Klagelieder 3

Einheitsübersetzung 2016

1 Ich bin der Mann, der Leid erlebt hat / durch die Rute seines Grimms.2 Er hat mich getrieben und gedrängt / in Finsternis, nicht ins Licht. (Ps 23,4)3 Täglich von Neuem kehrt er die Hand / nur gegen mich.4 Er zehrte aus mein Fleisch und meine Haut, / zerbrach meine Glieder,5 umbaute und umschloss mich / mit Gift und Erschöpfung.6 Im Finstern ließ er mich wohnen / wie längst Verstorbene. (Jes 59,9)7 Er hat mich ummauert, ich kann nicht entrinnen. / Er hat mich in schwere Fesseln gelegt.8 Wenn ich auch schrie und flehte, / er versperrte den Weg meinem Gebet. (Ps 22,3)9 Mit Quadern hat er mir die Wege verriegelt, / meine Pfade irregeleitet. (Hi 19,8)10 Ein lauernder Bär war er mir, / ein Löwe im Versteck.11 Er ließ meine Wege sich verstricken, / machte mich regungslos und einsam.12 Er spannte den Bogen und stellte mich hin / als Ziel für den Pfeil. (Hi 16,12)13 In die Nieren ließ er mir dringen / die Geschosse seines Köchers.14 Ein Gelächter war ich all meinem Volk, / ihr Spottlied den ganzen Tag. (Jer 20,7)15 Er speiste mich mit bitterer Kost / und tränkte mich mit Wermut. (Hi 9,18; Jer 9,14)16 Meine Zähne ließ er auf Kiesel beißen, / er drückte mich in den Staub.17 Du hast mich aus dem Frieden hinausgestoßen; / ich habe vergessen, was Glück ist.18 Ich sprach: Dahin ist mein Glanz / und mein Vertrauen auf den HERRN.19 An meine Not und Unrast denken / ist Wermut und Gift.20 Immer denkt meine Seele daran / und ist betrübt in mir. (Ps 42,6; Ps 43,5)21 Das will ich mir zu Herzen nehmen, / darauf darf ich harren:22 Die Huld des HERRN ist nicht erschöpft, / sein Erbarmen ist nicht zu Ende.23 Neu ist es an jedem Morgen; / groß ist deine Treue.24 Mein Anteil ist der HERR, sagt meine Seele, / darum harre ich auf ihn.25 Gut ist der HERR zu dem, der auf ihn hofft, / zur Seele, die ihn sucht.26 Gut ist es, schweigend zu harren / auf die Hilfe des HERRN. (Hi 1,22; Hi 2,10)27 Gut ist es für den Mann, / ein Joch zu tragen in der Jugend.28 Er sitze einsam und schweige, / denn er hat es ihm auferlegt. (Kla 1,1)29 Er beuge in den Staub seinen Mund; / vielleicht ist noch Hoffnung.30 Er biete die Wange dem, der ihn schlägt, / und lasse sich sättigen mit Schmach.31 Denn nicht für immer / verwirft der Herr. (Ps 77,8; Jes 54,7)32 Hat er betrübt, erbarmt er sich auch wieder / nach seiner großen Huld. (Jes 63,7)33 Denn nicht freudigen Herzens / plagt und betrübt er die Menschenkinder.34 Dass man mit Füßen tritt / alle Gefangenen des Landes,35 dass man das Recht des Mannes beugt / vor dem Antlitz des Höchsten,36 dass man im Rechtsstreit den Menschen bedrückt, / sollte der Herr das nicht sehen?37 Wer hat gesprochen und es geschah? / Hat nicht der Herr es geboten?38 Geht nicht hervor aus des Höchsten Mund / das Gute wie auch das Böse? (Jes 45,7)39 Wie dürfte denn ein Lebender klagen, / ein Mann über seine Sünden?40 Prüfen wir unsre Wege, erforschen wir sie / und kehren wir um zum HERRN! (Kla 3,8)41 Erheben wir unser Herz samt den Händen / zu Gott im Himmel!42 Wir haben gesündigt und uns widersetzt; / du hast nicht vergeben.43 Du hast uns in Zorn gehüllt und verfolgt, / getötet und nicht geschont.44 Du hast dich in Wolken gehüllt, / kein Gebet kann sie durchstoßen. (5Mo 4,29)45 Zu Unrat und Auswurf hast du uns gemacht / inmitten der Völker.46 Ihren Mund rissen gegen uns auf / all unsre Feinde.47 Grauen und Grube wurde uns zuteil, / Verwüstung und Verderben.48 Tränenströme vergießt mein Auge / über den Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes. (Jer 8,23; Kla 2,11)49 Mein Auge ergießt sich und ruht nicht; / es hört nicht auf,50 bis der HERR vom Himmel her / sieht und schaut.51 Mein Auge schmerzt mich / wegen all der Töchter meiner Stadt.52 Wie auf einen Vogel machten sie Jagd auf mich, / die ohne Grund meine Feinde sind.53 Sie stürzten in die Grube mein Leben / und warfen Steine auf mich. (Ps 88,7)54 Das Wasser ging mir über den Kopf; / ich sagte: Ich bin verloren. (Ps 69,2)55 Da rief ich deinen Namen, HERR, / tief unten aus der Grube.56 Du hörtest meine Stimme: / Verschließ nicht dein Ohr / vor meinem Seufzen, meinem Schreien!57 Du warst nahe am Tag, da ich dich rief; / du sagtest: Fürchte dich nicht!58 Du, Herr, hast meine Sache geführt, / hast mein Leben erlöst.59 Du, HERR, hast meine Bedrückung gesehen. / Verschaffe mir Recht!60 Du hast gesehen ihre ganze Rachgier, / all ihr Planen gegen mich. (Jer 11,18)61 Du hast ihr Schmähen gehört, o HERR, / all ihr Planen gegen mich.62 Das Denken und Reden meiner Gegner / ist gegen mich den ganzen Tag.63 Blick auf ihr Sitzen und Stehen! / Ein Spottlied bin ich für sie.64 Vergilt ihnen, HERR, / nach dem Tun ihrer Hände! (Kla 1,22; Kla 4,20)65 Gib ihnen ein verhärtetes Herz! / Dein Fluch über sie!66 Verfolge sie im Zorn und vernichte sie / unter dem Himmel des HERRN!

