1Ein kunstvoll gestaltetes Lied[1]. Von Asaf. Höre, mein Volk, auf meine Weisung, habt ein offenes Ohr für meine Worte. (Ps 32,1)2Sprüche der Weisheit will ich vortragen, ich will verkünden, was seit grauer Vorzeit verborgen war.3Was wir gehört und erfahren haben und was unsere Väter uns erzählt haben,4das wollen wir auch unseren[2] Kindern nicht vorenthalten. Denen, die nach uns kommen, wollen wir von den großartigen Taten des HERRN erzählen, von seiner Macht und den Wundern, die er vollbracht hat.5Für die Nachkommen Jakobs hat er Verordnungen erlassen, die seinen Willen bezeugen[3], ja, für ganz Israel hat er Gesetze aufgestellt. Unseren Vorfahren befahl er, sie ihren Kindern weiterzugeben.6Denn die ganze Nachwelt sollte gut Bescheid darüber wissen, alle, die später geboren würden, sollten immer wieder bereit sein, es ihren Kindern zu erzählen.7So würden sie alle ihr Vertrauen auf Gott setzen und seine großen Taten nicht vergessen. Ja, dann würden sie nach seinen Geboten leben.8Auf keinen Fall sollten sie wie ihre Vorfahren werden, die sich immer wieder voller Trotz gegen Gott auflehnten – eine Generation, deren Herz nie ganz Gott gehörte und die ihm nie treu war[4].9Die Männer vom Stamm Efraïm, gut gerüstete Bogenschützen, sind am entscheidenden Kampftag zurückgewichen.10Sie hielten sich nicht an Gottes Bund, den er mit seinem Volk geschlossen hatte, sie weigerten sich, sein Gesetz zu befolgen.11Seine großartigen Taten vergaßen sie, auch die Wunder, die er sie erleben ließ.12Dabei hatte er vor den Augen ihrer Vorfahren Wunder vollbracht, in Ägypten, im Gebiet der Stadt Zoan.13Er teilte das Meer und ließ sie hindurchziehen, zu beiden Seiten staute er das Wasser auf wie einen Damm.14Er leitete das Volk am Tag durch eine Wolke und in der Nacht durch einen leuchtenden Feuerschein.15In der Wüste spaltete er Felsen, Wasser in Fülle ließ er hervorströmen wie Meeresfluten und gab ihnen reichlich zu trinken.16Bäche ließ er hervorbrechen aus dem Gestein, und das Wasser schoss herunter wie ein reißender Fluss.17Sie aber sündigten weiter gegen ihn und lehnten sich dort in der Wüste gegen ihn, den Höchsten, auf.18Ganz bewusst[5] stellten sie Gott auf die Probe und forderten von ihm die Speise, nach der sie Verlangen hatten.19Sie beleidigten Gott und fragten: »Ist Gott wohl in der Lage, uns auch in der Wüste einen gedeckten Tisch vorzusetzen?20Nun gut, er schlug auf den Felsen, das Wasser floss heraus, sogar ganze Bäche strömten hervor. Aber kann er seinem Volk auch Brot geben oder gar Fleisch verschaffen?«21Der HERR hörte es und wurde so zornig, dass er ein Feuer um sich greifen ließ bei den Nachkommen Jakobs, sein Zorn entbrannte[6] gegen Israel.22Denn sie glaubten Gott nicht, und sie vertrauten nicht auf seine Hilfe.23Und trotzdem gab er den Wolken über ihnen einen Befehl, ja, er öffnete die Türen des Himmels.24Er ließ Manna auf sie regnen, damit sie zu essen hatten, Getreide aus dem Himmel gab er ihnen.25Jeder von ihnen aß das Brot der Engel[7], und Gott gab ihnen Speise in Fülle.26Den Ostwind ließ er am Himmel aufkommen, und auch den Südwind trieb er mit Macht herbei.27Auf sein Volk ließ er Fleisch regnen, unzählbar wie Staubkörner, Geflügel gab es wie Sand am Meer.28Über den Lagerplatz seines Volkes ließ er die Vögel fallen, mitten hinein, rings um ihre Zelte.29Sie aßen davon und wurden reichlich satt, alles, was sie so gierig verlangten, gab er ihnen.30Doch noch war ihre Gier nicht gestillt, noch war die Speise in ihrem Mund,31da brach Gottes Zorn gegen sie los. Er tötete viele ihrer starken, gesunden Leute, ja, zahlreiche junge Männer Israels streckte er nieder.32Doch trotz allem sündigten sie weiter und weiter und schenkten seinen Wundern keinen Glauben.33Da ließ er ihre Lebenstage wie nichts zerrinnen und ihre Jahre schwinden in Angst und Schrecken.34Wenn er viele von ihnen umkommen ließ, fragten die Übrigen wieder nach ihm. Ja, sie kehrten um von ihren falschen Wegen und suchten Gott.35Sie besannen sich darauf, dass Gott ihr Fels ist, und er, der Höchste, ihr Erlöser.36Doch wieder betrogen sie ihn mit ihren Worten, sie belogen ihn mit allem, was über ihre Lippen kam.37Sie blieben