Apostelgeschichte 22 | Gute Nachricht Bibel 2018 Schlachter 2000

Apostelgeschichte 22 | Gute Nachricht Bibel 2018

Paulus schildert seine Vergangenheit als Christenverfolger

1 »Liebe Brüder und Väter, hört, was ich euch zu meiner Verteidigung zu sagen habe!« 2 Als sie hörten, dass er auf Hebräisch zu ihnen sprach, wurden sie noch stiller und Paulus konnte weiterreden: 3 »Ich bin ein Jude aus Tarsus in Kilikien, aber aufgewachsen bin ich hier in Jerusalem. Mein Lehrer war Gamaliël. Bei ihm erhielt ich eine sorgfältige Ausbildung im Gesetz unserer Vorfahren, und ich trat ebenso leidenschaftlich für den Gott Israels ein, wie ihr alle es heute tut. 4 Ich bekämpfte die Lehre der Christen* bis aufs Blut. Männer und Frauen nahm ich fest und ließ sie ins Gefängnis werfen. 5 Der Oberste Priester und der ganze jüdische Rat können das bestätigen. Ich ließ mir von ihnen sogar Briefe an die jüdischen Brüder in den Synagogen von Damaskus geben. Darin wurde mir die Vollmacht erteilt, auch dort die Menschen, die zu Jesus hielten, festzunehmen und sie in Ketten nach Jerusalem zu bringen, damit sie dort bestraft würden.«

Paulus schildert seine Berufung durch Christus und seine Sendung zu den nicht jüdischen Völkern

6 »Doch dann geschah es: Auf dem Weg nach Damaskus, kurz vor der Stadt, umstrahlte mich plötzlich gegen Mittag ein blendend helles Licht vom Himmel. 7 Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: ›Saul, Saul, warum verfolgst du mich?‹ 8 ›Wer bist du, Herr?‹, fragte ich und die Stimme sagte: ›Ich bin Jesus von Nazaret,* den du verfolgst!‹ 9 Meine Begleiter sahen wohl das Licht, hörten aber nicht die Stimme, die mit mir redete. 10 Ich fragte: ›Herr, was soll ich tun?‹ Der Herr sagte: ›Steh auf und geh nach Damaskus! Dort wirst du alles erfahren, was Gott dir zu tun bestimmt hat.‹ 11 Von dem hellen Lichtstrahl war ich blind geworden und musste mich von meinen Begleitern nach Damaskus führen lassen. 12 Dort lebte ein frommer Mann, Hananias, der sich streng an das Gesetz hielt und bei allen Juden in der Stadt in gutem Ruf stand. 13 Er suchte mich auf, trat zu mir und sagte: ›Bruder Saul, du sollst wieder sehen!‹ Im gleichen Augenblick wurden meine Augen geöffnet und ich sah ihn vor mir stehen. 14 Er sagte: ›Der Gott unserer Vorfahren hat dich dazu erwählt, seinen Heilsplan kennenzulernen und den einzig Gerechten zu sehen und aus seinem Mund das Wort zu hören, das dich auf den Weg weist.* 15 Denn du sollst vor allen Menschen für ihn eintreten und allen bezeugen, was du gesehen und gehört hast. 16 Was zögerst du noch? Steh auf und lass dich taufen! Bekenne dich zum Namen von Jesus und lass dir deine Sünden abwaschen!‹ 17 Als ich dann wieder nach Jerusalem zurückgekehrt war und hier im Tempel betete, hatte ich eine Vision. 18 Ich sah den Herrn, der sagte zu mir: ›Verlass Jerusalem auf dem schnellsten Weg, denn die Leute hier werden dir nicht glauben, wenn du für mich eintrittst.‹ 19 ›Herr‹, sagte ich, ›aber gerade sie müssten mir doch glauben; denn sie wissen ja, wie ich früher in den Synagogen deine Anhänger festnehmen und auspeitschen ließ. 20 Auch als dein Zeuge Stephanus gesteinigt wurde, war ich dabei; ich war mit allem einverstanden und bewachte die Kleider seiner Mörder.‹ 21 Doch der Herr sagte: ›Geh, ich will dich weit hinaus zu fremden Völkern senden!‹«

Paulus löst einen Tumult aus und stellt sich unter den Schutz des römischen Bürgerrechts

22 Bis dahin hatte die Menge Paulus ruhig zugehört. Aber jetzt, bei diesem letzten Satz, fingen sie alle an zu schreien: »Weg mit ihm! So einer muss von der Erde verschwinden! Es gehört sich nicht, dass er lebt!« 23 Sie tobten, rissen sich die Kleider vom Leib und warfen Staub in die Luft. 24 Der Kommandant befahl, Paulus in die Kaserne zu bringen. Er wollte ihn unter Peitschenhieben verhören lassen, um herauszubringen, warum die Juden so wütend auf ihn waren. 25 Als die Soldaten ihn schon festbinden wollten, sagte Paulus zu dem Hauptmann, der die Ausführung überwachte: »Dürft ihr denn einen römischen Bürger auspeitschen, noch dazu ohne ein ordentliches Gerichtsverfahren?« 26 Der Hauptmann lief zum Kommandanten und sagte: »Weißt du, was du da tust? Der Mann hat das römische Bürgerrecht!« 27 Der Kommandant ging selbst zu Paulus und fragte ihn: »Bist du wirklich römischer Bürger?« Paulus bestätigte es, 28 und der Kommandant sagte zu ihm: »Ich musste für mein Bürgerrecht viel Geld bezahlen.« Paulus erwiderte: »Ich besitze es von Geburt an!« 29 Die Männer, die ihn verhören sollten, ließen sofort von ihm ab, und der Kommandant bekam es mit der Angst zu tun, weil er einen römischen Bürger hatte fesseln lassen.

