Apostelgeschichte 7

Lutherbibel 2017

1 Da fragte der Hohepriester: Ist das so?2 Er aber sprach: Liebe Brüder und Väter, hört zu. Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte, (1Mo 11,27; Jos 24,32)3 und sprach zu ihm: »Geh aus deinem Land und von deiner Verwandtschaft und zieh in das Land, das ich dir zeigen will.« (1Mo 12,1)4 Da ging er aus dem Land der Chaldäer und wohnte in Haran. Und als sein Vater gestorben war, brachte Gott ihn von dort herüber in dies Land, in dem ihr nun wohnt,5 aber er gab ihm kein Erbteil darin, auch nicht einen Fußbreit, und verhieß ihm, er wolle es ihm und seinen Nachkommen zum Besitz geben, obwohl er noch kein Kind hatte.6 Denn so sprach Gott: »Seine Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem fremden Lande, und man wird sie knechten und misshandeln vierhundert Jahre lang. (1Mo 15,13; 2Mo 12,40)7 Aber das Volk, dem sie als Knechte dienen werden, will ich richten«, sprach Gott, »und danach werden sie ausziehen und mir dienen an dieser Stätte.«8 Und er gab ihm den Bund der Beschneidung. Und so zeugte er Isaak und beschnitt ihn am achten Tage, und Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf Erzväter.9 Und die Erzväter wurden neidisch auf Josef und verkauften ihn nach Ägypten. Aber Gott war mit ihm (1Mo 37,11)10 und errettete ihn aus aller seiner Bedrängnis und gab ihm Gnade und Weisheit vor dem Pharao, dem König von Ägypten; der setzte ihn zum Regenten über Ägypten und über sein ganzes Haus. (1Mo 45,9; Ps 105,21)11 Es kam aber eine Hungersnot über ganz Ägypten und Kanaan und eine große Bedrängnis, und unsre Väter fanden keine Nahrung.12 Jakob aber hörte, dass es in Ägypten Getreide gebe, und sandte unsre Väter ein erstes Mal.13 Und beim zweiten Mal gab sich Josef seinen Brüdern zu erkennen; so wurde dem Pharao Josefs Herkunft bekannt.14 Josef aber sandte aus und ließ seinen Vater Jakob holen und seine ganze Verwandtschaft, fünfundsiebzig Menschen.15 Und Jakob zog hinab nach Ägypten und starb, er und unsre Väter;16 und sie wurden nach Sichem herübergebracht und in das Grab gelegt, das Abraham für Geld gekauft hatte von den Söhnen Hamors in Sichem.17 Als nun die Zeit der Verheißung nahte, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, wuchs das Volk und mehrte sich in Ägypten, (2Mo 1,6)18 bis ein andrer König in Ägypten aufkam, der nichts wusste von Josef.19 Er ging mit Hinterlist vor gegen unser Volk und misshandelte unsre Väter und ließ ihre neugeborenen Kinder aussetzen, damit sie nicht am Leben blieben.20 Zu der Zeit wurde Mose geboren, und er war ein schönes Kind vor Gott und wurde drei Monate ernährt im Hause seines Vaters.21 Als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter des Pharao auf und zog ihn auf als ihren Sohn.22 Und Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter gelehrt und war mächtig in Worten und Werken.23 Als er aber vierzig Jahre alt wurde, gedachte er, nach seinen Brüdern, den Israeliten, zu sehen.24 Und sah einen Unrecht leiden; da stand er ihm bei und rächte den, dem Leid geschah, und erschlug den Ägypter.25 Er meinte aber, seine Brüder sollten’s verstehen, dass Gott durch seine Hand ihnen Rettung bringe; aber sie verstanden’s nicht.26 Und am nächsten Tag kam er zu ihnen, als sie miteinander stritten, und ermahnte sie, Frieden zu halten, und sprach: Ihr Männer, ihr seid doch Brüder; warum tut einer dem andern Unrecht?27 Der aber seinem Nächsten Unrecht getan hatte, stieß ihn von sich und sprach: »Wer hat dich zum Aufseher und Richter über uns gesetzt? (2Mo 2,14)28 Willst du mich auch töten, wie du gestern den Ägypter getötet hast?«29 Mose aber floh wegen dieser Rede und lebte als Fremdling im Lande Midian; dort zeugte er zwei Söhne. (2Mo 18,3)30 Als vierzig Jahre vergangen waren, erschien ihm in der Wüste am Berge Sinai ein Engel in einer Feuerflamme im Dornbusch.31 Da Mose das sah, wunderte er sich über die Erscheinung. Als er aber hinzuging zu schauen, geschah die Stimme des Herrn zu ihm: (2Mo 3,5)32 »Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs.« Mose aber fing an zu zittern und wagte nicht hinzuschauen.33 Da sprach der Herr zu ihm: »Zieh die Schuhe aus von deinen Füßen; denn die Stätte, auf der du stehst, ist heiliges Land!34 Ich habe gesehen das Leiden meines Volkes, das in Ägypten ist, und habe sein Seufzen gehört und bin herabgekommen, es zu erretten. Und nun komm her, ich will dich nach Ägypten senden.«35 Diesen Mose, den sie verleugnet hatten, als sie sprachen: »Wer hat dich als Aufseher und Richter eingesetzt?«, den sandte Gott als Anführer und Befreier durch den Engel, der ihm im Dornbusch erschienen war.36 Dieser Mose führte sie heraus und tat Wunder und Zeichen in Ägypten, im Roten Meer und in der Wüste vierzig Jahre lang. (2Mo 7,10; 2Mo 14,21; 4Mo 14,33)37 Dies ist der Mose, der zu den Israeliten gesagt hat: »Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern.« (5Mo 18,15; Apg 3,22)38 Dieser ist’s, der in der Gemeinde in der Wüste stand zwischen dem Engel, der mit ihm redete auf dem Berge Sinai, und unsern Vätern. Er empfing Worte des Lebens, um sie uns weiterzugeben. (2Mo 19,16; 2Mo 20,18; 2Mo 31,18; 5Mo 9,10)39 Ihm wollten unsre Väter nicht gehorsam werden, sondern sie stießen ihn von sich und wandten sich in ihrem Herzen wieder Ägypten zu40 und sprachen zu Aaron: »Mache uns Götter, die vor uns hergehen; denn wir wissen nicht, was diesem Mose, der uns aus dem Lande Ägypten geführt hat, widerfahren ist.« (2Mo 32,1)41 Und sie machten zu der Zeit ein Kalb und opferten dem Götzenbild und freuten sich über das Werk ihrer Hände.42 Aber Gott wandte sich ab und gab sie dahin, sodass sie dem Heer des Himmels dienten, wie geschrieben steht im Buch der Propheten: »Habt ihr vom Hause Israel die vierzig Jahre in der Wüste mir Schlachtopfer und Gaben dargebracht?43 Ihr trugt das Zelt Molochs umher und den Stern eures Gottes Räfan, die Bilder, die ihr gemacht hattet, sie anzubeten. Und ich will euch wegführen bis über Babylon hinaus.«44 Es hatten unsre Väter die Stiftshütte in der Wüste, wie der es angeordnet hatte, der zu Mose redete, dass er sie machen sollte nach dem Vorbild, das er gesehen hatte. (2Mo 25,9)45 Diese übernahmen unsre Väter und brachten sie mit, als sie unter Josua das Land der Völker in Besitz nahmen, die Gott vertrieb vor dem Angesicht unsrer Väter, bis zur Zeit Davids. (Jos 3,14; Jos 18,1)46 Der fand Gnade bei Gott und bat darum, dass er eine heilige Stätte finden möge für das Haus Jakob. (2Sam 7,1; Ps 132,3)47 Salomo aber baute ihm ein Haus. (1Kön 6,1)48 Aber der Höchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht: (1Kön 8,27; Apg 17,24)49 »Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße; was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen«, spricht der Herr, »oder was ist die Stätte meiner Ruhe?50 Hat nicht meine Hand das alles gemacht?«51 Ihr, halsstarrig und unbeschnitten an Herzen und Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr. (2Mo 32,9; 3Mo 26,41; Röm 2,28)52 Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid. (Lk 11,47)53 Ihr habt das Gesetz empfangen durch Weisung von Engeln und habt’s nicht gehalten. (2Mo 20,1; 5Mo 5,1; Gal 3,19; Hebr 2,2)54 Als sie das hörten, ging’s ihnen durchs Herz und sie knirschten mit den Zähnen über ihn. (Apg 5,33)55 Er aber, voll Heiligen Geistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes56 und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. (Lk 22,69)57 Sie schrien aber laut und hielten sich ihre Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein,58 stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider ab zu den Füßen eines jungen Mannes, der hieß Saulus, (3Mo 24,16; Apg 22,20)59 und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! (Ps 31,6; Lk 23,46)60 Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und als er das gesagt hatte, verschied er. (Lk 23,34)

