Klagelieder 3 | Gute Nachricht Bibel 2018 Hoffnung für alle

Klagelieder 3 | Gute Nachricht Bibel 2018

Hoffnung trotz tiefster Not

1 Ich bin der Mann, der viel gelitten hat unter den zornigen Schlägen des HERRN. 2 Ich bin es, den er vor sich hertrieb, immer tiefer in die dunkelste Nacht. 3 Immer nur mich traf seine Faust, Tag für Tag, ohne einzuhalten. 4 Er lässt meine Haut und mein Fleisch zerfallen und zerbricht mir alle meine Knochen. 5 Von allen Seiten schließt er mich ein, er umstellt mich mit Bitterkeit und Qual. 6 In Finsternis lässt er mich wohnen wie die, die schon seit Langem tot sind. 7 Er hat mich ummauert und in Ketten gelegt, aus diesem Gefängnis gibt es keinen Ausweg. 8 Ich kann um Hilfe schreien, soviel ich will – mein Rufen dringt nicht durch bis an sein Ohr. 9 Er hat mir den Weg mit Steinen versperrt, sodass ich ständig in die Irre gehe. 10 Wie ein Bär hat er mir aufgelauert, wie ein Löwe in seinem Hinterhalt. 11 Er hat mich vom Weg heruntergezerrt,* dann hat er mich zusammengeschlagen. 12 Er hat den Bogen auf mich angelegt und mich als Ziel für seine Pfeile benutzt. 13 Pfeil auf Pfeil hat er abgeschossen und mir den Rücken damit durchbohrt. 14 Die Leute meines Volkes lachen mich aus, täglich singen sie ihr Spottlied über mich. 15 Er gab mir die bitterste Kost zu essen und ließ mich bitteren Wermut trinken. 16 Er hat mich in den Staub gedrückt und mich gezwungen, Kies zu kauen. 17 Das ruhige Leben hat er mir genommen; ich weiß nicht mehr, was Glück bedeutet. 18 Ich habe keine Zukunft mehr, vom HERRN ist nichts mehr zu erhoffen! 19 An all dieses rastlose Elend zu denken ist Gift für mich und macht mich bitter. 20 Doch immer wieder muss ich daran denken und bin erfüllt von Verzweiflung und Schwermut. 21 Ich will mich an etwas anderes erinnern, damit meine Hoffnung wiederkommt: 22 Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben. Sein Erbarmen ist noch nicht zu Ende, 23 seine Liebe ist jeden Morgen neu und seine Treue unfassbar groß. 24 Ich sage: Der HERR ist mein Ein und Alles; darum setze ich meine Hoffnung auf ihn. 25 Der HERR ist gut zu denen, die nach ihm fragen, zu allen, die seine Nähe suchen. 26 Darum ist es das Beste, zu schweigen und auf die Hilfe des HERRN zu warten. 27 Für jeden Menschen ist es gut, wenn er schon früh gelernt hat, Last zu tragen. 28 Wenn der HERR ihm etwas auferlegt, soll er für sich allein bleiben und schweigen. 29 Er soll seinen Mund auf den Boden pressen – vielleicht ist doch noch Hoffnung auf Hilfe! 30 Dem, der ihn schlägt, soll er die Backe hinhalten und alle Schmach und Schande auf sich nehmen. 31 Der Herr verstößt uns nicht für immer. 32 Auch wenn er uns Leiden schickt, erbarmt er sich doch wieder über uns, weil seine Liebe so reich und groß ist. 33 Es macht ihm selbst keine Freude, seinen Kindern Schmerz und Kummer zu bereiten. 34 Alle Gefangenen in unserem Land wurden getreten und misshandelt; 35 unter den Augen des höchsten Gottes wurden sie um ihr Recht gebracht; 36 Unschuldige wurden verurteilt – und das soll der Herr nicht gesehen haben? 37 Wer sonst spricht ein Wort und es geschieht? Geschieht nicht alles auf seinen Befehl? 38 Wenn Glück oder Unglück über uns kommt, hat nicht der Höchste es angeordnet? 39 Mit welchem Recht beklagt sich der Mensch bei Gott? Gegen seine Sünde soll er Klage erheben! 40 Lasst uns unser Leben überprüfen und wieder umkehren zu dem HERRN! 41 Lasst uns die Hände zum Himmel strecken und Herz und Sinn zum HERRN hinwenden! 42 Wir haben gesündigt und dir, HERR, getrotzt und du hast uns die Schuld noch nicht vergeben. 43 Du hast dich ganz in deinen Zorn gehüllt, uns schonungslos gejagt und getötet. 44 In einer Wolke hast du dich versteckt, damit kein Gebet dich erreichen konnte. 45 Wie Dreck hast du uns zusammengekehrt, wie Abfall mitten unter den Völkern. 46 Alle unsere Feinde spotten über uns, höhnisch reißen sie ihre Mäuler auf. 47 Schrecken und Entsetzen wurden unser Los, Zusammenbruch und Untergang. 48 Meine Augen zerfließen in Tränen, weil mein Volk zugrunde gegangen ist. 49 Wie ein Bach, der nie zur Ruhe kommt, strömen meine Tränen, ohne zu versiegen, 50 bis der HERR sich vom Himmel herabneigt und seinen Blick wieder auf uns richtet. 51 Es tut mir weh, wenn ich sehen muss, wie es den Frauen in der Stadt ergeht. 52 Sie haben mir nachgestellt wie einem Vogel, obwohl ich niemandem Anlass gab, mein Feind zu sein. 53 Sie haben mich lebend in die Grube gestürzt und einen Stein auf die Öffnung gewälzt. 54 Das Wasser stieg mir bis an die Kehle, ich dachte schon, es sei aus mit mir. 55 Da rief ich zu dir, HERR, um Hilfe; aus der Tiefe der Grube schrie ich zu dir: 56 »Verschließ dein Ohr nicht! Hör mein Flehen!« Und du hast meinen Hilferuf gehört! 57 Als ich zu dir schrie, bist du gekommen und hast zu mir gesagt: »Hab keine Angst!« 58 Du hast mich verteidigt und mir Recht verschafft; das Leben hast du mir gerettet. 59 Du weißt, was sie mir angetan haben. Stell mein Recht doch völlig wieder her! 60 Du hast ihren ganzen Hass gesehen und ihre finsteren Pläne gegen mich. 61 Du hast gehört, wie sie mich schmähten und ihre Pläne gegen mich berieten. 62 Alles, was sie reden und denken, ist gegen mich gerichtet, Tag für Tag. 63 Behalte ihr Tun und Lassen fest im Auge! Noch immer singen sie ihr Spottlied auf mich. 64 Alles, was sie mir angetan haben, HERR, zahl es ihnen heim, vergilt es ihnen! 65 Verblende sie, verwirre ihren Sinn, schleudere deinen Fluch gegen sie! 66 Verfolge sie mit deinem ganzen Zorn und fege sie von der Erde weg!

Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Hoffnung für alle

Hoffnung in der größten Not

1 Seht mich an – wie viel Elend muss ich ertragen! Ich bin der Mann, den Gott mit seiner Rute schlägt. 2 Voller Zorn hat er mich fortgejagt und immer tiefer in die Finsternis getrieben. 3 Gegen mich sind seine Hiebe gerichtet, den ganzen Tag trifft mich seine strafende Hand. 4 Davon bin ich abgemagert und krank geworden; all meine Knochen hat er mir zerschlagen. 5 Bitteres Leid und Trauer haben mich überwältigt, Gott selbst hat mich darin eingeschlossen. 6 In völliger Dunkelheit lässt er mich zurück, als wäre ich schon lange tot. 7 Mit schweren Ketten hat er mich gefesselt und mein Gefängnis mit hohen Mauern umgeben. 8 Wenn ich schreie und um Hilfe rufe, so verschließt er sich meinem Gebet. 9 Wohin ich mich wende, jeder Weg ist versperrt – Gott lässt mich nicht entkommen! 10 Er hat mir aufgelauert wie ein Bär, wie ein Löwe in seinem Versteck. 11 Er hat mich vom Weg abgedrängt, mich zerfleischt und hilflos liegen lassen. 12 Er spannte seinen Bogen und zielte mit seinen Pfeilen auf mich. 13 Immer wieder griff er in seinen Köcher und schoss mir mitten durchs Herz. 14 Mein Volk verlacht mich Tag für Tag, sie singen Spottlieder auf mich. 15 Gott reicht mir bittere Kräuter zu essen und füllt mir den Becher mit Wermut. 16 Er gibt mir Steine statt Brot, er tritt mich tief in den Staub. 17 Was Frieden und Glück ist, weiß ich nicht mehr. Du, Herr, hast mir alles genommen. 18 Darum sagte ich: »Meine Kraft ist geschwunden, und meine Hoffnung auf den HERRN ist dahin. 19 Meine Not ist groß, ich habe keine Heimat mehr. Schon der Gedanke daran macht mich bitter und krank. 20 Und doch muss ich ständig daran denken und bin vor lauter Grübeln am Boden zerstört.« 21 Aber eine Hoffnung bleibt mir noch, an ihr halte ich trotz allem fest: 22 Die Güte des HERRN hat kein Ende,* sein Erbarmen hört niemals auf, 23 es ist jeden Morgen neu! Groß ist deine Treue, o Herr! 24 Darum setze ich meine Hoffnung auf ihn, der HERR ist alles, was ich brauche*. 25 Denn der HERR ist gut zu dem, der ihm vertraut und ihn von ganzem Herzen sucht. 26 Darum ist es das Beste, geduldig zu sein und auf die Hilfe des HERRN zu warten. 27 Und es ist gut für einen Menschen, wenn er schon früh lernt, Schweres zu tragen. 28 Wenn Gott ihm die Last auferlegt, soll er es annehmen und nicht aufbegehren. 29 Demütig beuge er sich tief in den Staub, vielleicht gibt es ja noch Hoffnung für ihn. 30 Wenn man ihn schlägt, soll er die Wange hinhalten und die Demütigung still ertragen. 31 Denn wenn der Herr einen Menschen verstößt, dann tut er es nicht für immer und ewig. 32 Er lässt ihn zwar leiden, aber erbarmt sich auch wieder, denn seine Gnade und Liebe ist groß. 33 Wenn er strafen muss, hat er keine Freude daran, sondern das Leid seiner Kinder schmerzt ihn auch selbst. 