Richter 6 | Gute Nachricht Bibel 2018 Einheitsübersetzung 2016

Richter 6 | Gute Nachricht Bibel 2018

Gott straft die Israeliten durch die Midianiter

1 Von Neuem taten die Leute von Israel, was dem HERRN missfällt. Deshalb gab er sie sieben Jahre lang in die Gewalt der Midianiter, 2 die ihnen hart zusetzten. Die Leute von Israel versteckten sich vor ihnen in Höhlen und unzugänglichen Schluchten und verschanzten sich auf den Bergen. 3 Jedes Mal wenn sie Getreide gesät hatten, fielen die Midianiter zusammen mit den Amalekitern und mit Beduinen aus dem Osten in das Land ein 4 und verwüsteten die Felder bis hin nach Gaza. Sie ließen nichts Essbares zurück und raubten alles Vieh – Schafe, Ziegen, Rinder und Esel. 5 Mit ihren Herden und Zelten zogen sie heran, um das Land auszuplündern. Sie waren so zahlreich wie die Heuschrecken; niemand konnte sie und ihre Kamele zählen. 6 Durch die Raubzüge der Midianiter wurden die Israeliten bettelarm. In ihrer Not schrien sie zum HERRN um Hilfe. 8 Da sandte er ihnen einen Propheten; der sagte zu ihnen: »So spricht der HERR, der Gott Israels: ›Ich habe euch aus der Sklaverei in Ägypten befreit und euch hierher geführt. 9 Ich habe euch vor den Ägyptern gerettet und ebenso aus der Hand aller Völker, die euch unterdrückten. Ich habe diese Völker vor euch her aus ihrem Land vertrieben und es euch gegeben. 10 Und ich habe zu euch gesagt: Ich bin der HERR, euer Gott; verehrt nicht die Götter der Amoriter, in deren Land ihr lebt! Aber ihr habt nicht auf mich gehört.‹«

Gott beruft Gideon zum Retter Israels

11 Der Engel des HERRN kam und setzte sich unter die Eiche bei Ofra. Der Platz gehörte zum Grundbesitz Joaschs, eines Mannes aus der Sippe Abiëser. Sein Sohn Gideon war gerade dabei, in der nahe gelegenen Weinkelter Weizen zu dreschen, um ihn vor den Midianitern in Sicherheit zu bringen. 12 Da zeigte sich ihm der Engel des HERRN und sagte: »Gott mit dir, du tapferer Krieger!« 13 Gideon erwiderte: »Verzeihung, mein Herr! Aber wenn wirklich Gott mit uns ist, wie konnte uns dann so viel Unglück treffen? Unsere Väter haben uns doch immer wieder erzählt: ›Der HERR hat uns aus Ägypten hierher geführt.‹ Wo sind denn nun alle seine Wundertaten geblieben? Nein, der HERR hat uns im Stich gelassen und uns den Midianitern ausgeliefert!« 14 Der HERR aber trat auf Gideon zu und sagte: »Du bist stark und mutig. Geh und rette Israel aus der Hand der Midianiter. Ich sende dich!« 15 »Aber mein Herr«, wandte Gideon ein, »wie soll ich Israel befreien? Meine Sippe ist die kleinste im ganzen Stamm Manasse und ich bin der Jüngste in meiner Familie.« 16 »Ich werde dir beistehen«, sagte der HERR, »und du wirst die Midianiter auf einen Schlag vernichten.« 17 Gideon erwiderte: »Wenn ich vor dir Gnade gefunden habe, dann gib mir ein Zeichen dafür, dass wirklich der HERR selbst mit mir spricht! 18 Geh nicht von hier weg, bis ich dir eine Gabe gebracht habe.« »Ich warte, bis du zurückkommst«, sagte der HERR. 19 Gideon ging nach Hause, kochte ein Ziegenböckchen und backte ungesäuertes Brot aus einem ganzen Backtrog voll Mehl.* Dann legte er das Fleisch in einen Korb, goss die Brühe in einen Topf, brachte alles zu dem Platz unter der Eiche und bot es dem Engel des HERRN an. 20 Doch der Engel sagte zu ihm: »Leg das Fleisch und die Brote hier auf den Felsblock, aber die Brühe schütte weg!« Gideon tat es 21 und der Engel des HERRN berührte mit dem Stab in seiner Hand das Fleisch und die Brote. Da schlug Feuer aus dem Felsen und verzehrte alles. Im selben Augenblick war der Engel verschwunden. 22 Da wusste Gideon, wer mit ihm gesprochen hatte. »HERR, du mächtiger Gott!«, rief er. »Ich habe deinen Engel gesehen, ich habe ihm gegenübergestanden. Ich muss sterben!« 23 Doch der HERR sagte zu ihm: »Zwischen uns ist Frieden! Hab keine Angst, du musst nicht sterben.« 24 Da baute Gideon an derselben Stelle einen Altar für den HERRN und nannte ihn: »Der HERR ist Frieden«. Noch heute steht dieser Altar in Ofra im Gebiet der Sippe Abiëser.

