Die Deutung der siebzig Jahre aus dem Buch Jeremia
1Im Jahr eins des Darius, des Sohns von Xerxes[1] aus dem Geschlecht der Meder, der zum König gemacht worden war über das Königreich der Kasdäer, (Dan 6,1; Dan 11,1)2im Jahr eins seines Königtums erfasste ich, Daniel, in den Schriften die Zahl der Jahre, die sich erfüllen sollten über den Trümmern Jerusalems, nach dem Wort des HERRN, das an Jeremia, den Propheten, ergangen war: siebzig Jahre. (2Chr 36,20)3Und ich wandte mein Angesicht zum Herrn, Gott, um ihn zu bitten im Gebet und mit Flehen, unter Fasten und in Sack und Asche. (Dan 6,11)4Und ich betete zum HERRN, meinem Gott, und sprach ein Bekenntnis und sagte: Ach Herr, du grosser und Furcht einflössender Gott, der den Bund und die Gnade bewahrt denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, (2Mo 20,6; 3Mo 26,40; 5Mo 7,9)5wir haben gesündigt und sind schuldig geworden, wir haben gefrevelt und sind abgefallen, und von deinen Geboten und deinen Rechtssatzungen sind wir abgewichen. (5Mo 1,41; 1Kön 8,47)6Und wir haben nicht auf deine Diener, die Propheten, gehört, die in deinem Namen geredet haben zu unseren Königen, unseren Fürsten und unseren Vorfahren und zum ganzen Volk des Landes. (2Chr 36,15; Neh 9,30; Sach 1,4)7Du, Herr, bist im Recht, uns aber steht die Schande ins Gesicht geschrieben, wie es heute der Fall ist, uns, den Männern Judas und den Bewohnern Jerusalems und ganz Israel, seien sie nah oder fern, in allen Ländern, in die du sie versprengt hast für den Treuebruch, den sie an dir begangen haben. (Neh 1,8)8HERR, uns steht die Schande ins Gesicht geschrieben, uns, unseren Königen, unseren Fürsten und unseren Vorfahren, weil wir gegen dich gesündigt haben.9Beim Herrn, unserem Gott, ist das Erbarmen und die Vergebung; gegen ihn haben wir uns aufgelehnt. (Neh 9,17; Ps 130,4)10Und auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes, haben wir nicht gehört, so dass wir nach seinen Weisungen gelebt hätten, die er uns vorgelegt hat durch seine Diener, die Propheten. (Jer 32,23)11Und ganz Israel hat deine Weisung übertreten und ist abgewichen, hat nicht auf deine Stimme gehört. Und ergossen hat sich über uns der Fluch, der Schwur, der geschrieben steht in der Weisung des Mose, des Dieners Gottes, denn gegen ihn haben wir gesündigt. (5Mo 8,20; 5Mo 27,15; 5Mo 28,15)12Und er hat sein Wort wahr gemacht, das er gegen uns gesprochen hat und gegen unsere Richter, die Recht gesprochen haben über uns: Grosses Unheil hat er über uns gebracht, das nirgendwo unter dem Himmel so geschehen ist, wie es geschehen ist in Jerusalem. (Kla 2,17; Hes 5,9)13Wie es geschrieben steht in der Weisung des Mose, so ist all dies Unheil über uns gekommen. Wir aber haben das Angesicht des HERRN, unseres Gottes, nicht besänftigt und haben uns nicht abgewandt von unserem Vergehen und haben auf deine Wahrheit nicht geachtet.14Und so war der HERR auf das Unheil bedacht und liess es über uns kommen, denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er vollbringt. Wir aber haben nicht auf seine Stimme gehört.15Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk mit starker Hand aus dem Land Ägypten geführt und dir einen Namen gemacht hast, wie es heute der Fall ist: Wir haben gesündigt, haben gefrevelt! (2Mo 13,3; Neh 9,10; Jes 63,12; Jer 32,20)16Herr, möge doch, wie es all deinen gerechten Taten entspricht, deine Wut und dein Zorn sich abwenden von deiner Stadt Jerusalem, deinem heiligen Berg! Denn unserer Sünden und der Vergehen unserer Vorfahren wegen sind Jerusalem und dein Volk zum Hohn geworden bei allen rings um uns. (Ps 79,4; Hes 22,4)17Und nun, unser Gott, höre auf das Gebet deines Dieners und auf sein Flehen und lass dein Angesicht leuchten über dein verwüstetes Heiligtum, um des Herrn willen! (4Mo 6,25; 1Kön 8,28)18Neige, mein Gott, dein Ohr und höre, öffne deine Augen und sieh unsere Verwüstungen und die Stadt, über der dein Name