Klagelieder 3

Lutherbibel 2017

1 Ich bin der Mann, der Elend sehen muss durch die Rute seines Grimmes.2 Er hat mich geführt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht.3 Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag für Tag.4 Er hat mir Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen.5 Er hat mich ringsum eingeschlossen und mich mit Bitternis und Mühsal umgeben.6 Er hat mich in Finsternis versetzt wie die, die längst tot sind.7 Er hat mich ummauert, dass ich nicht herauskann, und mich in harte Fesseln gelegt.8 Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet. (Ps 22,3; Ps 69,4)9 Er hat meinen Weg vermauert mit Quadern und meinen Pfad zum Irrweg gemacht.10 Er hat auf mich gelauert wie ein Bär, wie ein Löwe im Verborgenen.11 Er lässt mich den Weg verfehlen, er hat mich zerfleischt und zunichtegemacht.12 Er hat seinen Bogen gespannt und mich dem Pfeil zum Ziel gegeben.13 Er hat mir seine Pfeile in die Nieren geschossen.14 Ich bin ein Hohn für mein ganzes Volk und täglich ihr Spottlied. (Hi 30,9)15 Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt.16 Er hat mich auf Kiesel beißen lassen, er drückte mich nieder in die Asche.17 Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich habe das Gute vergessen.18 Ich sprach: Mein Ruhm und meine Hoffnung auf den HERRN sind dahin.19 Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin!20 Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir’s.21 Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch:22 Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, (Neh 9,31)23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. (Ps 16,5; Ps 73,26)25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.26 Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen. (Röm 8,25)27 Es ist ein köstlich Ding für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage.28 Er sitze einsam und schweige, wenn Gott es ihm auferlegt,29 und stecke seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung.30 Er biete die Backe dar dem, der ihn schlägt, und lasse sich viel Schmach antun. (Mt 5,39)31 Denn der Herr verstößt nicht ewig; (Jes 54,8)32 sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.33 Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschen.34 Wenn man alle Gefangenen auf Erden unter die Füße tritt35 und eines Mannes Recht vor dem Allerhöchsten beugt36 und eines Menschen Sache verdreht, – sollte das der Herr nicht sehen?37 Wer darf denn sagen, dass solches geschieht ohne des Herrn Befehl (Jes 45,7; Am 3,6)38 und dass nicht Böses und Gutes kommt aus dem Munde des Allerhöchsten?39 Was murren denn die Leute im Leben, ein jeder über die Folgen seiner Sünde?40 Lasst uns erforschen und prüfen unsern Wandel und uns zum HERRN bekehren!41 Lasst uns unser Herz samt den Händen aufheben zu Gott im Himmel!42 Wir, wir haben gesündigt und sind ungehorsam gewesen, darum hast du nicht vergeben. (Ps 106,6)43 Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt und ohne Erbarmen getötet.44 Du hast dich mit einer Wolke verdeckt, dass kein Gebet hindurchkonnte.45 Du hast uns zu Kehricht und Unrat gemacht unter den Völkern.46 Alle unsere Feinde reißen ihr Maul auf über uns.47 Wir werden gedrückt und geplagt mit Schrecken und Angst.48 Wasserbäche rinnen aus meinen Augen über den Jammer der Tochter meines Volks.49 Meine Augen fließen und können’s nicht lassen, und es ist kein Aufhören da,50 bis der HERR vom Himmel herabschaut und darein sieht. (Ps 102,20)51 Mein Auge macht mir Schmerzen wegen all der Töchter meiner Stadt.52 Meine Feinde haben mich ohne Grund gejagt wie einen Vogel.53 Sie haben mein Leben in der Grube zunichtegemacht und Steine auf mich geworfen.54 Wasser hat mein Haupt überschwemmt; da sprach ich: Nun bin ich verloren.55 Ich rief aber deinen Namen an, HERR, unten aus der Grube,56 und du erhörtest meine Stimme: »Verbirg deine Ohren nicht vor meinem Seufzen und Schreien!«57 Du nahtest dich zu mir, als ich dich anrief, und sprachst: Fürchte dich nicht!58 Du führst, Herr, meine Sache und erlöst mein Leben.59 Du siehst, HERR, wie mir Unrecht geschieht; hilf mir zu meinem Recht!60 Du siehst, wie sie Rache üben wollen, und kennst alle ihre Gedanken gegen mich.61 HERR, du hörst ihr Schmähen und alle ihre Anschläge gegen mich,62 die Reden meiner Widersacher und ihr Geschwätz über mich den ganzen Tag.63 Sieh doch: Ob sie sitzen oder aufstehen, singen sie über mich Spottlieder.64 Vergilt ihnen, HERR, wie sie verdient haben! (Ps 137,8; Kla 1,21; 1Petr 2,23; 1Petr 3,9)65 Lass ihnen das Herz verstockt werden, lass sie deinen Fluch fühlen!66 Verfolge sie mit Grimm und vertilge sie unter dem Himmel des HERRN.