nicht von ganzem Herzen bei ihm und hielten sich nicht treu an den Bund, den er mit ihnen geschlossen hatte.38Doch er war barmherzig, er vergab ihre Schuld und tötete sie nicht. Immer wieder hielt er seinen Zorn zurück und ließ seinem Unwillen keinen freien Lauf.39Er dachte daran, dass sie Menschen aus Fleisch und Blut sind – ein Windhauch, der kurz aufkommt und nicht mehr wiederkehrt.40Doch wie oft lehnten sie sich in der Wüste gegen ihn auf und bereiteten ihm Kummer dort in der Steppe!41Wieder und wieder stellten sie ihn auf die Probe und beleidigten ihn, den heiligen Gott Israels.42Sie dachten nicht mehr daran, wie er mit starker Hand eingegriffen und sie aus der Gewalt ihrer Unterdrücker befreit hatte.43Damals vollbrachte er Zeichen und Wunder in Ägypten, im Gebiet der Stadt Zoan.44Er ließ dort Flüsse und Bäche zu Blut werden, so dass man nicht mehr aus ihnen trinken konnte.45Er schickte den Ägyptern Schwärme von Ungeziefer, die sie zerfraßen, und Frösche, die ihnen Verderben brachten.46Die Frucht ihres Feldes gab er den Insekten preis; die Ernte, für die sie so mühsam gearbeitet hatten, überließ er den Heuschrecken.47Ihre Weinstöcke schlug er durch Hagel nieder, und ihre Maulbeerbäume durch Brocken von Eis.48Dem Hagel ließ er auch ihr Vieh zum Opfer fallen, ihre Herden dem Blitzschlag.49Sein glühender Zorn brach gegen sie los, mit Wut und Grimm stürzte er sie ins Unglück. Er sandte eine Schar von Engeln, die Unheil über sie bringen sollten.[8]50Seinem Zorn ließ er freien Lauf, selbst vor dem Tod verschonte er sie nicht, sondern ließ sie[9] durch die Pest umkommen.51Alle Erstgeborenen in Ägypten streckte er nieder, ja, er tötete die ältesten Söhne, die kräftigsten im Land der Nachkommen Hams[10].52Dann führte er sein Volk heraus wie ein Hirte seine Schafe, und in der Wüste leitete er sie wie eine Herde.53Er führte sie sicher, darum hatten sie keine Angst. Ihre Feinde jedoch begrub das Meer.54Er brachte sie in sein heiliges Land[11] und führte sie zu dem Berg, den er mit eigener Hand zu seinem Eigentum gemacht hatte.55Die anderen Völker vertrieb er vor ihnen aus dem Land und verteilte es als Erbbesitz an die Stämme Israels. So konnten sie in den Zelten dieser Völker wohnen.56Doch wieder forderten sie Gott heraus; sie lehnten sich gegen ihn, den Höchsten, auf und hielten sich nicht an seine Mahnungen.57Sie sagten sich von ihm los und brachen ihm die Treue wie schon zuvor ihre Väter. Unzuverlässig waren sie wie ein Bogen, dessen Pfeile in die falsche Richtung schnellen.[12]58Sie bereiteten ihm Kummer durch ihre heidnischen Altäre auf den Anhöhen, mit ihren Götterbildern reizten sie ihn zur Eifersucht.59Als Gott hörte, wie sie zu anderen Göttern beteten, entbrannte sein Zorn[13]; voll Abscheu wandte er sich von Israel ab.60Er gab sein Heiligtum in Schilo auf, das Zelt, in dem er unter den Menschen gewohnt hatte.61Die Bundeslade, das Sinnbild seiner Macht, ließ er zur Beute werden[14], ja, seinen Ruhm gab er in die Hand des Feindes.62Er lieferte sein Volk dem Schwert aus, sein Zorn traf die Nation, die ihm gehörte.63Die jungen Männer wurden vom Feuer verzehrt, und den jungen Frauen sang man keine Hochzeitslieder mehr.64Die Priester kamen durch das Schwert um, und die Witwen konnten nicht einmal die Totenklage halten.65Da aber machte sich der Herr auf wie einer, der vom Schlaf erwacht, wie ein Held, der gestärkt durch Wein nur noch mutiger wird[15].66Nun schlug er seine Feinde zurück, in ewige Schande stürzte er sie.67Er entzog den Nachkommen Josefs die Führung seines Volkes, seine Wahl fiel nicht mehr auf den Stamm Efraïm.[16]68Vielmehr erwählte Gott nun den Stamm Juda und damit den Berg Zion, dem seine Liebe gilt.69Dort errichtete er sein Heiligtum, majestätisch wie die hohen Berge[17], unverrückbar wie die Erde, deren Fundament er für immer befestigt hat.70Er erwählte David, seinen Diener, und holte ihn weg von den Schafpferchen:71Von den Muttertieren nahm er ihn fort, damit er in Zukunft der Hirte sei für die Nachkommen Jakobs, für Gottes eigenes Volk Israel[18].72Und David leitete sie wie ein Hirte mit aufrichtigem Herzen, ja, er führte sie mit Weisheit und geschickter Hand.
