1Allmächtiger Herr, Gott Israels! Eine bedrängte Seele und ein bekümmerter Geist schreit zu dir!2Höre, Herr, und erbarme dich! denn wir haben gegen dich gesündigt.3Ja, du thronst auf ewig, wir aber, wir gehen auf ewig zugrunde.4Allmächtiger Herr, Gott Israels! Erhöre doch das Gebet der Erstorbenen Israels und der Söhne derer, die gegen dich gesündigt, die nicht auf deine, ihres Gottes, Stimme gehört haben und die darum das Unheil dauernd verfolgt hat.5Gedenke nicht der Missetat unserer Väter, gedenke vielmehr deines starken Armes und deines Namens zu dieser Zeit!6denn du bist der Herr, unser Gott, und wir wollen dich preisen, o Herr.7Denn darum hast du deine Furcht in unsre Herzen gegeben und uns dazu getrieben, deinen Namen anzurufen. Und wir wollen dich preisen in unserer Verbannung, weil wir aus unseren Herzen entfernt haben alles Unrecht unserer Väter, die wider dich gesündigt haben.8Siehe, wir sind heute noch im Lande unserer Verbannung, wohin du uns zerstreut hast zur Schmach und zum Fluch und zur Büßung für alle Missetaten unserer Väter, die vom Herrn, unserm Gott, abgefallen sind.
II. Tröstende Zuschrift an das zerstreute Volk (3,9-5,9)
9Höre, Israel, die Gebote des Lebens; merkt auf, damit ihr Einsicht lernt!10Wie ist’s, Israel? wie kommt’s, daß du im Lande der Feinde bist? Alt bist du geworden im fremden Lande, hast dich verunreinigt zusamt den Toten,11bist zugezählt den in die Unterwelt Gefahrenen.12Du hast verlassen die Quelle der Weisheit.13Wärst du auf Gottes Wegen gewandelt, so würdest du daheim in Frieden wohnen für ewige Zeit.14Lerne, wo Weisheit, wo Stärke, wo Einsicht ist, um zugleich zu erkennen, wo langes Dasein und Leben ist, wo Erleuchtung der Augen und Frieden!15Wer hat ihre[1] Wohnstätte gefunden, und wer ist zu ihren Schätzen gedrungen?16Wo sind die Herrscher der Völker und die Herren der Tiere auf Erden?17die da spielten mit den Vögeln des Himmels und das Silber und das Gold aufhäuften, worauf die Menschen ihr Vertrauen setzen und wonach sie ohne Ende trachten?18Denn die da Gold aufschichten (?) und darauf ihre Sorge richten und deren Werke unausforschlich sind: –19verschwunden sind sie und in die Unterwelt hinabgefahren, und andere sind an ihre Stelle getreten.20Jüngere sahen das Licht und bewohnten die Erde, aber den Weg zur Einsicht erkannten sie nicht,21noch verstanden sie ihre Pfade; auch ihre Söhne erfaßten sie nicht, sondern blieben fern von dem Wege zu ihr.22Auch in Kanaan hat man nicht von ihr gehört und in Theman sie nicht gesehen.23Auch die Söhne Hagars, die weltliche Einsicht suchen, die Kaufleute von Meran und Theman, und die Erdichter von Fabeln und die nach Einsicht Strebenden: – den Weg zur Weisheit haben sie nicht gekannt und von ihren Pfaden keine Kunde gehabt.24O Israel, wie groß ist Gottes Haus und wie weit die Stätte seines Besitzes!25groß und ohne Ende, hoch und unermeßlich!26Dort wurden geboren die Riesen, die berühmten, die uralten, die hochgewachsenen, kriegskundigen.27Nicht diese hat Gott erkoren, nicht ihnen den Weg zur Weisheit gezeigt;28nein, sie kamen um, weil sie keine Erkenntnis besaßen, sie kamen um durch ihre Torheit.29Wer ist zum Himmel hinaufgestiegen und hat sie geholt und sie herniedergebracht aus den Wolken?30Wer ist über das Meer gefahren und hat sie gefunden, daß er sie herbeibringe für kostbares Gold?31Da ist keiner, der den Weg zu ihr wüßte, keiner, der den Pfad zu ihr wahrnähme.32Nur der Allwissende kennt sie, durch seine Einsicht hat er sie gefunden, er, der die Erde geschaffen für ewige Zeit und sie bevölkert hat mit vierfüßigen Tieren;33der den Blitz entsendet, und er bricht hervor, der ihm ruft, und er gehorcht mit Zittern.34Die Sterne leuchteten auf ihren Wachtposten und waren fröhlich; er rief sie, und sie sagten: »Hier sind wir!«; mit Freuden leuchteten sie ihrem Schöpfer.35Das ist unser Gott; kein anderer gilt neben ihm.36Er hat jeglichen Weg zur Erkenntnis ausfindig gemacht und hat sie Jakob, seinem Knechte, und Israel, seinem Geliebten, verliehen.37Seitdem ist sie auf Erden erschienen und unter den Menschen gewandelt.
