1Da antwortete Hiob und sprach:2Hört doch, hört mein Wort, und das sei der Trost, den ihr mir gewährt. (Hi 21,34)3Ertragt es, dass ich rede, und danach könnt ihr über mich spotten. (Hi 16,20)4Richte ich denn meine Klage an Menschen? Und warum sollte ich nicht ungeduldig sein?5Wendet euch zu mir und erstarrt und legt die Hand auf euren Mund! (Hi 29,9; Hi 40,4; Spr 30,32; Mi 7,16)6Wenn ich daran denke, bin ich bestürzt, und ein Zittern erfasst meinen Leib: (Ps 55,6; Jer 23,9; Hab 3,16)7Warum bleiben die Frevler am Leben, werden alt, ja nehmen zu an Kraft? (Hi 12,6; Ps 73,3; Jer 12,1)8Fest stehen ihre Nachkommen vor ihrem Angesicht und ihre Sprösslinge vor ihren Augen.9Ihre Häuser sind vor dem Schrecken sicher, und der Stab Gottes schlägt sie nicht. (Hi 9,34; Ps 73,5)10Ihre Stiere bespringen nicht umsonst, ihre Kühe kalben ohne Fehlgeburt.11Wie die Schafe lassen sie ihre Knaben hinaus, und ihre Kinder tanzen und springen.12Sie singen zu Trommel und Leier und freuen sich beim Klang der Flöte. (Jes 5,12)13Ihre Tage verbringen sie im Glück, und friedlich fahren sie ins Totenreich hinab. (Hi 18,5; Spr 13,9)14Und sie sagen zu Gott: Bleib uns fern, von deinen Wegen wollen wir nichts wissen. (Hi 22,17; Ps 10,4)15Warum sollen wir Schaddai dienen, und was nützt es uns, wenn wir ihn bitten? (Hi 34,9; Hi 35,3; Mal 3,14)16Doch ihr Glück liegt nicht in ihrer Hand, das Denken der Frevler ist mir fern. (Hi 22,18; Ps 1,1)17Wie oft geschieht es denn, dass die Leuchte der Frevler erlischt, dass Unglück über sie kommt, dass er ihnen Verderben zuteilt in seinem Zorn, (Hi 18,6)18dass sie werden wie Stroh vor dem Wind und wie Spreu, die der Sturmwind fortträgt? (Ps 1,4; Ps 35,5)19Spart Gott das Unheil auf für die Kinder des Frevlers? Ihn selbst soll er strafen, dass er es spürt! (2Mo 20,5; Hi 27,14)20Mit eigenen Augen soll er seinen Untergang sehen und trinken vom Zorn Schaddais! (Ps 75,9; Jes 51,17; Jer 25,15; Offb 14,10)21Denn was liegt ihm noch an seinem Haus, wenn die Zahl seiner Monde vollendet ist? (Hi 14,21)22Muss man Gott Erkenntnis lehren, da er doch die Höchsten richtet? (Jes 45,9; Röm 11,34)23Der eine stirbt in voller Kraft, friedlich und ohne jede Sorge.24Voll Milch sind seine Tröge, und saftig ist das Mark seiner Knochen. (Ps 63,6)25Der andere stirbt im Herzen verbittert und hat vom Guten nie gekostet.26Zusammen liegen sie im Staub, und Maden bedecken sie. (Hi 7,5; Pred 9,2; Jes 14,11)27Seht, ich kenne eure Gedanken und die Pläne, die ihr gegen mich ersinnt.28Ihr sagt: Wo ist das Haus des Vornehmen und wo das Zelt, in dem die Frevler wohnten? -29Habt ihr denn nie die Reisenden gefragt, und versteht ihr nicht ihre Zeichen?30Am Tag des Verderbens bleibt der Böse verschont, am Tag der Zornesfluten wird er gerettet. (5Mo 32,35; Jer 18,17; Ob 1,13)31Wer hält ihm ins Gesicht seinen Wandel vor, und wer vergilt ihm, was er getan hat?32Er aber wird zur Grabstätte geleitet, und bei seinem Grab hält man Wache. (Pred 8,10)33Die Schollen des Schachtes sind ihm angenehm, und hinter ihm her zieht alle Welt und vor ihm die zahllose Menge.34Wie tröstet ihr mich mit Nichtigem! Und von euren Antworten bleibt nur Betrug. (Hi 21,2)
