1Erlaubt, dass ich singe von meinem Freund, das Lied meines lieben Freundes von seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg, an steiler Höhe, überaus fruchtbar. (Jes 27,2; Hes 19,10)2Und er grub ihn um und befreite ihn von Steinen, und er bepflanzte ihn mit edlen Reben, und in seiner Mitte baute er einen Turm, und auch eine Kelter schlug er darin aus. Und so hoffte er, dass er Trauben trage, doch er brachte stinkende Fäulnis hervor. (Ps 80,9; Jer 2,21; Mt 21,33)3Und nun, Bewohner von Jerusalem und Männer aus Juda, richtet doch zwischen mir und meinem Weinberg.4Was bliebe noch zu tun für meinen Weinberg, das ich nicht getan hätte? Wie konnte ich hoffen, er würde Trauben tragen - stinkende Fäulnis hat er hervorgebracht!5Und nun erlaubt, dass ich euch wissen lasse, was ich mit meinem Weinberg mache: Seine Hecke ausreissen, dann soll er kahl gefressen werden; seinen Zaun einreissen, dann soll er zertreten werden. (Ps 89,41; Jer 45,4; Hos 2,14)6Und ich habe ihn zur Verwüstung freigegeben, er wird nicht geschneitelt werden und nicht behackt, und Dornen und Disteln werden aufspriessen in ihm. Und was die Wolken betrifft, so werde ich Befehl geben, keinen Regen mehr auf ihn fallen zu lassen. (Jes 7,23; Jes 32,13; Jes 34,13; Hos 9,6)7Der Weinberg des HERRN der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Männer aus Juda sind, was er aus Leidenschaft gepflanzt hat. Und er hoffte auf Rechtsspruch, doch seht: Rechtsbruch! Und auf Gerechtigkeit, doch seht: Schlechtigkeit! (Hos 10,1)
Wehrufe
8Wehe denen, die Haus an Haus reihen, die Feld an Feld rücken, bis kein Platz mehr ist und bis ihr allein noch im Herzen des Landes wohnt. (5Mo 5,21; Mi 2,2; Hab 2,6)9In meinen Ohren ist der Schwur des HERRN der Heerscharen: Viele Häuser werden verheert sein, grosse und schöne, dass niemand in ihnen wohnen kann! (3Mo 26,33; Jes 6,11; Mi 7,13)10Zehn Zemed Reben werden ein Bat bringen, und ein Chomer Samen wird ein Efa bringen. (Hag 1,6)11Wehe denen, die schon früh am Morgen dem Bier nachjagen, die der Wein erhitzt bis tief in die Nacht. (Jes 5,22)12Und da sind Leier, Harfe, Handpauke, Flöte und Wein bei ihren Gelagen; das Tun des HERRN aber beachten sie nicht, und das Werk seiner Hände haben sie nicht gesehen. (Hi 21,12; Ps 28,5; Jes 22,13; Am 6,4)13Darum ist mein Volk in die Verbannung gekommen aus Mangel an Erkenntnis. Seine Herrlichkeit sind Hungermänner, und seine Massen sind ausgedörrt vor Durst.14Darum hat das Totenreich seinen Rachen weit geöffnet und sein Maul masslos aufgesperrt, so dass hinunterfahren wird ihre[1] Pracht und ihr Getümmel und ihr Lärmen und wer darin frohlockt. (Spr 27,20)15Und der Mensch wurde gebeugt, und ein jeder wurde erniedrigt, und die Hohen mussten die Augen niederschlagen. (Jes 2,11)16Der HERR der Heerscharen aber war erhaben durch das Gericht, und durch Gerechtigkeit hat sich der heilige Gott als heilig erwiesen. (Jes 2,11; Hes 28,22)17Und Schafe werden weiden, als wären sie auf ihrer Trift, und auf den Trümmerstätten der Fettschafe werden Zicklein äsen. (Jes 7,25)18Wehe denen, die die Schuld herbeiziehen mit den Stricken der Nichtigkeit und die Sünde wie mit Wagenseilen!19Die sagen: Er soll sich beeilen, er soll sein Werk beschleunigen, damit wir es