Baruch 3
Lutherbibel 2017
1Allmächtiger Herr, du Gott Israels, meine geängstigte Seele und mein verzagter Geist schreien zu dir:2Höre und sei gnädig, Herr; denn wir haben vor dir gesündigt!3Du regierst in Ewigkeit; wir aber vergehen für immer.4Allmächtiger Herr, du Gott Israels, höre nun das Gebet der Israeliten, die schon dem Tod preisgegeben sind, und das Gebet der Söhne derer, die sich an dir versündigt und der Stimme des Herrn, ihres Gottes, nicht gehorcht haben; darum haben sich die Übel an unsre Fersen geheftet.5Gedenke nicht der Missetaten unsrer Väter, sondern gedenke jetzt der Taten deiner Hand und deines Namens!6Denn du bist ja der Herr, unser Gott; und wir wollen, Herr, dich loben.7Denn darum hast du die Furcht vor dir in unser Herz gegeben, damit wir deinen Namen anrufen und dich in unserer Gefangenschaft loben. Denn alle Missetaten unsrer Väter, die vor dir gesündigt haben, haben wir aus unserm Herzen getilgt,8wir, die jetzt in Gefangenschaft sind. Hierher hast du uns zerstreut zur Schmach, zum Fluch und zur Strafe für alle Missetaten unsrer Väter, die von dem Herrn, unserem Gott, abgewichen sind.
Umkehr zur Weisheit
9Höre, Israel, die Gebote des Lebens; achtet gut darauf, dass ihr Klugheit lernt! (5Mo 30,15)10Wie kommt es, Israel, dass du im Land deiner Feinde bist, dass du in einem fremden Land alt wirst,11dass du dich unrein machst unter den Toten, dass du zu denen gerechnet wirst, die in der Unterwelt sind? (4Mo 19,11)12Das ist die Ursache: weil du die Quelle der Weisheit verlassen hast. (Spr 13,14; Spr 14,27; Sir 1,5)13Wärst du auf Gottes Weg geblieben, du hättest wohl immer im Frieden gewohnt.14So lerne nun, wo es Klugheit, Tüchtigkeit und Einsicht gibt, damit du zugleich erfährst, wo es langes Leben und Glück, leuchtende Augen und Frieden gibt.15Wer weiß, wo die Weisheit wohnt? Wer ist in ihre Schatzkammern gekommen? (Hi 28,1)16Wo sind die Oberen der Völker und die, die über die Tiere auf Erden herrschen,17die mit den Vögeln unter dem Himmel spielen, die Silber und Gold anhäufen, worauf die Menschen ihr Vertrauen setzen und wovon sie nie genug haben können,18die das Silber bearbeiten und sich darum mühen und deren Werke nicht zu begreifen sind?19Sie sind verschwunden und in die Unterwelt gestiegen, und andere sind an ihre Stelle getreten.20Die Jüngeren sahen zwar das Licht und wohnten auf dem Erdboden, doch fanden sie den Weg der Erkenntnis nicht21und erkannten ihre Pfade nicht; auch ihre Kinder erfassten sie nicht und sind irregegangen.22In Kanaan hörte man nichts von ihr; in Teman sah man sie nicht. (Hi 4,1; Jer 49,7)23Die Kinder Hagars forschten der irdischen Einsicht zwar nach, die Kaufleute von Midian und Teman dichteten zwar Fabeln und strebten nach Einsicht; aber sie fanden doch den Weg zur Weisheit nicht, und ihre Pfade hatten sie vergessen.24O Israel, wie groß ist das Haus Gottes! Wie weit ist die Stätte, die er besitzt! (Jes 66,1)25Sie ist groß und hat kein Ende, sie ist unermesslich hoch.26Vorzeiten wurden Riesen geboren, berühmte Leute und gute Krieger; (1Mo 6,4; 5Mo 2,10; 5Mo 2,20)27die hat Gott nicht erwählt noch ihnen den Weg der Erkenntnis offenbart.28Und sie kamen um, weil sie die Klugheit nicht hatten; sie sind untergegangen wegen ihrer Torheit.29Wer ist zum Himmel gefahren und hat die Klugheit geholt und aus den Wolken herabgebracht? (5Mo 30,11)30Wer ist übers Meer gefahren und hat sie gefunden und für kostbares Gold hergebracht?31Es gibt niemanden, der den Weg zu ihr weiß noch über den Pfad zu ihr nachdenkt.32Der aber alle Dinge weiß, kennt sie und hat sie durch seine Einsicht bereitet, er, der die Erde auf ewige Zeit gegründet und sie mit vielerlei Tieren erfüllt hat, (Jes 66,22)33der das Licht sendet und es fährt dahin, und wenn er’s zurückruft, so gehorcht es mit Zittern. (Hi 38,35; Sir 43,8)34Die Sterne leuchteten auf und hielten Wacht mit Freuden,35und er hat sie gerufen, und sie antworteten: Hier sind wir!, und leuchteten mit Freuden für den, der sie geschaffen hat.36Das ist unser Gott, und keiner kommt ihm gleich.37Er hat jeden Weg der Erkenntnis bereitet und hat ihn Jakob, seinem Diener, und Israel, seinem Geliebten, gewiesen.38Danach ist sie auf Erden erschienen und hat bei den Menschen gewohnt. (Sir 24,5)