Richter 11

Zürcher Bibel

1 Und Jiftach, der Gileaditer, war ein tüchtiger Krieger, aber er war der Sohn einer Hure. Und Gilead zeugte Jiftach, (Ri 6,12)2 aber auch die Frau Gileads hatte ihm Söhne geboren. Als die Söhne der Frau heranwuchsen, vertrieben sie Jiftach und sagten zu ihm: Du sollst keinen Erbbesitz haben im Haus unseres Vaters, denn du bist der Sohn einer anderen Frau. (1Mo 21,10)3 Und Jiftach floh vor seinen Brüdern und blieb im Land Tob. Und haltlose Männer scharten sich um Jiftach, und sie zogen aus mit ihm. (2Sam 9,4; 2Sam 10,6)4 Und nach einiger Zeit führten die Ammoniter Krieg gegen Israel. (1Sam 11,1)5 Und als die Ammoniter Krieg führten gegen Israel, gingen die Ältesten des Gilead hin, um Jiftach aus dem Land Tob zu holen.6 Und sie sprachen zu Jiftach: Komm und sei unser Anführer, damit wir gegen die Ammoniter kämpfen. (Ri 10,18)7 Jiftach aber sagte zu den Ältesten des Gilead: Habt nicht ihr mich gehasst und vertrieben aus dem Haus meines Vaters? Und warum kommt ihr nun zu mir, da ihr in Bedrängnis seid? (1Mo 26,27)8 Da sprachen die Ältesten des Gilead zu Jiftach: Deshalb sind wir nun zu dir zurückgekommen: Geh mit uns und kämpf gegen die Ammoniter, dann sollst du unser Haupt über alle Bewohner des Gilead sein.9 Und Jiftach sagte zu den Ältesten des Gilead: Wenn ihr mich zurückholt, um gegen die Ammoniter zu kämpfen, und der HERR gibt sie mir preis, dann werde ich euer Haupt sein.10 Und die Ältesten des Gilead sprachen zu Jiftach: Der HERR wird Zeuge sein gegen uns, wenn wir nicht nach deinem Wort handeln.11 Und Jiftach ging mit den Ältesten des Gilead, und das Volk machte ihn zu seinem Haupt und zum Anführer über sich. Und Jiftach brachte alle seine Anliegen vor den HERRN in Mizpa.12 Und Jiftach sandte Boten zum König der Ammoniter und liess ihm sagen: Was willst du von mir, dass du gegen mich angerückt bist, um Krieg zu führen gegen mein Land? (5Mo 20,10)13 Und der König der Ammoniter sagte zu den Boten Jiftachs: Israel hat mein Land genommen, als es aus Ägypten heraufzog, vom Arnon bis an den Jabbok und bis an den Jordan. Und nun gib mir dies in Frieden zurück. (4Mo 21,24)14 Aber Jiftach sandte nochmals Boten zum König der Ammoniter,15 und sie sagten zu ihm: So hat Jiftach gesprochen: Israel hat das Land Moabs und das Land der Ammoniter nicht genommen. (5Mo 2,9)16 Sondern als sie aus Ägypten heraufzogen und als Israel durch die Wüste bis ans Schilfmeer zog und nach Kadesch kam, (4Mo 14,25; 5Mo 1,46)17 da sandte Israel Boten zum König von Edom und liess ihm sagen: Ich würde gern durch dein Land ziehen. Aber der König von Edom hörte nicht. Und auch zum König von Moab sandten sie, aber er wollte nicht. So blieb Israel in Kadesch, (4Mo 20,14; 5Mo 1,46)18 zog dann durch die Wüste und umging das Land Edom und das Land Moab und kam von Osten her auf das Land Moab zu. Und sie lagerten jenseits des Arnon, in das Gebiet von Moab aber kamen sie nicht, denn der Arnon ist die Grenze Moabs. (4Mo 21,13)19 Und Israel sandte Boten zu Sichon, dem König der Amoriter, dem König von Cheschbon, und Israel sagte zu ihm: Wir würden gern durch dein Land ziehen, bis zu unserem Ort.20 Aber Sichon traute Israel nicht, dass es durch sein Gebiet ziehe, und er sammelte sein ganzes Volk, und sie lagerten bei Jahaz, und er kämpfte gegen Israel.21 Und der HERR, der Gott Israels, gab Sichon und sein ganzes Volk in die Hand Israels, und sie schlugen sie. Und Israel nahm das ganze Land