ausgerufen ist! Nicht unserer gerechten Taten wegen bringen wir unser Flehen vor dich, sondern deiner grossen Barmherzigkeit wegen! (5Mo 12,5; 2Kön 19,16; Jer 7,11)19Herr, höre! Herr, vergib! Herr, höre hin und handle, zögere nicht, um deinetwillen, mein Gott! Denn dein Name ist ausgerufen über deiner Stadt und über deinem Volk. (1Kön 8,30; Jes 63,19; Jer 14,9; Hes 36,22)20Und während ich noch redete und betete und meine Sünde und die Sünde meines Volks Israel bekannte und mein Flehen für den heiligen Berg meines Gottes niederlegte vor dem HERRN, meinem Gott,21während ich noch im Gebet redete, eilte im Flug der Mann, Gabriel, herbei, den ich zuvor bei der Schauung gesehen hatte, er berührte mich um die Zeit des Abendopfers. (Dan 8,16)22Und er liess mich verstehen und redete mit mir und sprach: Daniel, nun bin ich ausgezogen, um dich Verständnis erlangen zu lassen.23Als dein Flehen begann, erging ein Wort, und ich bin gekommen, um es kundzutun, denn du wirst geliebt. Nun achte auf das Wort und begreife die Erscheinung: (Dan 10,11)24Siebzig Jahrwochen sind verhängt über dein Volk und über deine heilige Stadt, um das Unrecht zu beenden und das Mass der Sünden voll zu machen, um das Vergehen zu sühnen und ewige Gerechtigkeit zu bringen und um Schauung und Prophet zu versiegeln und um zu salben, was hochheilig ist. (Jes 51,6)25Und du sollst wissen und verstehen: Von der Zeit an, da das Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und aufzubauen, bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang werden Plätze und Strassen wiederhergestellt und gebaut werden, in der Bedrängnis der Zeiten. (Neh 2,5)26Nach den zweiundsechzig Wochen aber wird der Gesalbte[2] vernichtet werden, und nichts wird ihm bleiben. Und das Volk des Fürsten, der kommt, wird die Stadt und das Heiligtum vernichten. Und sein Ende kommt mit einer Flut, und bis zum Ende ist Krieg: beschlossene Verwüstungen. (Dan 7,21; Dan 11,10)27Und einen Bund für die Vielen wird er stark machen, für eine Woche, und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speiseopfer aufhören lassen. Und auf dem Flügel der Greuel kommt einer, der verwüstet, bis sich beschlossene Vernichtung über den Verwüster ergiesst. (Dan 7,25; Dan 8,11; Dan 11,31; Dan 11,45; Dan 12,11)
Daniel 9
Lutherbibel 2017
Daniels Bußgebet und das Geheimnis der siebzig Jahre
1Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes des Ahasveros[1], aus dem Stamm der Meder, der über das Reich der Chaldäer König wurde, (Dan 6,1)2in diesem ersten Jahr seiner Herrschaft verstand ich, Daniel, in den Büchern die Zahl der Jahre, die sich an Jerusalem erfüllen sollte. So war das Wort des HERRN an den Propheten Jeremia ergangen: Siebzig Jahre soll Jerusalem wüst liegen. (Jer 25,11; Jer 29,10)3Und ich kehrte mich zu Gott, dem Herrn, um zu beten und zu flehen unter Fasten und in Sack und Asche.4Ich betete aber zu dem HERRN, meinem Gott, und bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und schrecklicher Gott, der du Bund und Gnade bewahrst denen, die dich lieben und deine Gebote halten! (5Mo 7,9; Neh 1,5)5Wir haben gesündigt, Unrecht getan, sind gottlos gewesen und abtrünnig geworden; wir sind von deinen Geboten und Rechten abgewichen.6Wir gehorchten nicht deinen Knechten, den Propheten, die in deinem Namen zu unsern Königen, Fürsten, Vätern und zu allem Volk des Landes redeten.7Du, Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns alle heute schämen, die von Juda und von Jerusalem und vom ganzen Israel, die, die nahe sind, und die zerstreut sind in allen Ländern, wohin du sie verstoßen hast um ihrer Missetat willen, die sie an dir begangen haben.8Ja, HERR, wir, unsre Könige, unsre Fürsten und unsre Väter müssen uns schämen, dass wir uns an dir versündigt haben. (Esr 9,7; Jes 43,27)9Bei dir aber, Herr, unser Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung. Denn wir sind abtrünnig geworden (Ps 130,4)10und