Gideon zerstört den Götzenaltar

25 In derselben Nacht erhielt Gideon vom HERRN den Auftrag: »Nimm den siebenjährigen Stier* deines Vaters. Geh auf den Gipfel des Berges, reiß den Altar Baals ein, der auf dem Grundstück deines Vaters steht, und haue den geweihten Pfahl daneben um. Baue an derselben Stelle einen Altar für mich, den HERRN, aus aufeinandergeschichteten Steinen genau nach der Vorschrift, und opfere mir auf dem Altar den Stier als Brandopfer. Verwende als Brennholz den geweihten Pfahl, den du umgehauen hast.« 27 Gideon nahm zehn von seinen Knechten mit und machte alles, wie der HERR es ihm aufgetragen hatte. Er tat es jedoch im Schutz der Nacht, weil er sich vor seinen Angehörigen und den Männern der Stadt fürchtete. 28 Am nächsten Morgen entdeckten die Männer der Stadt, dass der Baals-Altar eingerissen, der geweihte Pfahl abgehauen und auf dem neu errichteten Altar ein Stieropfer dargebracht worden war. 29 Sie sagten zueinander: »Wer hat das getan?« Sie fragten überall herum und jemand sagte: »Das war Gideon, der Sohn von Joasch!« 30 Da gingen die Männer der Stadt zu Joasch und verlangten von ihm: »Gib deinen Sohn heraus! Er muss sterben. Er hat den Altar Baals eingerissen und den geweihten Pfahl umgehauen.« 31 Aber Joasch sagte zu allen, die drohend um ihn herumstanden: »Was mischt ihr euch in die Angelegenheiten Baals? Ist es vielleicht eure Sache, für ihn einzutreten? Wenn er ein Gott ist, soll er selbst kämpfen und sich dafür rächen, dass man seinen Altar eingerissen hat. Wer ihm zu Hilfe kommt, soll es mit dem Leben büßen und den nächsten Morgen nicht mehr erleben!« 32 Weil sein Vater gesagt hatte: »Baal soll selbst gegen ihn kämpfen«, nannten sie Gideon von da an auch Jerubbaal.

Gideon bittet Gott um ein Zeichen

33 Die Midianiter und dazu die Amalekiter und die Beduinen aus dem Osten versammelten ihre ganze Streitmacht und überschritten den Jordan. In der Ebene von Jesreel schlugen sie ihr Lager auf. 34 Da nahm der Geist des HERRN Besitz von Gideon. Gideon blies das Kriegshorn, um die Männer der Sippe Abiëser zusammenzurufen, und alle folgten ihm. 35 Er schickte Boten durch das Gebiet des Stammes Manasse, und auch dort folgten die Männer seinem Ruf und schlossen sich ihm an. Bis zu den Stämmen Ascher, Sebulon und Naftali schickte er Boten und sie alle kamen ihm zu Hilfe. 36 Inzwischen betete Gideon zu Gott: »Gib mir doch ein Zeichen, an dem ich erkennen kann, dass du Israel wirklich durch mich retten willst! 37 Ich bin gerade dabei, frisch geschorene Wolle auf dem Dreschplatz auszulegen. Lass morgen früh den Tau nur auf die Wolle fallen und die Erde ringsum trocken bleiben! Dann weiß ich, dass deine Zusage gilt und du Israel durch meine Hand retten willst.« 38 Gott erfüllte ihm die Bitte. Als Gideon am nächsten Morgen die Wolle ausdrückte, füllte der Tau eine ganze Schale. 39 Und wieder betete Gideon zu Gott: »Werde nicht zornig über mich, wenn ich dich noch ein einziges Mal um ein Zeichen bitte! Lass doch morgen früh die Wolle trocken bleiben und ringsum auf die Erde Tau fallen.« 40 Auch diese Bitte erfüllte ihm Gott: Am nächsten Morgen war die Wolle trocken und auf der Erde ringsum lag Tau.

Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Einheitsübersetzung 2016

DER RETTER GIDEON-JERUBBAAL

Die Midianiternot

1 Die Israeliten taten, was in den Augen des HERRN böse ist. Da gab sie der HERR in die Hand Midians, sieben Jahre lang. 2 Die Hand Midians wurde stark gegen Israel. Vor Midian machten sich die Israeliten die Schluchten in den Bergen und die Höhlen und die Bergnester zurecht. 3 Doch immer, wenn die Israeliten gesät hatten, kamen Midian, die Amalekiter und die Leute aus dem Osten und zogen gegen sie heran. 4 Sie belagerten die Israeliten und vernichteten die Ernte des Landes bis hin in die Gegend von Gaza. Sie ließen in Israel keine Lebensmittel übrig, auch kein Schaf, kein Rind und keinen Esel. 5 Denn sie zogen mit ihren Herden herauf und mit ihren Zelten. Sie kamen so zahlreich wie die Heuschrecken. Zahllos waren sie selbst und auch ihre Kamele. Sie kamen und verheerten das Land. 6 So verarmte Israel sehr wegen Midian und die Israeliten schrien zum HERRN.

Anklage des Propheten gegen Israel

7 Als nun die Israeliten wegen Midian zum HERRN schrien, 8 schickte der HERR einen Propheten zu den Israeliten. Dieser sagte zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich selbst habe euch aus Ägypten heraufgeführt. Ich habe euch aus dem Sklavenhaus herausgeführt. 9 Ich habe euch aus der Hand Ägyptens und aus der Hand all eurer Unterdrücker befreit. Ich habe sie vor euch vertrieben und euch ihr Land gegeben. 10 Und ich habe euch gesagt: Ich bin der HERR, euer Gott. Fürchtet nicht die Götter der Amoriter, in deren Land ihr wohnt! Aber ihr habt nicht auf meine Stimme gehört.

Gideons Berufung

11 Der Engel des HERRN kam und setzte sich unter die Eiche bei Ofra, die dem Abiësriter Joasch gehörte. Sein Sohn Gideon war gerade dabei, in der Kelter Weizen zu dreschen, um ihn vor Midian in Sicherheit zu bringen. 12 Da erschien ihm der Engel des HERRN und sagte zu ihm: Der HERR sei mit dir, starker Held. 13 Doch Gideon sagte zu ihm: Mit Verlaub, mein Herr, ist der HERR wirklich mit uns? Warum hat uns dann all das getroffen? Wo sind alle seine wunderbaren Taten, von denen uns unsere Väter erzählt haben? Sie sagten doch: Hat uns der HERR nicht aus Ägypten heraufgeführt? Jetzt aber hat uns der HERR aufgegeben und uns in die Hand Midians gegeben. 14 Da wandte sich der HERR ihm zu und sagte: Geh in dieser deiner Kraft und rette Israel aus der Hand Midians! Sende ich dich nicht hiermit? 15 Er entgegnete ihm: Mit Verlaub, Herr, womit könnte ich Israel retten? Sieh doch, meine Tausendschaft ist die schwächste in Manasse und ich bin der Jüngste im Haus meines Vaters. 16 Der HERR sagte zu ihm: Ich werde ganz gewiss mit dir sein und du wirst Midian schlagen, als wäre es nur ein Mann. 17 Gideon erwiderte ihm: Wenn ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, dann gib mir ein Zeichen dafür, dass du selbst es bist, der mit mir redet. 18 Entfern dich doch nicht von hier, bis ich zu dir komme, meine Gabe herausbringe und sie vor dir hinlege! Er sagte: Ich werde bleiben, bis du zurückkommst. 19 Gideon ging hinein und bereitete ein Ziegenböckchen zu sowie ungesäuerte Brote von einem Efa Mehl. Er legte das Fleisch in einen Korb, tat die Brühe in einen Topf, brachte beides zu ihm hinaus unter die Eiche und legte es vor. 20 Da sagte der Engel Gottes zu ihm: Nimm das Fleisch und die Brote und leg sie auf den Felsen da, die Brühe aber gieß aus! Gideon tat es. 21 Der Engel des HERRN streckte die Spitze des Stabes aus, den er in der Hand hatte, und berührte das Fleisch und die Brote. Da stieg Feuer von dem Felsblock auf und verzehrte das Fleisch und die Brote. Der Engel des HERRN aber war Gideons Augen entschwunden. 22 Als nun Gideon sah, dass es der Engel des HERRN gewesen war, sagte er: Ach, Herr und GOTT, ich habe den Engel des HERRN von Angesicht zu Angesicht gesehen. 23 Der HERR erwiderte ihm: Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben. 24 Gideon errichtete an jener Stelle einen Altar für den HERRN und nannte ihn: Der HERR ist Friede. Der Altar steht bis zum heutigen Tag in Ofra der Abiësriter.