der Amoriter, der Bewohner jenes Landes, in Besitz.22 Und sie nahmen das ganze Gebiet der Amoriter in Besitz, vom Arnon bis an den Jabbok und von der Wüste bis an den Jordan.23 Und so hat der HERR, der Gott Israels, die Amoriter vor seinem Volk Israel vertrieben, und du, du willst uns enteignen?24 Ist es nicht so: Was dein Gott Kemosch dir zum Besitz gibt, das nimmst du in Besitz. Und alles, was der HERR, unser Gott, vor uns enteignet hat, das nehmen wir in Besitz. (4Mo 21,29)25 Und nun, bist du etwa besser als Balak, der Sohn Zippors, der König von Moab? Hat er etwa mit Israel gestritten oder hat er etwa gegen sie gekämpft, (4Mo 22,2; Jos 24,9)26 als Israel in Cheschbon und seinen Tochterstädten weilte, in Aroer und seinen Tochterstädten und in allen Städten, die zu beiden Seiten des Arnon liegen - dreihundert Jahre lang? Und warum habt ihr sie uns nicht in jener Zeit entrissen? (5Mo 2,36; Jos 13,17)27 Und ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen dir gegenüber, du aber tust mir Böses an, indem du Krieg führst gegen mich. Der HERR, der Richter, wird heute richten zwischen den Israeliten und den Ammonitern. (1Mo 16,5)28 Aber der König der Ammoniter hörte nicht auf die Worte Jiftachs, die er ihm zugesandt hatte.29 Und der Geist des HERRN war auf Jiftach, und er zog durch das Gilead und durch Manasse, und er zog durch Mizpe im Gilead, und von Mizpe im Gilead zog er hinüber zu den Ammonitern. (Ri 3,10; Ri 10,17)30 Und Jiftach legte dem HERRN ein Gelübde ab und sprach: Wenn du die Ammoniter wirklich in meine Hand gibst, (1Mo 28,20; 2Sam 15,8)31 so soll, wer herauskommt, wer aus der Tür meines Hauses heraus mir entgegenkommt, wenn ich wohlbehalten zurückkehre von den Ammonitern, dem HERRN gehören: Ich will ihn als Brandopfer darbringen. (2Kön 3,27)32 Dann zog Jiftach gegen die Ammoniter, um gegen sie zu kämpfen, und der HERR gab sie in seine Hand.33 Und er brachte ihnen eine sehr schwere Niederlage bei, von Aroer an bis dorthin, wo man nach Minnit kommt, zwanzig Städte, und bis nach Abel-Keramim. So wurden die Ammoniter von den Israeliten gedemütigt.34 Und Jiftach kam nach Mizpa zu seinem Haus, und sieh, da kam seine Tochter heraus, ihm entgegen, mit Trommeln und im Reigentanz. Und sie war sein einziges Kind; ausser ihm hatte er weder Sohn noch Tochter. (2Mo 15,20; Ri 20,1; Ri 21,21)35 Und als er sie sah, zerriss er seine Kleider und sprach: Ach, meine Tochter! Du hast mich tief gebeugt! Du gehörst zu denen, die mich ins Unglück stürzen! Ich habe dem HERRN gegenüber meinen Mund aufgerissen und kann nicht zurück. (1Mo 37,29; 4Mo 30,3)36 Sie aber sprach zu ihm: Mein Vater, du hast dem HERRN gegenüber deinen Mund aufgerissen, mach mit mir, wie dein Mund es gesagt hat, nachdem der HERR dir Rache verschafft hat an deinen Feinden, den Ammonitern.37 Und sie sagte zu ihrem Vater: Dies sei mir vergönnt: Lass mir zwei Monate, und ich will weggehen und hinab in die Berge gehen und über meine Jungfräulichkeit weinen, ich mit meinen Freundinnen.38 Und er sprach: Geh! Und er entliess sie für zwei Monate. Und sie ging mit ihren Freundinnen und weinte auf den Bergen über ihre Jungfräulichkeit.39 Und nach zwei Monaten kam sie zurück zu ihrem Vater, und er erfüllte an ihr sein Gelübde. Sie hatte aber mit keinem Mann verkehrt. Und das wurde Brauch in Israel: (5Mo 12,31)40 Jahr für Jahr gehen die Israelitinnen, um die Tochter Jiftachs, des Gileaditers, zu besingen, vier Tage im Jahr.