Psalm 78
Lutherbibel 2017
Schuld, Gericht und Gnade in Israels Geschichte
1Eine Unterweisung Asafs. Höre, mein Volk, meine Unterweisung, neiget eure Ohren zu der Rede meines Mundes! (Ps 106,1)2Ich will meinen Mund auftun zu einem Spruch und Geschichten verkünden aus alter Zeit. (Mt 13,35)3Was wir gehört haben und wissen und unsre Väter uns erzählt haben, (2Mo 13,14; 5Mo 4,9)4das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern; wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des HERRN und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat.5Er richtete ein Zeugnis auf in Jakob und gab ein Gesetz in Israel und gebot unsern Vätern, es ihre Kinder zu lehren,6auf dass es die Nachkommen lernten, die Kinder, die noch geboren würden; die sollten aufstehen und es auch ihren Kindern verkündigen,7dass sie setzten auf Gott ihre Hoffnung / und nicht vergäßen die Taten Gottes, sondern seine Gebote hielten8und nicht würden wie ihre Väter, ein abtrünniges und ungehorsames Geschlecht, dessen Herz nicht fest war und dessen Geist sich nicht treu an Gott hielt, (5Mo 32,5)9wie die Söhne Ephraim, wohl gerüstete Bogenschützen, abfielen zur Zeit des Streits; (Ri 2,11)10sie hielten den Bund Gottes nicht und wollten nicht in seinem Gesetz wandeln11und vergaßen seine Taten und seine Wunder, die er sie hatte sehen lassen.12Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägyptenland, im Gefilde von Zoan.13Er zerteilte das Meer und führte sie hindurch und ließ das Wasser stehen wie eine Mauer. (2Mo 14,21)14Er leitete sie bei Tage mit einer Wolke und die ganze Nacht mit einem hellen Feuer. (2Mo 13,21)15Er spaltete die Felsen in der Wüste und tränkte sie reichlich wie mit Fluten; (2Mo 17,6; 4Mo 20,7; 5Mo 32,18)16er ließ Bäche aus den Felsen hervorbrechen und Wasser hinabfließen wie Ströme.17Dennoch sündigten sie weiter wider ihn und empörten sich in der Wüste gegen den Höchsten;18sie versuchten Gott in ihrem Herzen, als sie Speise forderten für ihre Seelen, (2Mo 16,3; 4Mo 11,4)19und redeten wider Gott und sprachen: Kann Gott wohl einen Tisch bereiten in der Wüste? (Ps 23,5)20Siehe, er hat wohl den Felsen geschlagen, dass Wasser strömten und Bäche sich ergossen; kann er aber auch Brot geben und seinem Volk Fleisch verschaffen?21Da das der HERR hörte, entbrannte er im Grimm, und Feuer brach aus in Jakob, und Zorn kam über Israel, (4Mo 11,1)22weil sie nicht glaubten an Gott und nicht hofften auf seine Hilfe.23Und er gebot den Wolken droben und tat auf die Türen des Himmels24und ließ Manna auf sie regnen zur Speise und gab ihnen Himmelsbrot. (2Mo 16,4; 2Mo 16,14)25Brot der Engel aßen sie alle, er sandte ihnen Speise in Fülle.26Er ließ wehen den Ostwind unter dem Himmel und erregte durch seine Stärke den Südwind (4Mo 11,31)27und ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub und Vögel wie Sand am Meer;28mitten in sein Lager ließ er sie fallen, rings um seine Wohnung her.29Da aßen sie und wurden sehr satt; und was sie verlangten, gewährte er ihnen.30Sie hatten ihr Verlangen noch nicht gestillt, ihre Speise war noch in ihrem Munde,31da kam der Zorn Gottes über sie / und brachte ihre Vornehmsten um und schlug nieder die Besten in Israel.32Bei dem allen sündigten sie noch mehr und glaubten nicht an seine Wunder.33Darum ließ er ihre Tage dahinschwinden ins Nichts und ihre Jahre in Schrecken. (4Mo 14,22; 1Kor 10,5)34Wenn er den Tod unter sie brachte, suchten sie ihn und fragten wieder nach