Paulus vor dem jüdischen Rat

30 Am folgenden Tag machte der Kommandant einen weiteren Versuch, herauszubringen, was die Juden so gegen Paulus aufgebracht hatte. Er ließ ihm die Ketten abnehmen, gab Befehl, die führenden Priester und den ganzen jüdischen Rat zusammenzurufen, und stellte Paulus vor die Versammlung.

Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Schlachter 2000

Die Rede des Paulus an das jüdische Volk

1 Ihr Männer, Brüder und Väter, hört jetzt meine Verteidigung vor euch an! 2 Als sie aber hörten, dass er in hebräischer Sprache zu ihnen redete, wurden sie noch ruhiger; und er sprach: 3 Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in Tarsus in Cilicien, aber erzogen in dieser Stadt, zu den Füßen Gamaliels, unterwiesen in der gewissenhaften Einhaltung des Gesetzes der Väter, und ich war ein Eiferer für Gott, wie ihr alle es heute seid. 4 Ich verfolgte diesen Weg bis auf den Tod, indem ich Männer und Frauen band und ins Gefängnis überlieferte, 5 wie mir auch der Hohepriester und die ganze Ältestenschaft Zeugnis gibt. Von ihnen empfing ich sogar Briefe an die Brüder und zog nach Damaskus, um auch die, welche dort waren, gebunden nach Jerusalem zu führen, damit sie bestraft würden. 6 Es geschah mir aber, als ich auf meiner Reise in die Nähe von Damaskus kam, dass mich am Mittag plötzlich vom Himmel her ein helles Licht umstrahlte. 7 Und ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die zu mir sprach: Saul! Saul! Warum verfolgst du mich? 8 Ich aber antwortete: Wer bist du, Herr? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus, der Nazarener, den du verfolgst! 9 Meine Begleiter aber sahen zwar das Licht und wurden voll Furcht, aber die Stimme dessen, der mit mir redete, hörten sie nicht. 10 Und ich sprach: Was soll ich tun, Herr? Der Herr sprach zu mir: Steh auf und geh nach Damaskus! Dort wird man dir alles sagen, was dir zu tun bestimmt ist. 11 Da ich aber wegen des Glanzes jenes Lichtes nicht sehen konnte, wurde ich von meinen Begleitern an der Hand geführt und kam nach Damaskus. 12 Aber ein gewisser Ananias, ein gottesfürchtiger Mann nach dem Gesetz, der von allen Juden, die dort wohnen, ein gutes Zeugnis hat, 13 der kam zu mir, trat herzu und sprach zu mir: Bruder Saul, werde wieder sehend! Und zur selben Stunde konnte ich ihn sehen. 14 Er aber sprach: Der Gott unserer Väter hat dich vorherbestimmt, seinen Willen zu erkennen und den Gerechten zu sehen und die Stimme aus seinem Mund zu hören; 15 denn du sollst bei allen Menschen ein Zeuge für ihn sein von dem, was du gesehen und gehört hast. 16 Und nun, was zögerst du? Steh auf und lass dich taufen, und lass deine Sünden abwaschen, indem du den Namen des Herrn anrufst! 17 Es geschah mir aber, als ich nach Jerusalem zurückgekehrt war und im Tempel betete, dass ich in eine Verzückung geriet 18 und Ihn sah, der zu mir sprach: Eile und geh schnell aus Jerusalem fort, denn sie werden dein Zeugnis über mich nicht annehmen! 19 Und ich sprach: Herr, sie wissen selbst, dass ich die, welche an dich glaubten, ins Gefängnis werfen und in den Synagogen schlagen ließ, 20 und dass auch ich dabeistand, als das Blut deines Zeugen Stephanus vergossen wurde, und seiner Hinrichtung zustimmte und die Kleider derer verwahrte, die ihn töteten. 21 Und er sprach zu mir: Geh hin, denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden! 22 Sie hörten ihm aber zu bis zu diesem Wort; und dann erhoben sie ihre Stimme und sprachen: Hinweg mit einem solchen von der Erde! Denn es darf nicht sein, dass er am Leben bleibt!

Paulus vor dem römischen Befehlshaber

23 Als sie aber schrien und die Kleider von sich warfen und Staub in die Luft schleuderten, 24 ließ der Befehlshaber ihn in die Kaserne führen und befahl, ihn unter Geißelhieben zu verhören, um zu erfahren, aus welchem Grund sie derart über ihn schrien. 25 Als man ihn aber mit den Riemen festband, sprach Paulus zu dem Hauptmann, der dabeistand: Ist es euch erlaubt, einen Römer zu geißeln, und dazu noch ohne Urteil? 26 Als der Hauptmann das hörte, ging er hin und meldete es dem Befehlshaber und sprach: Hab acht, was du tun willst, denn dieser Mensch ist ein Römer! 27 Da kam der Befehlshaber herzu und sprach zu ihm: Sage mir, bist du ein Römer? Er antwortete: Ja! 28 Und der Befehlshaber erwiderte: Ich habe dieses Bürgerrecht für eine große Summe erworben. Paulus aber sprach: Ich dagegen bin sogar darin geboren! 29 Sogleich ließen die, welche ihn gewaltsam verhören wollten, von ihm ab, und auch der Befehlshaber fürchtete sich, nachdem er erfahren hatte, dass er ein Römer war, und weil er ihn hatte fesseln lassen. 30 Da er aber mit Gewissheit erfahren wollte, weshalb er von den Juden angeklagt wurde, ließ er ihm am folgenden Tag die Fesseln abnehmen und befahl den obersten Priestern samt ihrem ganzen Hohen Rat, zu kommen; und er führte Paulus hinab und stellte ihn vor sie.