sehen. Es nahe, es soll kommen der Ratschluss des Heiligen Israels, damit wir ihn erfahren. (Jes 66,5; Jer 17,15; Am 5,18)20Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse, die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis, die Bitteres süss machen und Süsses bitter! (Jes 32,5)21Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sich selbst für verständig halten! (Spr 3,7; Jes 10,13; Röm 12,16)22Wehe denen, die Helden sind im Weintrinken und tüchtige Kerle im Brauen von Bier! (Jes 5,11; Jes 28,1; Jes 56,12)23Die aus einem Schuldigen einen Gerechten machen gegen Bestechung und Gerechten ihre Gerechtigkeit absprechen! (2Mo 23,6; Spr 17,15; Jes 10,2; Jes 29,21)24Darum - wie die Zunge des Feuers Stroh verzehrt und wie dürres Gras in der Flamme zusammensinkt: Ihre Wurzel wird wie Moder sein, und ihre Blüte wird zerstieben wie Staub, denn die Weisung des HERRN der Heerscharen haben sie verworfen, und das Wort des Heiligen Israels haben sie verschmäht. (Hi 18,16; Jes 9,17; Jer 6,19; Am 2,4)
Der HERR ruft ein fremdes Volk herbei
25Darum ist der Zorn des HERRN entbrannt über sein Volk, und er hat seine Hand dagegen ausgestreckt und es geschlagen, und die Berge bebten, und wie Kot waren ihre Leichen in den Gassen. Bei alledem hat sein Zorn sich nicht abgewandt, und seine Hand ist noch immer ausgestreckt. (Jer 4,24; Jer 9,11; Jer 10,4; Hes 6,14)26Und er wird ein Feldzeichen erheben für die Nationen in der Ferne. Und er wird es herbeipfeifen vom Ende der Erde. Und sieh: Rasend schnell wird es kommen. (Ps 105,31; Jes 7,18)27In seinen Reihen ist keiner, der müde ist, und niemand, der strauchelt, es schläft nicht und schlummert nicht; und der Schurz um seine Lenden löst sich nicht, und der Riemen seiner Sandalen zerreisst nicht.28Seine Pfeile sind gespitzt, und alle seine Bogen sind gespannt; die Hufschläge seiner Pferde werden für Kieselsteine gehalten und seine Wagenräder für Sturmwind.29Sein Brüllen ist wie das der Löwin, und wie junge Löwen brüllt er, und er grollt und packt die Beute und bringt sie in Sicherheit, und da ist niemand, der rettet. (Jer 2,15; Jer 42,22)30Dann aber wird er dagegen grollen an jenem Tag, wie das Meer grollt. Dann wird er auf die Erde blicken, und sieh: bedrohliche Finsternis, und das Licht ist verfinstert durch ihr Gewölk. (Jes 17,12; Jer 4,23; Jer 6,23; Jer 8,22)
Jesaja 5
Lutherbibel 2017
Das Lied vom unfruchtbaren Weinberg
1Wohlan, ich will von meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. (Jes 27,2)2Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte; aber er brachte schlechte. (Jer 2,21; Mk 12,1)3Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg!4Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte?5Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er kahl gefressen werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde.6Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen. (Jes 7,23)7Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit. (Jes 3,14)
Weherufe über die Sünden der Großen
