1SIE Ich wünschte mir, dass du mein Bruder wärst, den meine Mutter an der Brust genährt hat. Dann dürfte ich dich unbekümmert küssen, wenn ich dich draußen auf der Straße treffe, und niemand würde dann die Nase rümpfen.2Ich nähm dich mit zum Hause meiner Mutter; du könntest mich im Zärtlichsein belehren, ich gäbe dir gewürzten Wein zu trinken und meinen Most von Früchten des Granatbaums.3Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf und mit dem rechten hält er mich umschlungen.4Ihr Mädchen alle, ich beschwöre euch, dass ihr uns nicht in unsrer Liebe stört! DIE MÄDCHEN
Unüberwindlich wie der Tod
5Wer kommt dort herauf aus der Wüste, gestützt auf den Arm ihres Liebsten? SIE Hier unterm Apfelbaum6hab ich dich aufgeweckt, wo deine Mutter dich empfing und auch gebar. Du trägst den Siegelring an einer Schnur auf deiner Brust. So nimm mich an dein Herz! Du trägst den Reif um deinen Arm. So eng umfange mich! Unüberwindlich ist der Tod: Niemand entrinnt ihm, keinen gibt er frei. Unüberwindlich – so ist auch die Liebe, und ihre Leidenschaft brennt wie ein Feuer.
Besorgte Brüder
7Kein Wasser kann die Glut der Liebe löschen und keine Sturzflut schwemmt sie je hinweg. Wer meint, er könne solche Liebe kaufen, der ist ein Narr, er hat sie nie gekannt! IHRE BRÜDER8Noch ist unsre kleine Schwester für die Liebe viel zu jung, denn sie hat noch keine Brüste. Kommt sie erst ins rechte Alter, dass sie jemand freien will, müssen ihre Brüder wachen.9Sperrt sie sich wie eine Mauer, schmückt man sie mit Silberzinnen. Gleicht sie einer offenen Pforte, schließt man sie mit Zedernbalken. SIE
Glücklicher als Salomo
10Eine starke Mauer bin ich, Türmen gleichen meine Brüste. Trotzdem will ich mich ergeben, bitte meinen Freund um Frieden. ER11Salomo hat einen Weinberg auf dem Hang von Ba’al-Hamon. Für die Ernte würde jeder tausend Silberstücke zahlen; darum wird er streng bewacht.
Liebesruf
12Salomo gönn ich die tausend, auch den Wächtern noch zweihundert – ich hab meinen eigenen Weinberg! ER13Du Mädchen in den Gärten, die Freunde warten schon: Lass deine Stimme hören und rufe mich zu dir! SIE14Komm schnell zu mir, mein Liebster! Komm, eile wie ein Hirsch; sei flink wie die Gazelle, die in den Bergen wohnt.
Hoffnung für alle
Könnten wir doch ungestört sein!
1Sie: Ach, wärst du doch mein Bruder, hätte meine Mutter dich doch gestillt! Dann könnte ich dich unbekümmert küssen, wenn wir uns auf der Straße treffen, und niemand würde Anstoß daran nehmen!2Ins Haus meiner Mutter würde ich dich führen, dort könntest du mir deine Liebe zeigen; ich gäbe dir gewürzten Wein zu trinken und Nektar von meinen Granatäpfeln.3Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf, und mit dem rechten hält er mich umschlungen.
Die Macht der Liebe
4Ihr Mädchen von Jerusalem, ich beschwöre euch: Weckt die Liebe nicht auf und facht die Leidenschaft nicht an, bis die Zeit dafür kommt!* Die Mädchen:5Wer ist sie, die heraufkommt aus der Wüste, Arm in Arm mit ihrem Liebsten? Sie: Unter dem Apfelbaum, da habe ich deine Liebe geweckt, dort, wo deine Mutter dich empfing, wo sie dir das Leben gab.6Lass mich deinem Herzen nahe sein, so wie der Siegelring auf deiner Brust. Ich will einzigartig für dich bleiben, so wie der Siegelreif um deinen Arm. Unüberwindlich wie der Tod, so ist die Liebe, und ihre Leidenschaft so unentrinnbar wie das Totenreich! Wen die Liebe erfasst hat, der kennt ihr Feuer: Sie ist eine Flamme des HERRN*!
Leicht zu erobern?
7Mächtige Fluten können sie nicht auslöschen, gewaltige Ströme sie nicht fortreißen. Böte einer seinen ganzen Besitz, um die Liebe zu kaufen, so würde man ihn nur verspotten. Die Brüder:8Unsre Schwester ist fast noch ein Kind und hat noch keine Brüste. Doch kommt einmal die Zeit, dass jemand um sie werben wird, dann müssen wir zur Stelle sein!9Wenn sie uneinnehmbar ist wie eine Mauer, dann schmücken wir sie mit einem silbernen Turm. Doch wenn sie leicht zu erobern ist wie eine offene Tür, dann verriegeln wir sie mit Zedernbalken. Sie:
Reicher als Salomo
10Ich bin wie eine starke Mauer, und meine Brüste sind wie Wachtürme. Darum habe ich das Herz meines Liebsten gewonnen.* Sie:11Salomo besaß einen Weinberg in Baal-Hamon. Er überließ ihn den Pächtern, und bei der Ernte sollte jeder ihm tausend Silbermünzen zahlen.
Rufe nur mich
12Die tausend gönne ich dir, Salomo, und zweihundert den Pächtern, doch über meinen Weinberg verfüge ich ganz allein! Er:13Du Mädchen in den Gärten, noch andre Männer lauschen, ob du sie rufst. Nur mich lass deine Stimme hören! Sie:14Ja, komm rasch zu mir, mein Liebster! Sei schnell wie eine Gazelle, flink wie ein junger Hirsch, der von den Bergen kommt, wo duftende Kräuter wachsen!
Diese Website verwendet Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzererfahrung bieten zu können.