1Von David, zu singen nach der Melodie »Lilien«.[1]2Hilf mir, Gott! Die Flut geht mir bis an die Kehle! (Ps 42,8)3Ich versinke im brodelnden Schlamm, meine Füße finden keinen Halt. Ich treibe ab in tiefes Wasser, die Strömung reißt mich mit sich fort!4Bis zur Erschöpfung habe ich geschrien, meine Kehle ist davon ganz entzündet. Meine Augen sind müde geworden vom Ausschauen nach dir, meinem Gott!5Viele hassen mich ohne jeden Grund, zahlreicher sind sie als die Haare auf meinem Kopf. Meine Feinde verbreiten Lügen über mich, sie sind mächtig und wollen mich vernichten. Ich soll wieder herausgeben, was ich gar nicht gestohlen habe! (Ps 109,2; Joh 15,25)6Gott, du weißt, wie unverständig ich war; meine Schuld ist dir nicht verborgen.7HERR, du Herrscher der Welt, Gott Israels, du mächtiger Gott,[2] enttäusche nicht die, die mit dir rechnen! Wenn sie sehen, dass du mir nicht hilfst, könnten sie die Hoffnung verlieren.8Weil ich zu dir gehöre, werde ich geschmäht, für dich erleide ich Schimpf und Schande. (Ps 44,23)9Meinen Verwandten bin ich ein Fremder geworden, selbst meine Brüder kennen mich nicht mehr. (Ps 38,12)10Die Liebe zu deinem Haus – sie verzehrt mich wie ein Feuer. Die Schmähungen, mit denen man dich lästert, sie treffen mich. (Joh 2,17; Röm 15,3)11Ich weine und versage mir das Essen, doch dafür ernte ich nichts als Hohn.12Ich gehe im Sack umher und werde dafür nur ausgelacht.13Dort, wo die Leute zusammenkommen, bin ich der Anlass für ihren Klatsch und für die Spottlieder betrunkener Zecher. (Hi 30,9)14Doch ich bete zu dir, HERR! Hilf mir in der Stunde, die du bestimmst! Du bist so reich an Güte, darum erhöre mich! Du bist doch der Retter, auf den Verlass ist. (Jes 49,8)15Lass mich nicht im Schlamm versinken, zieh mich heraus! Rette mich vor denen, die mich hassen! Zieh mich heraus aus dem tiefen Wasser!16Sonst treibt die Strömung mich fort, der Abgrund verschlingt mich, die Grube schließt sich über mir!17Erhöre meine Bitte, HERR, denn deine Güte tut mir wohl; wende dich mir zu in deinem Erbarmen!18Ich bin doch dein Diener, verbirg dich nicht länger vor mir! Ich bin voller Angst, erhöre mich bald!19Komm zu mir, befreie und rette mich, damit meine Feinde schweigen müssen!20Du weißt, wie man mich verhöhnt, mich entehrt und mit Schande überschüttet; alle meine Gegner stehen dir vor Augen.21Die Schmach bricht mir das Herz, ich bin zutiefst verwundet. Ich habe auf Mitgefühl gewartet, doch niemand hat es mir erwiesen. Ich habe einen gesucht, der mich tröstet, und keinen Einzigen gefunden.22Statt Nahrung haben sie mir Gift gereicht, mir Essig angeboten, um meinen Durst zu löschen. (Mk 15,36)23Ihre Opfergelage sollen ihnen zum Fallstrick werden, der sie ins Verderben bringt, sie und alle ihre Tischgenossen! (Röm 11,9)24Lass sie blind werden und nichts mehr sehen, mach sie für immer kraftlos und krank!25Schütte deinen Zorn über sie aus, hole sie ein mit der Glut deines Grimms!26Ihr Lagerplatz soll verwüstet werden, mach ihre Zelte menschenleer! (Apg 1,20)27Denn erbarmungslos jagen sie mich, den deine Strafe doch schon getroffen hat, und sie reden gern von den Schmerzen derer, denen du Wunden geschlagen hast.28Rechne ihnen jede Verfehlung an und erkläre sie nicht für gerecht!29Streiche ihre Namen aus dem Buch des Lebens, damit sie nicht eingeschrieben sind mit denen, die in Treue zu dir halten. (2Mo 32,32; Mal 3,16)30Ich selbst bin arm und von Schmerzen geplagt; durch deine Hilfe, Gott, bring mich in Sicherheit!31Dann kann ich dich preisen mit meinem Lied und deine Größe verkünden durch meinen Dank. (Ps 40,7)32Das ist dir lieber, als wenn ich ein Rind für dich schlachte, dir einen starken Stier als Opfer bringe.33Die Unterdrückten werden es sehen und sie werden sich freuen. Ihr alle, die ihr nach Gott fragt: Neuer Mut soll eure Herzen erfüllen!34Denn der HERR hört das Rufen der Hilflosen, er lässt die Seinen nicht im Stich, wenn sie gefangen sind. (Ps 9,13)35Himmel und Erde sollen ihn preisen, die Meere und alles, was darin lebt!36Denn der HERR wird den Zionsberg befreien und die Städte in Juda wieder aufbauen. Sein Volk wird wieder dort wohnen und das Land besitzen.37Die Kinder seiner Diener werden es erben, und alle, die den HERRN lieben, werden dort wohnen.