Gott35und dachten daran, dass Gott ihr Hort ist und Gott, der Höchste, ihr Erlöser.36Doch sie betrogen ihn mit ihrem Munde und belogen ihn mit ihrer Zunge.37Ihr Herz hing nicht fest an ihm, und sie hielten nicht treu an seinem Bunde.38Er aber war barmherzig und vergab die Schuld und vertilgte sie nicht und wandte oft seinen Zorn ab und ließ nicht seinen ganzen Grimm an ihnen aus.39Denn er dachte daran, dass sie Fleisch sind, ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkommt. (Ps 103,14)40Wie oft trotzten sie ihm in der Wüste und betrübten ihn in der Einöde!41Sie versuchten Gott immer wieder und kränkten den Heiligen Israels.42Sie dachten nicht an seine Hand, an den Tag, da er sie erlöste von den Feinden,43wie er seine Zeichen in Ägypten getan hatte und seine Wunder im Lande Zoan.44Er verwandelte ihre Ströme in Blut, dass sie aus ihren Flüssen nicht trinken konnten. (2Mo 7,19)45Er schickte Ungeziefer unter sie, das sie fraß, und Frösche, die ihnen Verderben brachten, (2Mo 8,2; 2Mo 8,20)46und gab ihr Gewächs den Raupen und ihre Saat den Heuschrecken. (2Mo 10,13)47Er schlug ihre Weinstöcke mit Hagel und ihre Maulbeerbäume mit Schloßen. (2Mo 9,25)48Er gab ihr Vieh dem Hagel preis und ihre Herden dem Wetterstrahl.49Er sandte die Glut seines Zorns unter sie, Grimm und Wut und Drangsal, eine Schar Verderben bringender Engel.50Er ließ seinem Zorn freien Lauf / und bewahrte ihre Seele nicht vor dem Tode und gab ihr Leben der Pest preis. (2Mo 9,8)51Er schlug alle Erstgeburt in Ägypten, die Erstlinge ihrer Kraft in den Zelten Hams. (2Mo 12,29)52Er ließ sein Volk ausziehen wie Schafe und führte sie wie eine Herde in der Wüste; (Ps 77,21)53und er leitete sie sicher, / dass sie sich nicht fürchteten; aber ihre Feinde bedeckte das Meer. (2Mo 14,27)54Er brachte sie in sein heiliges Land, zu dem Berg, den seine Rechte erworben hat, (2Mo 15,17)55und vertrieb vor ihnen her die Völker / und verteilte ihr Land als Erbe und ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen.56Aber sie versuchten Gott und trotzten dem Höchsten und hielten seine Gebote nicht;57sie fielen ab und waren treulos wie ihre Väter und versagten wie ein schlaffer Bogen;58sie erzürnten ihn mit ihren Höhen und reizten ihn zum Zorn mit ihren Götzen. (5Mo 32,21)59Da Gott das hörte, entbrannte sein Grimm, und er verwarf Israel ganz.60Er gab seine Wohnung in Silo dahin, das Zelt, in dem er unter Menschen wohnte. (1Sam 1,3; Jer 7,12)61Er gab seine Macht in Gefangenschaft und seine Herrlichkeit in die Hand des Feindes.[1] (1Sam 4,22; Ps 132,8)62Er übergab sein Volk dem Schwert und ergrimmte über sein Erbe.63Ihre junge Mannschaft fraß das Feuer, und ihre Jungfrauen mussten ungefreit bleiben.64Ihre Priester fielen durchs Schwert, und die Witwen konnten die Toten nicht beweinen. (1Sam 4,17)65Da erwachte der Herr wie aus dem Schlaf, wie ein Starker, der vom Wein fröhlich ist,66und schlug seine Feinde zurück und hängte ihnen ewige Schande an. (1Sam 5,6)67Er verwarf das Zelt Josefs und erwählte nicht den Stamm Ephraim,68sondern erwählte den Stamm Juda, den Berg Zion, den er liebt. (2Chr 6,6)69Er baute sein Heiligtum wie Himmelshöhen, wie die Erde, die er gegründet hat für immer,70und erwählte seinen Knecht David und nahm ihn von den Schafhürden; (1Sam 16,11; 2Sam 7,8)71von den säugenden Schafen holte er ihn, dass er sein Volk Jakob weide und sein Erbe Israel.72Und er weidete sie mit aller Treue und leitete sie mit kluger Hand.