur Jahr für Jahr so weiter, lasst den Kreis eurer Feste immer wieder ablaufen! 2 Ich werde euch so zusetzen, dass ihr nur noch wimmert und jammert. Dann soll eure Stadt wirklich zu meinem Opferherd werden! 3 Ich selbst werde rings um die Stadt mein Lager aufschlagen, sie mit Gräben und Wällen einschließen. 4 Dann liegt ihr erniedrigt am Boden, eure Stimme klingt dumpf, als käme sie tief unten aus der Erde; wie eine Geisterstimme aus der Totenwelt werdet ihr aus dem Staub heraus wispern. 5 Doch wie Staub im Wind wird die Menge der fremden Belagerer sein, wie davonwirbelnde Spreu das Heer der mächtigen Angreifer. Denn ganz plötzlich, ehe man sich’s versieht, 6 greife ich für euch ein, ich, der Herrscher der Welt,* mit Donnerschlägen und dröhnendem Getöse, mit Wirbelsturm und Gewitter und wütendem Feuer. 7 Wie ein böser Traum, wie eine nächtliche Erscheinung wird die Horde der Völker sein, die gegen die Stadt meines Opferherdes ausgezogen ist, sie belagert und bestürmt. 8 Ein Hungriger träumt davon, dass er sich satt isst, und wenn er aufwacht, knurrt ihm der Magen. Ein Durstiger träumt von Wasser, und wenn er aufwacht, hat er eine trockene Kehle und ist völlig erschöpft. So wird es dieser Völkerhorde ergehen, die über den Zionsberg herfallen will.«

Heuchelei und Verblendung

9 Entsetzt euch und werdet vor Entsetzen starr! Seid verblendet und werdet in Verblendung blind! Ihr seid betrunken, aber nicht von Wein! Ihr schwankt hin und her, und das ohne Bier! 10 Der HERR hat einen Geist über euch kommen lassen, der euch in tiefsten Schlaf versetzt hat. Eure Augen – die Propheten – hat er zugedrückt, und eure Köpfe – die Seher – hat er verhüllt. 11 Was der Prophet geschaut und verkündet hat, ist für euch wie ein versiegeltes Buch.* Gibt man es einem Menschen, der lesen kann, und sagt zu ihm: »Hier, lies das!«, so antwortet er: »Ich kann nicht, es ist versiegelt.« 12 Und gibt man es einem Ungebildeten, so antwortet er: »Ich kann nicht lesen.« 13 Der Herr hat gesagt: »Dieses Volk da behauptet, mich zu ehren. Aber sie ehren mich nur mit Worten, mit dem Herzen sind sie weit weg von mir. Ihr ganzer Gottesdienst ist sinnlos, denn er besteht nur in der Befolgung von Vorschriften, die Menschen sich ausgedacht haben. 14 Deshalb will ich auch weiterhin fremdartig und unverständlich an diesem Volk handeln. Dann wird die Weisheit seiner Weisen vergehen und von der Klugheit seiner Klugen wird nichts mehr übrig bleiben.« 15 Weh denen, die ihre Geheimpläne machen, ohne mit dem HERRN zu rechnen, die ihr Spiel im Dunkeln treiben und denken: »Wer sieht uns denn? Wer merkt schon etwas davon?« 16 Sie bilden sich ein, sie könnten die Rollen vertauschen! Der Ton kann doch nicht so tun, als wäre er der Töpfer! Oder kann das Werk von seinem Schöpfer sagen: »Er hat mich nicht gemacht«? Kann das Tongefäß vom Töpfer sagen: »Er versteht nichts davon«?

Die Umkehrung der Verhältnisse

17 Nur noch ganz kurze Zeit, dann verwandelt sich der abgeholzte Libanon in einen Obstgarten und der Obstgarten wird zu einem wahren Wald. 18 Dann werden selbst Taube hören, was aus dem Buch vorgelesen wird, und die Blinden kommen aus ihrer Nacht hervor und können sehen. 19 Für die Geringen wird der HERR eine Quelle ständig wachsender Freude sein, und die stets Benachteiligten werden jubeln über den heiligen Gott Israels. 20 Dann ist es aus mit den Unterdrückern und den frechen Spöttern. Ausgerottet werden alle, die Böses im Schilde führen, 21 alle, die andere zu Unrecht beschuldigen, die einen Richter daran hindern, Recht zu sprechen, und den, der Recht sucht, mit haltlosen Begründungen abweisen. 22 Darum sagt der HERR, der Abraham gerettet hat, zu den Nachkommen Jakobs: »Israel soll nicht länger enttäuscht werden und sich schämen müssen. 23 Wenn ihr seht, was ich in eurer Mitte tun werde, dann werdet ihr mich ehren, mich, den heiligen Gott Jakobs; ihr werdet alles tun, um mir, dem Gott Israels, nicht zu missfallen. 24 Dann kommen die, die ihren klaren Kopf verloren haben, wieder zur Einsicht und die Aufsässigen nehmen Vernunft an.«

Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Schlachter 2000

Weheruf über Jerusalem

1 Wehe dir, Ariel*, Ariel, du Stadt, wo David lagerte! Zählt noch ein Jahr zu diesem hinzu, die Feste mögen ihren Kreislauf vollenden! 2 Dann will ich Ariel bedrängen, dass Traurigkeit und Klage entstehen; und er wird mir zum rechten Gottesaltar werden. 3 Denn ich will dich ringsum belagern und dich mit einem Belagerungswall einschließen und Bollwerke gegen dich aufrichten. 4 Dann wirst du erniedrigt, von der Erde aus reden, und aus dem Staub werden deine Worte gedämpft ertönen. Deine Stimme wird wie die eines Totengeistes aus der Erde kommen und deine Rede aus dem Staub heraus flüstern. 5 Aber wie feiner Staub wird die Menge deiner Feinde sein und wie zerstiebende Spreu die Menge der Tyrannen, und das plötzlich, in einem Augenblick. 6 Vom HERRN der Heerscharen wirst du heimgesucht werden mit Donner und Erdbeben und mit großem Krachen, Sturmwind und Ungewitter und mit verzehrenden Feuerflammen. 7 Und wie ein Traum, wie ein Nachtgesicht wird die Menge aller Völker sein, die gegen Ariel zu Felde ziehen, und alle, die gegen ihn und seine Festung Krieg führen und ihn bedrängen. 8 Und es wird geschehen: Wie der Hungrige träumt, er esse, und wenn er erwacht, ist sein Verlangen ungestillt; oder wie der Durstige träumt, er trinke, und wenn er erwacht, so ist er matt und seine Seele lechzt — so wird es der Menge der Heidenvölker ergehen, die Krieg führen gegen den Berg Zion! 9 Stutzt und staunt, lasst euch verblenden und erblindet! Sie sind trunken, aber nicht vom Wein; sie schwanken, aber nicht vom Rauschtrank. 10 Denn der HERR hat über euch einen Geist tiefen Schlafes ausgegossen, und er hat eure Augen, die Propheten, verschlossen und eure Häupter, die Seher, verhüllt. 11 Darum ist alle Offenbarung für euch geworden wie die Worte eines versiegelten Buches. Wenn man dieses einem gibt, der lesen kann, und zu ihm sagt: Lies das!, so antwortet er: Ich kann nicht, weil es versiegelt ist! 12 Wenn man aber das Buch einem gibt, der nicht lesen kann, und zu ihm sagt: Lies das!, so spricht er: Ich kann nicht lesen! 13 Weiter spricht der Herr: Weil sich dieses Volk mit seinem Mund mir naht und mich mit seinen Lippen ehrt, während es doch sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist, 14 siehe, so will auch ich künftig mit diesem Volk wundersam, ja überaus wundersam und verwunderlich umgehen; und die Weisheit seiner Weisen soll zunichtewerden und der Verstand seiner Verständigen unauffindbar sein. 15 Wehe denen, die [ihren] Plan vor dem HERRN tief verbergen, damit ihre Werke im Finstern geschehen, die sprechen: Wer sieht uns, oder wer kennt uns? 16 O eure Verkehrtheit! Soll denn der Töpfer dem Ton gleichgeachtet werden oder das Werk von seinem Meister sagen: »Er hat mich nicht gemacht«? Oder soll das Geschöpf von seinem Schöpfer sagen: »Er versteht es nicht«?

Verheißung der künftigen Rettung für Israel

17 Geht es doch nur noch eine kleine Weile, so wird der Libanon in einen Baumgarten verwandelt und der Karmel für einen Wald gehalten werden. 18 An jenem Tag werden die Tauben die Worte des Buches hören, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis heraus sehen. 19 Und die Elenden werden wieder Freude am HERRN haben, und die Armen unter den Menschen werden frohlocken über den Heiligen Israels. 20 Denn der Tyrann hat ein Ende, und der Spötter verschwindet, und alle sollen ausgerottet werden, die auf Unrecht lauern, 21 die einen Menschen auf bloße Anklage hin schuldig sprechen und demjenigen Schlingen legen, der im Tor Recht spricht, und den Gerechten aus nichtigen Gründen verdrängen. 22 Darum, so spricht der HERR zum Haus Jakobs, er, der Abraham erlöst hat: Nun soll Jakob nicht mehr zuschanden werden, und nun soll sein Angesicht nicht mehr erbleichen. 23 Denn wenn er, wenn seine Kinder das Werk meiner Hände in ihrer Mitte sehen, so werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten; 24 und die, welche in ihrem Geist irren, werden Einsicht bekommen, und die Murrenden werden Belehrung annehmen.