1Wehe mir, es ist mir ergangen wie bei der Obsternte, wie bei der Nachlese zur Weinernte: keine Traube zum Essen, keine Frühfeige, nach der ich begehre. (Jes 28,4)2Verschwunden ist der Getreue aus dem Land, und kein Aufrechter ist unter den Menschen. Sie alle lauern auf Blut, und auf den eigenen Bruder macht jeder Jagd mit dem Netz. (Ps 14,3; Jer 5,1)3Besonders gut wollen ihre Hände das Böse tun, der Fürst stellt Forderungen, und wer Recht spricht, tut es gegen Bezahlung, und der Grosse redet, wozu seine Gier ihn treibt, und schon immer haben sie alles verdreht. (Zef 3,3)4Der Beste von ihnen ist wie ein Dornenstrauch, selbst ein Aufrechter ist schlimmer als eine Dornenhecke. Der Tag deiner Späher, deine Heimsuchung, ist gekommen, nun wird Verwirrung unter ihnen herrschen!5Dem Nächsten sollt ihr nicht glauben, vertraut nicht dem, der euch vertraut ist. Vor ihr, die an deiner Brust liegt, bewache die Pforten deines Mundes!6Denn der Sohn hält nichts vom Vater, die Tochter erhebt sich gegen ihre Mutter, die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter, des Menschen Feinde sind die Menschen im eigenen Haus.7Ich aber will Ausschau halten nach dem HERRN, will warten auf den Gott meiner Rettung! Mein Gott wird mich hören. (Hab 3,18)8Freue dich nicht über mich, die du mir Feind bist! Wenn ich gefallen bin, stehe ich auf, wenn ich in der Finsternis sitze, ist der HERR mir Licht. (Ps 27,1)9Ich werde die Wut des HERRN ertragen, denn ich habe gesündigt gegen ihn, bis er meinen Rechtsstreit führt und mir Recht verschafft; er wird mich hinausführen an das Licht, ich werde seine Gerechtigkeit sehen! (Hi 19,25; Hi 35,14)10Und die mir Feind ist, soll es sehen, und Schande soll sie bedecken, sie, die zu mir sagt: Wo ist der HERR, dein Gott? Meine Augen werden es sehen: Nun wird sie zertreten wie Kot in den Gassen! (Joe 2,17)11Ein Tag, um deine Mauern aufzubauen! An jenem Tag rückt die Grenze in die Ferne. (Jes 61,4)12An jenem Tag, da wird man zu dir kommen von Assur und den Städten Mazors[1] und von Mazor bis zum Strom und von Meer zu Meer und von Gebirge zu Gebirge.13Die Erde aber wird zur Wüstenei, ihrer Bewohner wegen, der Frucht ihrer Taten wegen.14Weide dein Volk mit deinem Stab, die Schafe deines Erbbesitzes, die in Einsamkeit leben, im Wald, mitten im Fruchtland. Im Baschan und im Gilead werden sie weiden wie in den Tagen der Vorzeit. (Ps 95,7; Ob 1,19; Sach 2,12; Sach 11,7)15Wie in den Tagen deines Auszugs aus dem Land Ägypten, lasse ich es Wunder sehen!16Nationen werden es sehen und zuschanden werden, werden all ihre Macht verlieren; sie werden die Hand auf den Mund legen, ihre Ohren werden taub.17Wie die Schlange lecken sie Staub, wie jene, die auf der Erde kriechen. Zitternd kommen sie aus ihren Gefängnissen, ängstlich nähern sie sich dem HERRN, unserem Gott, und sie fürchten sich vor dir. (1Mo 3,14; Hos 3,5)18Wer wäre ein Gott wie du, der Schuld vergibt und hinwegschreitet über Vergehen für den Rest seines Erbbesitzes? Nicht für immer hält er fest an seinem Zorn, denn er hat Gefallen an Gnade! (Jer 3,12)19Er wird sich wieder über uns erbarmen, unsere Schuld wird er niedertreten. Und in die Tiefen des Meeres wirst du all ihre Sünden werfen. (Ps 85,3; Jes 33,24)20Jakob erweist du Treue, Abraham Güte, wie du es unseren Vorfahren geschworen hast seit den Tagen der Vorzeit. (1Mo 22,16; Lk 1,73)
