1Ich will singen von meinem Freund, / das Lied meines Liebsten von seinem Weinberg.
Mein Freund hatte einen Weinberg / auf einer fruchtbaren Höhe. (Mt 21,33)2Er grub ihn um und entfernte die Steine / und bepflanzte ihn mit edlen Reben.
Er baute in seiner Mitte einen Turm / und hieb zudem eine Kelter in ihm aus.
Dann hoffte er, / dass der Weinberg Trauben brächte, / doch er brachte nur faule Beeren. (Jes 27,2; Jer 2,21)3Und nun, Bewohner Jerusalems und Männer von Juda, / richtet zwischen mir und meinem Weinberg!4Was hätte es für meinen Weinberg noch zu tun gegeben, / das ich ihm nicht getan hätte?
Warum hoffte ich, dass er Trauben brächte? / Und er brachte nur faule Beeren!5Jetzt aber will ich euch kundtun, / was ich mit meinem Weinberg mache:
seine Hecke entfernen, / sodass er abgeweidet wird;
einreißen seine Mauer, / sodass er zertrampelt wird.6Zu Ödland will ich ihn machen. / Nicht werde er beschnitten, / nicht behackt,
sodass Dornen und Disteln hochkommen. / Und den Wolken gebiete ich, keinen Regen auf ihn fallen zu lassen. (Jes 7,23)7Denn der Weinberg des HERRN der Heerscharen / ist das Haus Israel
und die Männer von Juda / sind die Pflanzung seiner Lust.
Er hoffte auf Rechtsspruch - / doch siehe da: Rechtsbruch,
auf Rechtsverleih - / doch siehe da: Hilfegeschrei.
Sechs Weherufe über das sündige Volk
8Wehe denen, die Haus an Haus reihen / und Feld an Feld fügen,
bis kein Platz mehr da ist / und ihr allein die Bewohner seid inmitten des Landes.9In meinen Ohren schwur der HERR der Heerscharen: / Wahrhaftig, viele Häuser werden veröden.
So groß und schön sie auch sind: / Sie werden unbewohnt sein. (Jes 6,11)10Ein Weinberg von zehn Joch bringt nur ein Bat Wein, / ein Hómer Saatgut bringt nur ein Efa Korn.11Wehe denen, die früh am Morgen / dem Bier nachjagen
und in der Dämmerung lange aushalten, / wenn der Wein sie erhitzt.12Da sind Leier und Harfe, / Trommel und Flöte und Wein bei ihren Trinkgelagen,
aber auf das Tun des HERRN blicken sie nicht / und das Werk seiner Hände haben sie nicht gesehen. (Hi 21,12; Am 6,5)13Darum geht mein Volk in die Verbannung / wegen fehlender Erkenntnis.
Seine Vornehmen sind Hungerleider / und seine Menge verschmachtet vor Durst.14Darum hat die Unterwelt ihren Rachen weit aufgerissen / und maßlos sperrt sie ihr Maul auf,
sodass ihre Pracht und ihre Menge hinabfährt, / ihre lärmende Schar und wer darin jubelt. (Hab 2,5)15Der Mensch beugte sich, / der Mann sank hinunter / und die Blicke der Hochmütigen senkten sich. (Jes 2,9)16Und der HERR der Heerscharen war hocherhaben / im Gericht
und der heilige Gott / erwies sich als heilig in Gerechtigkeit.17Dann weiden dort Lämmer wie auf ihrer Trift, / als durchziehende Gäste fressen sie die Trümmer der Fetten.18Wehe denen, die Schuld mit Stricken des Trugs herbeiziehen / und Sünde wie mit Wagenseilen.19Sie sagen: Er eile, / er beschleunige sein Werk, damit wir sehen;
es nahe und treffe ein der Ratschluss des Heiligen Israels, / damit wir erkennen.20Wehe denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, / die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, / die das Bittere süß und das Süße bitter machen.21Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind / und sich selbst für klug halten. (Spr 3,7; Röm 12,16)22Wehe denen, die Helden sind / im Weintrinken / und Kraftprotze im Mischen von Rauschtrank,23die dem Schuldigen gegen Bestechung Recht zusprechen / und Gerechten die Gerechtigkeit vorenthalten. (2Mo 23,7; Spr 17,15)24Darum: Wie des Feuers Zunge Stoppeln frisst / und wie Heu in der Flamme zusammensinkt,
so wird ihre Wurzel wie Moder sein / und ihre Blüte wie Staub auffliegen.
Denn verworfen haben sie die Weisung des HERRN der Heerscharen und das Wort des Heiligen Israels verschmäht. (Hi 18,16; Joe 2,5)
Ankündigung der assyrischen Invasion
25Darum ist der Zorn des HERRN gegen sein Volk entbrannt; / er hat seine Hand gegen es ausgestreckt und es geschlagen.
Da erzitterten die Berge / und ihre Leichen lagen wie Unrat inmitten der Gassen.
Bei alldem hat sein Zorn sich nicht abgewandt / und noch bleibt seine Hand ausgestreckt.26Er stellt ein Feldzeichen auf / für die Nationen in der Ferne,
er pfeift sie herbei vom Ende der Erde / und siehe, eilends, schnell kommen sie heran. (Jes 7,18; Jer 5,15)27Kein Müder und kein Strauchelnder ist darunter, / keiner, der schlummert und schläft.
Bei keinem löst sich der Gürtel von seinen Hüften, / noch reißt der Riemen seiner Sandalen.28Seine Pfeile sind scharf, / all seine Bogen gespannt.
Die Hufe seiner Pferde gleichen dem Kiesel / und seine Räder dem Sturm.29Sein Gebrüll ist wie das einer Löwin, / wie das Gebrüll von Junglöwen.
Er faucht und packt die Beute, birgt sie / und niemand entreißt sie ihm.30Und es tobt gegen ihn an jenem Tag / wie das Toben des Meeres.
Blickt man auf die Erde, / siehe: beengende Finsternis / und das Licht ist verfinstert durch Wolkendunkel über ihr. (Jes 8,22)