Psalm 69
Lutherbibel 2017
In Schmach, Schande und Scham
1Von David, vorzusingen, nach der Weise »Lilien«.2Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.3Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen.4Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinen Gott.5Die mich ohne Grund hassen, sind mehr, als ich Haare auf dem Haupt habe. Die mir ohne Ursache feind sind / und mich verderben wollen, sind mächtig. Ich soll zurückgeben, was ich nicht geraubt habe. (Joh 15,25)6Gott, du kennst meine Torheit, und meine Schuld ist dir nicht verborgen.7Lass nicht zuschanden werden an mir, die deiner harren, Herr, HERR Zebaoth! Lass nicht schamrot werden an mir, die dich suchen, Gott Israels!8Denn um deinetwillen trage ich Schmach, mein Angesicht ist voller Schande. (Ps 44,23)9Ich bin fremd geworden meinen Brüdern und unbekannt den Kindern meiner Mutter; (Ps 38,12)10denn der Eifer um dein Haus hat mich gefressen, und die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen. (Ps 119,139; Joh 2,17; Röm 15,3)11Ich weine bitterlich und faste, und man spottet meiner dazu.12Ich habe einen Sack angezogen, aber sie treiben ihren Spott mit mir.13Die im Tor sitzen, schwatzen von mir, und beim Zechen singt man von mir. (Hi 30,9)14Ich aber bete, HERR, zu dir zur Zeit der Gnade; Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe. (Jes 49,8)15Errette mich aus dem Schlamm, dass ich nicht versinke, dass ich errettet werde vor denen, die mich hassen, und aus den tiefen Wassern;16dass mich die Wasserflut nicht ersäufe / und die Tiefe nicht verschlinge und das Loch des Brunnens sich nicht über mir schließe. (1Mo 29,3)17Erhöre mich, HERR, denn deine Güte ist tröstlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit (4Mo 6,26)18und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knecht, denn mir ist angst; erhöre mich eilends.19Nahe dich meiner Seele und erlöse sie, erlöse mich um meiner Feinde willen.20Du kennst meine Schmach, meine Schande und Scham; meine Widersacher sind dir alle vor Augen.21Die Schmach bricht mir mein Herz und macht mich krank. Ich warte, ob jemand Mitleid habe, aber da ist niemand, und auf Tröster, aber ich finde keine.22Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken für meinen Durst. (Mt 27,34; Mt 27,48)23Ihr Tisch werde vor ihnen zur Falle, zur Vergeltung und zum Strick. (Röm 11,9)24Ihre Augen sollen finster werden, dass sie nicht sehen, und ihre Hüften lass immerfort wanken.25Gieß deine Ungnade über sie aus, und dein grimmiger Zorn ergreife sie.26Ihre Wohnstatt soll verwüstet werden, und niemand wohne in ihren Zelten. (Apg 1,20)27Denn sie verfolgen, den du geschlagen hast, und reden gern von dem Schmerz derer, die du hart getroffen hast.28Lass sie aus einer Schuld in die andre fallen, dass sie nicht kommen zu deiner Gerechtigkeit.29Tilge sie aus dem Buch des Lebens, dass sie nicht geschrieben stehen bei den Gerechten. (2Mo 32,32; Dan 12,1; Lk 10,20; Phil 4,3)30Ich aber bin elend und voller Schmerzen. Gott, deine Hilfe schütze mich!31Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied und will ihn hoch ehren mit Dank.32Das wird dem HERRN besser gefallen als ein Stier, der Hörner und Klauen hat. (Ps 50,8)33Die Elenden sehen es und freuen sich. Die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf! (Ps 22,27)34Denn der HERR hört die Armen und verachtet seine Gefangenen nicht.35Es lobe ihn Himmel und Erde, die Meere und alles, was sich darin regt.36Denn Gott wird Zion helfen / und die Städte Judas bauen, dass man dort wohne und sie besitze.37Und die Kinder seiner Knechte werden sie erben, und die seinen Namen lieben, werden darin bleiben.