Richter 11

Lutherbibel 2017

1 Jeftah, der Gileaditer, war ein streitbarer Mann. Er war der Sohn einer Hure. Gilead hatte Jeftah gezeugt.2 Als aber die Frau Gileads ihm Söhne gebar und die Söhne der Frau groß wurden, stießen sie Jeftah aus und sprachen zu ihm: Du sollst nicht erben im Haus unseres Vaters, denn du bist der Sohn einer andern. (1Mo 21,10)3 Da floh er vor seinen Brüdern und wohnte im Lande Tob. Und es sammelten sich bei Jeftah lose Leute und zogen mit ihm aus. (Ri 9,4; 1Sam 22,2)4 Und einige Zeit danach kämpften die Ammoniter mit Israel.5 Als nun die Ammoniter mit Israel kämpften, gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jeftah aus dem Lande Tob zu holen,6 und sprachen zu Jeftah: Komm und sei unser Hauptmann, dass wir gegen die Ammoniter kämpfen.7 Aber Jeftah sprach zu den Ältesten von Gilead: Seid ihr es nicht, die mich hassen und aus meines Vaters Haus ausgestoßen haben? Und nun kommt ihr zu mir, weil ihr in Bedrängnis seid?8 Die Ältesten von Gilead sprachen zu Jeftah: Darum kommen wir nun wieder zu dir, damit du mit uns ziehst und uns hilfst, gegen die Ammoniter zu kämpfen, und unser Haupt seist über alle, die in Gilead wohnen. (Ri 10,18)9 Jeftah sprach zu den Ältesten von Gilead: Wenn ihr mich wieder holt, um gegen die Ammoniter zu kämpfen, und der HERR sie vor mir dahingibt, werde ich dann euer Haupt sein?10 Die Ältesten von Gilead sprachen zu Jeftah: Der HERR sei unser Zeuge, wenn wir nicht tun, wie du gesagt hast.11 So ging Jeftah mit den Ältesten von Gilead, und das Volk setzte ihn zum Haupt und Obersten über sich. Und Jeftah brachte alle seine Anliegen vor den HERRN in Mizpa. (Ri 10,17)12 Dann sandte Jeftah Boten zum König der Ammoniter und ließ ihm sagen: Was hast du mit mir zu schaffen, dass du zu mir kommst, um gegen mein Land zu kämpfen?13 Der König der Ammoniter antwortete den Boten Jeftahs: Weil Israel mein Land genommen hat, als sie aus Ägypten zogen, vom Arnon an bis an den Jabbok und bis an den Jordan, so gib mir’s nun in Frieden zurück.14 Jeftah aber sandte abermals Boten zum König der Ammoniter;15 die sprachen zu ihm: So spricht Jeftah: Israel hat kein Land weggenommen, weder den Moabitern noch den Ammonitern. (5Mo 2,9; 5Mo 2,19)16 Denn als sie aus Ägypten heraufkamen, zog Israel durch die Wüste bis ans Schilfmeer und kam nach Kadesch.17 Da sandte Israel Boten zum König von Edom und sprach: Lass mich durch dein Land ziehen. Aber der König von Edom hörte nicht auf sie. Auch sandten sie zum König von Moab; der wollte auch nicht. So blieb Israel in Kadesch (4Mo 20,14)18 und zog in der Wüste umher und umging das Land Edom und das Land Moab und kam von Sonnenaufgang her an das Land Moab. Und sie lagerten sich jenseits des Arnon und kamen nicht ins Gebiet von Moab; denn der Arnon ist die Grenze von Moab. (4Mo 21,13)19 Und Israel sandte Boten zu Sihon, dem König der Amoriter, dem König zu Heschbon, und ließ ihm sagen: Lass uns durch dein Land ziehen bis an unsern Ort. (4Mo 21,21)20 Aber Sihon traute Israel nicht und ließ es nicht durch sein Gebiet ziehen, sondern versammelte sein ganzes Kriegsvolk und lagerte sich bei Jahaz und kämpfte mit Israel.21 Der HERR aber, der