Lukas 20

Neues Leben. Die Bibel

1 Eines Tages, als Jesus gerade im Tempel die Botschaft Gottes verkündete, traten die obersten Priester, die Schriftgelehrten und die übrigen führenden Männer des Volkes auf ihn zu2 und fragten: »In wessen Vollmacht hast du die Händler aus dem Tempel vertrieben?[1] Wer hat dir diese Vollmacht erteilt?« (Joh 2,18; Apg 4,7; Apg 7,27)3 »Lasst mich euch erst eine Frage stellen«, entgegnete er.4 »War die Taufe des Johannes eine Handlung im Auftrag Gottes oder war es nur die Tat eines Menschen?« (Mk 1,4)5 Sie besprachen eine Weile, was sie antworten sollten. »Wenn wir sagen, dass es eine Handlung im Auftrag Gottes war, wird er fragen, warum wir ihm dann nicht geglaubt haben.6 Sagen wir jedoch, dass sie nur die Tat eines Menschen war, wird das Volk uns steinigen, denn die Leute sind überzeugt, dass er ein Prophet war.« (Lk 7,29)7 Schließlich antworteten sie: »Wir wissen es nicht.«8 Da entgegnete Jesus: »Dann beantworte ich eure Frage auch nicht.«9 Danach erzählte Jesus dem Volk folgendes Gleichnis: »Ein Mann pflanzte einen Weinberg, verpachtete ihn an einige Bauern und zog für mehrere Jahre in ein anderes Land. (Jes 5,1)10 Zur Zeit der Weinlese schickte er einen seiner Diener, um seinen Anteil an der Ernte einzufordern. Doch die Bauern überfielen den Diener, verprügelten ihn und schickten ihn mit leeren Händen zurück. (2Chr 36,15)11 Darauf sandte der Besitzer einen anderen Diener, doch dem erging es genauso: Er wurde geschlagen, verspottet und musste mit leeren Händen wieder umkehren.12 Ein dritter Mann wurde geschickt und wieder geschah das Gleiche; auch er wurde verwundet und fortgejagt.13 ›Was mache ich jetzt?‹, überlegte der Besitzer. ›Ich weiß! Ich werde meinen geliebten Sohn schicken. Vor ihm werden sie Respekt haben.‹14 Doch als die Bauern seinen Sohn sahen, sagten sie sich: ›Da kommt der Erbe dieses Weinguts. Lasst uns ihn umbringen; dann gehört alles uns!‹ (Hebr 1,2)15 Und sie warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und töteten ihn. Was, glaubt ihr, wird der Besitzer des Weinbergs mit diesen Bauern machen?«, fragte Jesus.16 »Ich sage euch: Er wird kommen, sie alle töten und den Weinberg an andere verpachten.« Seine Zuhörer erwiderten entsetzt: »Das soll niemals geschehen!«17 Jesus sah sie an und sagte: »Was hat dann die Schriftstelle zu bedeuten: ›Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.‹[2]? (Ps 118,22; Apg 4,11)18 Wer über diesen Stein stolpert, wird daran zerbrechen, und auf wen er fällt, den wird er zerschmettern.« (Jes 8,14; Dan 2,34)19 Als die Schriftgelehrten und obersten Priester dies hörten, hätten sie Jesus am liebsten sofort verhaftet. Sie merkten, dass mit den Bauern in dieser Geschichte sie gemeint waren. Doch sie fürchteten sich vor der Reaktion des Volkes, wenn sie ihn gefangen nehmen ließen.20 Deshalb suchten sie nach einer günstigen Gelegenheit und beauftragten Männer, die sich als ehrliche Zuhörer ausgaben, um Jesus auszuhorchen. Sie brauchten einen Vorwand, unter dem sie Jesus durch den römischen Statthalter verhaften lassen konnten.21 Sie sprachen zu Jesus: »Meister, wir wissen, dass das, was du sagst und lehrst, richtig ist, und du dich nicht von der Meinung anderer beeinflussen lässt. Du lehrst die Wege Gottes, und was du sagst, ist wahr.22 Sage uns nun: Ist es richtig, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht?«23 Jesus durchschaute aber ihre List und sagte:24 »Zeigt mir eine römische Münze[3]. Wessen Bild und Titel ist darauf eingeprägt?« Sie antworteten: »Bild und Titel des Kaisers.«25 Da sagte er: »Dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört. Und gebt Gott, was Gott gehört.« (Lk 23,2; Röm 13,6)26 So gelang es ihnen nicht, Jesus vor dem Volk eine Falle zu stellen. Stattdessen waren sie erstaunt über seine Antwort und schwiegen.27 Nun traten einige Sadduzäer vor – eine jüdische Gruppierung, die nicht an die Auferstehung nach dem Tod glaubt. (Apg 23,8)28 Sie stellten ihm eine Frage: »Meister, Mose hat uns folgendes Gesetz gegeben: Wenn ein Mann stirbt und zwar eine Frau, aber keine Kinder hinterlässt, soll sein Bruder die Witwe heiraten und ihm auf diese Weise zu einem Erben verhelfen.[4] (5Mo 25,1)29 Nun waren einmal sieben Brüder. Der älteste heiratete und starb kinderlos.30 Sein Bruder nahm die Witwe zur Frau, aber auch er starb.31 Das Gleiche wiederholte sich mit den anderen Brüdern, bis alle sieben sie geheiratet hatten, gestorben waren und keine Kinder hinterlassen hatten.32 Schließlich starb auch die Frau.33 Sage uns nun: Wessen Frau wird sie bei der Auferstehung sein? Denn alle sieben waren mit ihr verheiratet!«34 Jesus erwiderte: »Hier auf der Erde heiraten die Menschen und werden geheiratet,35 doch in der zukünftigen Welt wird es anders sein. Die Menschen, die der Auferstehung für würdig befunden werden, werden nicht mehr verheiratet sein,36 und sie werden auch nicht mehr sterben. In dieser Hinsicht werden sie den Engeln gleichen. Sie werden Kinder Gottes sein, die zu neuem Leben auferweckt wurden. (Joh 1,12; Gal 4,5; 1Joh 3,1)37 Die Auferstehung der Toten hat Mose schon am brennenden Dornbusch angedeutet, als er vom Herrn als ›dem Gott Abrahams, dem Gott Isaaks und dem Gott Jakobs‹[5] sprach, obwohl Abraham, Isaak und Jakob längst gestorben waren. (2Mo 3,1)38 So ist Gott also der Gott der Lebenden und nicht der Toten. Denn für ihn sind sie alle am Leben.«39 »Du hast gut geantwortet, Meister!«, bemerkten einige Schriftgelehrte, die dabeistanden.40 Und keiner wagte mehr, ihn noch etwas zu fragen.41 Dann stellte Jesus ihnen eine Frage. »Warum wird der Christus als Sohn Davids bezeichnet?«, fragte er.42 »David selbst schrieb doch in den Psalmen: ›Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setz dich auf den Ehrenplatz zu meiner Rechten, (Ps 110,1)43 bis ich deine Feinde demütige und sie zum Schemel unter deinen Füßen mache.‹[6]44 Wenn David ihn Herr nannte, wie kann er dann gleichzeitig sein Sohn sein?«45 Und er wandte sich seinen Jüngern zu und sagte vor den Ohren der Menge zu ihnen:46 »Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie lieben es, in wehenden Gewändern über die Marktplätze zu flanieren und die Ehrenbezeugungen der Leute entgegenzunehmen. Und sie beanspruchen, in den Synagogen und bei Festen auf den Ehrenplätzen zu sitzen!47 Doch gleichzeitig betrügen sie Witwen schamlos um ihren Besitz, und um zu verbergen, wie sie wirklich sind, sprechen sie in der Öffentlichkeit lange Gebete. Deshalb wird ihre Strafe umso härter ausfallen.«