34 Es gibt so viel Unrecht in diesem Land: Die Gefangenen werden mit Füßen getreten, 35 vor den Augen des höchsten Gottes bringt man Unschuldige um ihr Recht. 36 Vor Gericht wird gelogen und betrogen – meint ihr etwa, der Herr sieht das nicht? 37 Wer kann etwas geschehen lassen, wenn der Herr es nicht befiehlt? 38 Alles Glück haben wir ihm zu verdanken, und genauso kommt das Unglück aus seiner Hand. 39 Solange wir leben, brauchen wir uns nicht zu beklagen. Sind es nicht unsere Sünden, für die Gott uns bestraft? 40 Kommt, wir wollen unser Leben sorgfältig prüfen und wieder zurückkehren zum HERRN! 41 Ihm wollen wir unsere Herzen öffnen, zu unserem Gott im Himmel die Hände erheben: 42 »Herr, wir haben gesündigt und dir die Treue gebrochen – und das hast du uns nicht vergeben! 43 Stattdessen hast du dich in Zorn gehüllt, du hast uns verfolgt und erbarmungslos getötet! 44 In einer dichten Wolke hast du dich verborgen, kein Gebet konnte mehr zu dir durchdringen. 45 Du hast dafür gesorgt, dass die Völker uns wie Dreck behandeln, zum Abschaum der Menschheit sind wir geworden. 46 Unsere Feinde stecken die Köpfe zusammen und zerreißen sich das Maul über uns. 47 Angst und Schrecken haben uns gepackt, überall erlebten wir Zerstörung und Tod.« 48 Mein geliebtes Volk ist dem Untergang nahe, darum muss ich hemmungslos weinen. 49 Unaufhörlich fließen meine Tränen. Ich werde so lange keine Ruhe finden, 50 bis der HERR vom Himmel herabschaut und unser Schicksal endlich beachtet. 51 Mir bricht das Herz, wenn ich sehe, wie es den Frauen in der Stadt ergeht. 52 Ich habe meinen Feinden nichts getan, doch sie haben mich gefangen wie einen Vogel. 53 Sie stürzten mich lebend in einen Brunnen und warfen Steine auf mich herab. 54 Das Wasser schlug über mir zusammen, und ich dachte schon: »Das ist das Ende!« 55 Da schrie ich zu dir um Hilfe, o HERR, tief unten aus der Grube flehte ich dich an, 56 deine Ohren nicht vor mir zu verschließen. Und wirklich: Du hast mich erhört! 57 Als ich rief, kamst du mir ganz nahe und sprachst: »Fürchte dich nicht!« 58 Herr, du bist für mich eingetreten und hast mein Leben gerettet. 59 Du weißt, wie viel Unrecht ich erleiden musste. HERR, schaffe du mir nun Recht! 60 Du kennst die Rachsucht meiner Feinde und die Pläne, die sie gegen mich schmieden. 61 HERR, du hast gehört, wie sie mich schmähen, ihre finsteren Intrigen sind dir nicht verborgen. 62 Tagein, tagaus verhöhnen sie mich, immer ziehen sie über mich her. 63 Sieh sie dir an und hör doch die Spottlieder, die sie von früh bis spät über mich singen! 64 Ich bitte dich: Vergelte es ihnen, o HERR! Gib ihnen den gerechten Lohn für ihre Taten! 65 Lass ihre Herzen hart und verblendet sein, ja, möge dein Fluch über sie kommen! 66 Verfolge sie, bis dein Zorn sie trifft, und lass sie von deiner Erde verschwinden!