Micha 7
Lutherbibel 2017
Klage über die Verderbnis des Volkes
1Ach, es geht mir wie einem, der Obst pflücken wollte, der im Weinberge Nachlese hielt, doch keine Traube gab’s zu essen, keine Frühfeige, nach der ich verlangte! (Jer 6,9)2Die frommen Leute sind weg in diesem Lande, und die Gerechten sind nicht mehr unter den Leuten. Sie lauern alle auf Blut, ein jeder jagt den andern, dass er ihn fange. (Ps 12,2; Jes 57,1)3Ihre Hände sind geschäftig, Böses zu tun. Obere und Richter fordern Geschenke. Der Gewaltige redet nach seinem Mutwillen, und so verdrehen sie alles.4Der Beste unter ihnen ist wie ein Dornstrauch und der Redlichste schlimmer als eine Dornenhecke. Der Tag ist gekommen, den deine Späher geschaut haben, deine Heimsuchung ist da; dann werden sie nicht wissen, wo aus noch ein. (Ri 9,14)5Niemand glaube seinem Nächsten, niemand verlasse sich auf einen Freund! Bewahre die Tür deines Mundes vor der, die in deinen Armen schläft! (Jer 9,3)6Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter widersetzt sich der Mutter, die Schwiegertochter ist wider die Schwiegermutter; und des Menschen Feinde sind seine eigenen Hausgenossen. (Mt 10,35)7Ich aber will auf den HERRN schauen und harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören.
Die Hoffnung der Gemeinde auf Gottes Gnade
8Freue dich nicht über mich, meine Feindin! Wenn ich auch darniederliege, so werde ich wieder aufstehen; und wenn ich auch im Finstern sitze, so ist doch der HERR mein Licht. (Ps 27,1; Ob 1,12)9Ich will des HERRN Zorn tragen – denn ich habe wider ihn gesündigt –, bis er meinen Rechtsstreit führe und mir Recht schaffe. Er wird mich ans Licht bringen, dass ich meine Freude an seiner Gerechtigkeit habe. (Jer 14,7)10Meine Feindin wird’s sehen müssen und in Schande dastehen, die jetzt zu mir sagt: Wo ist er, der HERR, dein Gott? Meine Augen werden’s sehen, dass sie dann wie Dreck auf der Gasse zertreten wird. (Ps 79,10; Joe 2,17)11Es kommt der Tag, da werden deine Mauern gebaut werden, der Tag, an dem die Grenzen sich weiten; (Jes 61,4)12an jenem Tag werden sie von Assur und von den Städten Ägyptens zu dir kommen, von Ägypten bis an den Euphrat, von einem Meer zum andern, von einem Gebirge zum andern.13Die Erde wird wüst sein ihrer Bewohner wegen, um der Frucht ihrer Werke willen.14Weide dein Volk mit deinem Stabe, die Herde deines Erbteils, die da einsam wohnt im Walde, mitten im fruchtbaren Lande; lass sie in Baschan und Gilead weiden wie vor alters! (Ps 95,7; Jer 50,19; Mi 5,3)15Lass uns Wunder sehen wie zur Zeit, als du aus Ägyptenland zogst,16dass die Völker es sehen und zuschanden werden in ihrer ganzen Macht und die Hand auf ihren Mund legen und ihre Ohren taub werden.17Sie sollen Staub lecken wie die Schlangen und wie das Gewürm auf Erden. Zitternd sollen sie hervorkommen aus ihren Verstecken. Dem HERRN, unserm Gott, sollen sie sich ängstlich nähern und sich vor dir fürchten. (Ps 72,9; Hos 3,5; Hos 11,11)18Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! (2Mo 34,6; Ps 103,3; Ps 103,8)19Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.20Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast. (1Mo 22,16; 1Mo 28,13; Lk 1,73)