Hiob 21
Lutherbibel 2017
Hiobs zweite Antwort an Zofar
1Hiob antwortete und sprach:2Hört doch meiner Rede zu und lasst mir das eure Tröstung sein!3Ertragt mich, dass ich rede, und danach spottet über mich!4Geht denn gegen einen Menschen meine Klage, oder warum sollte ich nicht ungeduldig sein?5Kehrt euch her zu mir; ihr werdet erstarren und die Hand auf den Mund legen müssen. (Hi 40,4)6Wenn ich daran denke, so erschrecke ich, und Zittern ergreift meinen Leib.7Warum bleiben die Frevler am Leben, werden alt und nehmen zu an Kraft? (Jer 12,1)8Ihr Geschlecht ist sicher um sie her, und ihre Nachkommen sind bei ihnen.9Ihr Haus hat Frieden ohne Furcht, und Gottes Rute ist nicht über ihnen.10Ihr Stier bespringt und es missrät nicht; ihre Kuh kalbt und wirft nicht fehl.11Ihre Knaben lassen sie hinaus wie eine Herde, und ihre Kinder springen umher.12Sie jauchzen mit Pauken und Harfen und sind fröhlich mit Flöten.13Sie werden alt bei guten Tagen, und still ziehen sie in das Totenreich hinab,14und doch sagen sie zu Gott: »Weiche von uns, wir wollen von deinen Wegen nichts wissen! (Hi 22,17)15Wer ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten? Oder was nützt es uns, wenn wir ihn anrufen?« (2Mo 5,2; 2Kön 18,35; Ps 12,5; Dan 3,15)16»Doch siehe, ihr Glück steht nicht in ihren Händen, und der Rat der Gottlosen ist ferne von mir.« (Ps 1,1)17Wie oft verlischt denn die Leuchte der Frevler und kommt ihr Unglück über sie? Teilt er Schmerzen zu in seinem Zorn,18dass sie werden wie Stroh im Wind und wie Spreu, die der Sturmwind mit sich nimmt? (Ps 1,4)19Spart Gott sein Unheil auf für die Kinder des Frevlers? Er vergelte es ihm selbst, dass er’s einsehe! (2Mo 20,5; Hi 20,10)20Mit eigenen Augen möge er sein Verderben sehen, und vom Grimm des Allmächtigen möge er trinken!21Denn was liegt ihm an seinem Hause, wenn er dahin ist, wenn die Zahl seiner Monde zu Ende ist?22Wer will Gott Weisheit lehren, der auch die Hohen richtet? (Pred 5,7)23Der eine stirbt frisch und gesund in allem Reichtum und voller Genüge,24sein Melkfass ist voll Milch, und sein Gebein wird gemästet mit Mark;25der andere aber stirbt mit verbitterter Seele und hat nie vom Glück gekostet,26miteinander liegen sie im Staub, und Gewürm deckt sie zu. (Hi 3,18)27Siehe, ich kenne eure Gedanken und eure Ränke, mit denen ihr mir Unrecht antut.28Denn ihr sprecht: »Wo ist das Haus des Fürsten, und wo ist die Hütte, in der die Frevler wohnten?«29Habt ihr nicht befragt, die des Weges kommen, und nicht auf ihre Zeichen geachtet,30dass der Böse erhalten wird am Tage des Verderbens und am Tage des Grimms bleibt?31Wer sagt ihm ins Angesicht, was er verdient? Wer vergilt ihm, was er getan hat?32Wird er doch zu Grabe geleitet, und man hält Wache über seinem Hügel!33Süß sind ihm die Schollen des Grabes, und alle Menschen ziehen ihm nach, und die ihm vorangehen, sind nicht zu zählen.34Wie tröstet ihr mich mit Nichtigkeiten, und von euren Antworten bleibt nichts als Trug!