8Weh denen, die ein Haus zum andern bringen und einen Acker an den andern rücken, bis kein Raum mehr da ist und ihr allein das Land besitzt! (5Mo 5,21; Mi 2,2)9Es ist in meinen Ohren das Wort des HERRN Zebaoth: Fürwahr, die vielen Häuser sollen veröden, die großen und feinen unbewohnt sein, (Jes 6,11)10denn zehn Morgen Weinberg sollen nur einen Eimer geben und ein Sack Saat nur einen Scheffel.11Weh denen, die des Morgens früh auf sind, dem Saufen nachzugehen, und sitzen bis in die Nacht, dass sie der Wein erhitzt.12Und sie haben Harfen, Zithern, Pauken, Pfeifen und Wein bei ihren Gelagen, aber sehen nicht auf das Werk des HERRN und schauen nicht auf das Tun seiner Hände! (Jes 22,11; Am 6,5)13Darum ist mein Volk weggeführt worden, weil es keine Erkenntnis hatte, und seine Vornehmen mussten Hunger leiden und die lärmende Menge Durst. (Hos 4,6)14Darum hat das Totenreich den Schlund weit aufgesperrt und den Rachen aufgetan ohne Maß, dass hinunterfährt, was da prangt und lärmt, alle Übermütigen und Fröhlichen.15So wurde gebeugt der Mensch und gedemütigt der Mann, und die Augen der Hoffärtigen wurden erniedrigt, (Jes 2,11; Jes 2,17)16aber der HERR Zebaoth war hoch im Gericht und Gott, der Heilige, erwies sich heilig in Gerechtigkeit.17Da werden dann Lämmer weiden wie auf ihrer Trift und Ziegen sich nähren in den Trümmerstätten der Wohlgenährten.18Weh denen, die das Unrecht herbeiziehen mit Stricken der Lüge und die Sünde mit Wagenseilen19und sprechen: Er lasse eilends und bald kommen sein Werk, dass wir’s sehen; es nahe und treffe ein der Ratschluss des Heiligen Israels, dass wir ihn kennenlernen! (Jer 17,15; Am 5,18)20Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!21Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und halten sich selbst für klug! (Spr 3,7; Röm 12,16)22Weh denen, die Helden sind, Wein zu saufen, und wackere Männer, starkes Getränk zu mischen, (Jes 28,7; Jes 56,12)23die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke und das Recht nehmen denen, die im Recht sind! (2Mo 23,8; Spr 17,15)24Darum, wie des Feuers Flamme Stroh verzehrt und Stoppeln vergehen in der Flamme, so wird ihre Wurzel verfaulen und ihre Blüte auffliegen wie Staub. Denn sie haben verachtet die Weisung des HERRN Zebaoth und gelästert die Rede des Heiligen Israels. (Jer 6,19; Am 2,4)
Gott ruft die Feinde ins Land
25Darum ist der Zorn des HERRN entbrannt über sein Volk, und er hat seine Hand ausgereckt wider sie und sie geschlagen, dass die Berge bebten und ihre Leichen lagen wie Kehricht auf den Gassen. Bei all dem hat sein Zorn sich nicht abgekehrt, seine Hand ist noch ausgereckt. (Jes 9,11; Jes 9,16; Jes 9,20; Jes 10,4)26Er wird ein Feldzeichen aufrichten für das Volk[1] aus der Ferne und pfeift es herbei vom Ende der Erde. Und siehe, eilends und schnell kommen sie daher. (Jes 7,18)27Keiner unter ihnen ist müde oder strauchelt, keiner schlummert noch schläft; keinem geht der Gürtel auf von seinen Hüften, und keinem zerreißt ein Schuhriemen.28Ihre Pfeile sind scharf und alle ihre Bogen gespannt; die Hufe ihrer Rosse sind hart wie Kieselsteine, und ihre Wagenräder sind wie ein Sturmwind.29Ihr Brüllen ist wie das der Löwen, und sie brüllen wie junge Löwen. Sie wüten und packen den Raub und tragen ihn davon und niemand rettet.30Und es wird über ihnen wüten zu der Zeit wie das Wüten des Meeres. Sieht man dann die Erde an, siehe, so ist sie finster vor Angst, und das Licht ist durch Wolken verfinstert. (Jes 8,22)