1Da antwortete Hiob und sprach:2Würde doch mein Unmut gewogen und mein Unglück dazu auf die Waage gelegt. (Hi 31,6)3Es ist nun schwerer als der Sand der Meere, darum waren meine Worte unbedacht.4Die Pfeile Schaddais stecken in mir, mein Geist hat ihr Gift getrunken, die Schrecken Gottes greifen mich an. (Hi 16,13; Hi 30,15; Ps 38,3; Kla 2,4)5Schreit denn ein Wildesel, wenn er Gras hat, oder brüllt ein Rind, wenn es sein Futter hat? (Hi 30,7)6Isst man Fades ohne Salz, und findet man Geschmack am Schleim des Eibisch[1]?7Ich sträube mich, es anzurühren, es ist wie verdorbenes Brot.8Käme doch, worum ich bitte, und gäbe Gott, worauf ich hoffe.9Wollte Gott mich doch zermalmen, seine Hand ausstrecken und mich abschneiden. (4Mo 11,15; 1Kön 19,4; Hi 7,16)10So könnte ich mich noch trösten und tanzen in schonungslosem Schmerz, denn ich habe die Worte des Heiligen nicht verleugnet. (Hi 23,12)11Was ist meine Kraft, dass ich ausharre, und was ist mein Ende, dass ich mich gedulde?12Ist denn meine Kraft die Kraft von Steinen, und ist mein Fleisch aus Erz?13Ich selbst kann mir nicht helfen, und Rettung ist fern von mir! (Ps 22,2)14Der Verzweifelte verdient das Mitleid seines Freundes, auch wenn er Schaddai nicht mehr fürchtet.15Meine Brüder sind trügerisch wie ein Bach, wie Wasserläufe, die versickern, (Ps 38,12; Ps 41,10; Jer 15,18)16die trübe sind vom Eis, in denen der Schnee sich verbirgt:17In der Sommerglut sind sie verschwunden, wenn es heiss wird, sind sie an ihrer Stätte versiegt.18Karawanen schlagen den Weg zu ihnen ein, sie ziehen hinauf in die Wüste und kommen um.19Die Karawanen von Tema hielten Ausschau nach ihnen, auf sie hofften die Wanderzüge von Saba. (1Mo 1,15; 1Mo 25,15; Ps 72,10; Hes 27,22)20Sie wurden zuschanden, weil sie vertrauten, sie kamen hin und wurden betrogen.21So seid ihr jetzt für mich geworden. Ihr schaut das Schreckliche und fürchtet euch.22Habe ich denn gesagt: Gebt mir etwas, und von eurem Vermögen bringt mir Geschenke,23und rettet mich aus der Hand des Bedrängers, und kauft mich los aus der Hand der Gewalttätigen!? (Ps 49,16)24Belehrt mich, und ich will schweigen, und erklärt mir, wo ich mich verging!25Wie könnten aufrichtige Worte kränken? Und was tadelt euer Tadel?26Wollt ihr etwa Worte tadeln? Und spricht der Verzweifelte in den Wind?27Selbst um eine Waise würdet ihr losen, und um euren Freund würdet ihr feilschen.28Wollt ihr euch jetzt nicht zu mir wenden? Ich lüge euch gewiss nicht ins Angesicht.29Kehrt um, kein Unrecht soll geschehen, kehrt um, noch bin ich im Recht. (Hi 13,18; Hi 17,10; Hi 19,6; Hi 27,5; Hi 31,6; Hi 33,9; Hi 34,5)30Ist denn Unrecht auf meiner Zunge, und schmeckt mein Gaumen nicht, was verderblich ist?
Hiob 6
Lutherbibel 2017
Hiobs erste Antwort an Elifas
1Hiob antwortete und sprach:2Wenn man doch meinen Kummer wägen und mein Leiden zugleich auf die Waage legen wollte!3Denn nun ist es schwerer als Sand am Meer; darum sind meine Worte noch unbedacht.4Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; mein Geist muss ihr Gift trinken, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet. (Ps 38,3)5Schreit denn der Wildesel, wenn er Gras hat, oder brüllt der Stier, wenn er sein Futter hat?6Isst man denn Fades, ohne es zu salzen, oder hat Eiweiß Wohlgeschmack?7Meine Kehle sträubt sich, es aufzunehmen; es ist, als wäre mein Brot unrein.8Könnte meine Bitte doch geschehen und Gott mir geben, was ich hoffe!9Dass mich doch Gott erschlagen wollte und seine Hand ausstreckte und mir den Lebensfaden abschnitte!10So hätte ich noch diesen Trost und wollte fröhlich springen – ob auch der Schmerz mich quält ohne Erbarmen –, dass ich nicht verleugnet habe die Worte des Heiligen.11Was ist meine Kraft, dass ich ausharren könnte; und welches Ende wartet auf mich, dass ich geduldig sein sollte?12Ist doch meine Kraft nicht aus Stein und mein Fleisch nicht aus Erz.13Hab ich denn keine Hilfe mehr, und gibt es keinen Rat mehr für mich?14Wer Barmherzigkeit seinem Nächsten verweigert, der gibt die Furcht vor dem Allmächtigen auf.15Meine Brüder sind trügerisch wie ein Bach, wie das Bett der Bäche, die versickern, (Ps 38,12)16die erst trübe sind vom Eis, darin der Schnee sich birgt,17doch zur Zeit, wenn die Hitze kommt, versiegen sie; wenn es heiß wird, vergehen sie von ihrer Stätte:18Karawanen gehen ihren Weg dahin, sie gehen hin ins Nichts und verschwinden.19Die Karawanen von Tema blickten aus auf sie, die Karawanen von Saba hofften auf sie; (Hi 1,15)20aber sie wurden zuschanden über ihrer Hoffnung und waren betrogen, als sie dahin kamen.21So seid ihr jetzt für mich geworden; weil ihr Schrecknisse seht, fürchtet ihr euch.22Hab ich denn gesagt: Schenkt mir etwas und bezahlt für mich von eurem Vermögen23und errettet mich aus der Hand des Feindes und kauft mich los von der Hand der Gewalttätigen?24Belehrt mich, so will ich schweigen, und worin ich geirrt habe, darin unterweist mich!25Wie könnten redliche Worte betrüben? Aber euer Tadel, was tadelt er?26Gedenkt ihr, Worte zu rügen? Aber die Rede eines Verzweifelnden verhallt im Wind.27Ihr freilich könntet wohl über eine Waise das Los werfen und euren Nächsten verschachern.28Nun aber hebt doch an und seht auf mich, ob ich euch ins Angesicht lüge.29Kehrt doch um, damit nicht Unrecht geschehe! Kehrt um! Noch habe ich recht darin!30Ist denn auf meiner Zunge Unrecht, oder sollte mein Gaumen Böses nicht merken?