Zerstörung des Baal-Altares und der Aschera

25 In jener Nacht sagte der HERR zu ihm: Nimm den Stier von den Rindern, die deinem Vater gehören, und zwar den siebenjährigen Prachtstier, reiß den Altar des Baal nieder, der deinem Vater gehört, und die Aschera daneben hau um!* 26 Bau einen Altar für den HERRN, deinen Gott, auf der Höhe der Burg hier, in der vorgesehenen Ordnung, nimm den Prachtstier und bring ihn mit den Holzstücken der Aschera, die du umhaust, als Brandopfer dar! 27 Da nahm Gideon zehn seiner Knechte und tat, was der HERR zu ihm gesagt hatte. Weil er sich aber vor seiner Familie und den Leuten der Stadt fürchtete, es bei Tag zu tun, tat er es bei Nacht. 28 Als die Einwohner der Stadt am Morgen aufstanden, siehe, da war der Altar des Baal niedergerissen, die Aschera daneben umgehauen und der Prachtstier auf dem neuerbauten Altar dargebracht. 29 Da sagten sie zueinander: Wer hat das getan? Sie suchten und forschten nach und stellten fest: Gideon, der Sohn des Joasch, hat es getan. 30 Die Einwohner der Stadt sagten zu Joasch: Gib deinen Sohn heraus, dass er stirbt, denn er hat den Altar des Baal niedergerissen und die Aschera daneben umgehauen! 31 Joasch erwiderte allen, die um ihn herumstanden: Wollt ihr etwa für Baal streiten? Wollt ihr ihn retten? Wer für ihn streitet, soll noch vor dem Morgen sterben. Wenn Baal Gott ist, soll er für sich selbst streiten, weil man seinen Altar niedergerissen hat. 32 Darum nannte man Gideon seit jenem Tag Jerubbaal - das heißt: Baal möge gegen ihn streiten -; denn er hat seinen Altar niedergerissen.

Gideons Aufgebot und seine zweite Zeichenbitte

33 Ganz Midian, Amalek und die Leute aus dem Osten taten sich zusammen, zogen herüber und schlugen in der Ebene Jesreel ihr Lager auf. 34 Der Geist des HERRN hatte Gideon bekleidet. Gideon blies ins Widderhorn und die Abiesriter ließen sich in seiner Gefolgschaft aufbieten. 35 Er schickte Boten in ganz Manasse umher und auch Manasse ließ sich in seiner Gefolgschaft aufbieten. Außerdem schickte er Boten in Ascher, Sebulon und Naftali umher und sie zogen hinauf ihnen entgegen. 36 Da sagte Gideon zu Gott: Wenn du Israel wirklich durch meine Hand retten willst, wie du gesagt hast - 37 siehe, ich lege frisch geschorene Wolle auf die Tenne; wenn Tau allein auf der Wolle und auf dem ganzen Boden Trockenheit sein wird, dann werde ich erkennen, dass du durch meine Hand Israel retten willst, wie du gesagt hast. 38 Und so geschah es. Als er früh am Morgen aufstand und die Wolle ausdrückte, presste er Tau aus der Wolle heraus - eine Schale voll Wasser. 39 Darauf sagte Gideon zu Gott: Dein Zorn möge nicht gegen mich entbrennen, wenn ich nur dieses eine Mal noch rede. Ich möchte es nur noch dieses eine Mal mit der Wolle versuchen: Trockenheit sei auf der Wolle allein und auf dem ganzen Boden soll Tau liegen. 40 Und so machte es Gott in jener Nacht: Trockenheit war auf der Wolle allein und auf dem ganzen Boden lag Tau.