Gott Israels, gab Sihon mit seinem ganzen Kriegsvolk in die Hand Israels, und sie erschlugen sie. So nahm Israel das ganze Land der Amoriter ein, die in jenem Land wohnten.22 Sie nahmen das ganze Gebiet der Amoriter ein vom Arnon bis an den Jabbok und von der Wüste bis an den Jordan.23 So hat nun der HERR, der Gott Israels, die Amoriter vertrieben vor seinem Volk Israel, und du willst ihr Land einnehmen?24 Du solltest das Land derer einnehmen, die dein Gott Kemosch vertreibt, uns dagegen das Land derer einnehmen lassen, die der HERR, unser Gott, vor uns vertrieben hat. (4Mo 21,29)25 Meinst du, dass du ein besseres Recht hättest als Balak, der Sohn Zippors, der König von Moab? Hat dieser auch je mit Israel gerechtet oder gekämpft, (4Mo 22,2; Jos 24,9)26 obwohl Israel dreihundert Jahre gewohnt hat in Heschbon und in Aroër und ihren Ortschaften und in allen Städten, die zu beiden Seiten des Arnon liegen? Warum habt ihr sie nicht mit Gewalt genommen in dieser Zeit?27 Ich habe mich nicht an dir versündigt, du aber tust so Böses an mir, dass du mit mir kämpfst. Der HERR, der da Richter ist, richte heute zwischen den Israeliten und den Ammonitern.28 Aber der König der Ammoniter hörte nicht auf die Worte Jeftahs, die er ihm sagen ließ.29 Da kam der Geist des HERRN auf Jeftah, und er zog durch Gilead und Manasse und nach Mizpe in Gilead, und von Mizpe in Gilead gegen die Ammoniter. (Ri 3,10; Ri 6,34)30 Und Jeftah gelobte dem HERRN ein Gelübde und sprach: Gibst du die Ammoniter in meine Hand, (2Sam 15,8)31 so soll, was mir aus meiner Haustür entgegengeht, wenn ich von den Ammonitern heil zurückkomme, dem HERRN gehören, und ich will’s als Brandopfer darbringen. (2Kön 3,27)32 So zog Jeftah gegen die Ammoniter in den Kampf. Und der HERR gab sie in seine Hand.33 Und er schlug sie mit gewaltigen Schlägen von Aroër an bis hin nach Minnit, zwanzig Städte, und bis nach Abel-Keramim. So wurden die Ammoniter gedemütigt vor den Israeliten.34 Als nun Jeftah nach Mizpa zu seinem Hause kam, siehe, da geht seine Tochter heraus ihm entgegen mit Pauken im Reigen. Sie war sein einziges Kind, und er hatte sonst keinen Sohn und keine Tochter. (2Mo 15,20)35 Und als er sie sah, zerriss er seine Kleider und sprach: Ach, meine Tochter, wie beugst du mich und betrübst mich! Denn ich habe meinen Mund aufgetan vor dem HERRN und kann’s nicht widerrufen. (4Mo 30,3)36 Sie aber sprach: Mein Vater, hast du deinen Mund aufgetan vor dem HERRN, so tu mit mir, wie dein Mund geredet hat, nachdem der HERR dich gerächt hat an deinen Feinden, den Ammonitern.37 Und sie sprach zu ihrem Vater: Du wollest mir das gewähren: Lass mir zwei Monate, dass ich hingehe auf die Berge und meine Jungfrauschaft beweine mit meinen Gespielinnen.38 Er sprach: Geh hin!, und ließ sie zwei Monate gehen. Da ging sie hin mit ihren Gespielinnen und beweinte ihre Jungfrauschaft auf den Bergen.39 Und nach zwei Monaten kam sie zurück zu ihrem Vater. Und er tat ihr, wie er gelobt hatte, und sie hatte nie einen Mann erkannt. Und es ward Brauch in Israel, (5Mo 12,29)40 dass die Töchter Israel jährlich hingehen, zu klagen um die Tochter Jeftahs, des Gileaditers, vier Tage im Jahr.