gehorchten nicht der Stimme des HERRN, unseres Gottes, und wandelten nicht nach seinen Gesetzen, die er uns vorlegte durch seine Knechte, die Propheten;11sondern ganz Israel übertrat dein Gesetz, und sie wichen ab und gehorchten deiner Stimme nicht. Darum trifft uns auch der Fluch, den er geschworen hat und der geschrieben steht im Gesetz des Mose, des Knechtes Gottes, weil wir an ihm gesündigt haben. (3Mo 26,14; 5Mo 28,15)12Und Gott hat seine Worte gehalten, die er geredet hat gegen uns und unsere Richter, die uns richten sollten, dass er ein so großes Unglück über uns hat kommen lassen; denn unter dem ganzen Himmel ist Derartiges nicht geschehen wie in Jerusalem.13Wie es geschrieben steht im Gesetz des Mose, so ist all dies große Unglück über uns gekommen. Aber wir haben auch nicht den HERRN, unsern Gott, besänftigt, sodass wir uns von unsern Sünden bekehrt und auf deine Wahrheit geachtet hätten.14Darum wachte der HERR über das Unglück und hat’s über uns kommen lassen. Denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Werken, die er tut; aber wir gehorchten seiner Stimme nicht. (Jer 1,12)15Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk aus Ägyptenland geführt hast mit starker Hand und hast dir einen Namen gemacht, so wie es heute ist: Wir haben gesündigt, wir sind gottlos gewesen.16Ach, Herr, um aller deiner Gerechtigkeit willen wende ab deinen Zorn und Grimm von deiner Stadt Jerusalem und deinem heiligen Berg. Denn wegen unserer Sünden und wegen der Missetaten unserer Väter trägt Jerusalem und dein Volk Schmach bei allen, die um uns her wohnen.17Und nun, unser Gott, höre das Gebet deines Knechtes und sein Flehen. Lass leuchten dein Angesicht über dein zerstörtes Heiligtum um deinetwillen, Herr!18Neige deine Ohren, mein Gott, und höre, tu deine Augen auf und sieh an unsere Trümmer und die Stadt, die nach deinem Namen genannt ist. Denn wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.19Ach, Herr, höre! Ach, Herr, sei gnädig! Ach, Herr, merk auf und handle! Säume nicht – um deinetwillen, mein Gott! Denn deine Stadt und dein Volk ist nach deinem Namen genannt. (Jer 14,9)20Als ich noch so redete und betete und meine und meines Volkes Israel Sünde bekannte und mit meinem Gebet für den heiligen Berg meines Gottes vor dem HERRN, meinem Gott, lag,21eben als ich noch so redete in meinem Gebet, da flog der Mann Gabriel, den ich zuvor im Gesicht gesehen hatte, um die Zeit des Abendopfers dicht an mich heran. (Dan 8,16)22Und er unterwies mich und redete mit mir und sprach: Daniel, jetzt bin ich ausgegangen, um dir zum rechten Verständnis zu verhelfen.23Denn als du anfingst zu beten, erging ein Wort, und ich komme, um dir’s kundzutun; denn du bist von Gott geliebt. So merke nun auf das Wort, damit du das Gesicht verstehst.24Siebzig Wochen[2] sind verhängt über dein Volk und über deine heilige Stadt; dann wird dem Frevel ein Ende gemacht und die Sünde versiegelt und die Schuld gesühnt, und es wird ewige Gerechtigkeit gebracht und Gesicht und Weissagung besiegelt und das Allerheiligste gesalbt werden.25So wisse nun und gib acht: Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden, bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang wird es wieder aufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit.26Und nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden, und niemand wird ihm helfen. Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum zerstören, aber dann kommt das Ende durch eine Flut, und bis zum Ende wird es Krieg geben und Verwüstung, die längst beschlossen ist. (Jes 28,22; Lk 21,23)27Er wird aber vielen den Bund schwer machen eine Woche lang. Und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen. Und im Heiligtum wird stehen ein Gräuelbild, das Verwüstung anrichtet, bis das Verderben, das beschlossen ist, sich über den Verwüster ergießen wird. (Jes 10,22; Dan 8,11; Dan 11,31; Dan 12,11; Mt 24,15)