Apostelgeschichte 7

Hoffnung für alle

1 Der Hohepriester fragte Stephanus: »Stimmt es, was die Männer hier von dir behaupten?«2 Stephanus antwortete: »Hört mich an, liebe Brüder und Väter unseres Volkes! Gott, dem alle Ehre zukommt, erschien unserem Vater Abraham in Mesopotamien, noch ehe Abraham nach Haran gezogen war.3 Gott forderte ihn auf: ›Verlass deine Heimat und deine Verwandten und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde!‹ (1Mo 12,1)4 So verließ Abraham das Land der Chaldäer und wohnte in Haran. Als sein Vater gestorben war, zog er von dort weiter, und Gott brachte ihn hierher, wo ihr jetzt wohnt.5 Zwar gab Gott ihm hier kein eigenes Land – nicht einmal einen Fußbreit –, doch er sagte zu ihm, dass ihm und seinen Nachkommen einmal das ganze Land gehören würde. Zu der Zeit aber hatte Abraham noch keine Kinder!6 Gott sagte zu ihm: ›Deine Nachkommen werden in einem fremden Land heimatlos sein. Vierhundert Jahre wird man sie als Sklaven ausbeuten, und sie werden viel leiden müssen.‹7 Aber Gott versprach Abraham auch: ›Ich werde das Volk bestrafen, das sie so lange unterdrückt. Dann werden deine Nachkommen das fremde Land verlassen und mir hier dienen.‹ (1Mo 15,13)8 Damals schloss Gott mit Abraham den Bund, dessen Zeichen die Beschneidung ist. Als später Isaak geboren wurde, beschnitt ihn sein Vater Abraham deshalb am achten Tag nach der Geburt. Auch Isaak befolgte diese Ordnung, und sein Sohn Jakob hielt es ebenso mit seinen zwölf Söhnen, unseren Stammvätern.9 Weil aber Jakobs Söhne auf ihren Bruder Josef neidisch waren, verkauften sie ihn als Sklaven nach Ägypten. Doch Gott stand Josef bei10 und half ihm jedes Mal, wenn er in Not geriet. So konnte Josef die Gunst des ägyptischen Königs, des Pharaos, gewinnen. Wegen der ungewöhnlichen Weisheit, die Gott ihm gegeben hatte, wurde Josef vom Pharao schließlich zum Verwalter über ganz Ägypten und den Königshof eingesetzt.11 Dann aber brach in Ägypten und Kanaan eine Hungersnot aus. Die Not war so groß, dass auch unsere Vorfahren nichts mehr zu essen hatten.12 Als Jakob erfuhr, dass es in Ägypten noch Getreide gab, schickte er seine Söhne, unsere Stammväter, in dieses Land.13 Bei ihrer zweiten Reise nach Ägypten gab sich Josef seinen Brüdern zu erkennen. Nun erfuhr der Pharao noch mehr über Josefs Familie.14 Josef ließ seinen Vater Jakob und alle seine Verwandten nach Ägypten kommen, insgesamt fünfundsiebzig Menschen[1]. (1Mo 46,27)15 So kam Jakob nach Ägypten. Er und alle unsere Vorfahren lebten dort bis zu ihrem Tod.16 Später wurden ihre Gebeine nach Sichem überführt und in dem Grab beigesetzt, das Abraham von Hamors Nachkommen erworben hatte.17 Dann kam die Zeit, in der Gott das Versprechen erfüllen wollte, das er Abraham gegeben hatte. Die Nachkommen von Josef und seinen Brüdern waren in Ägypten inzwischen zu einem großen Volk geworden.18 Ein neuer Pharao kam an die Macht, der von Josef nichts mehr wusste.19 Grausam und voller Hinterlist unterdrückte er unser Volk. Er zwang unsere Vorfahren, ihre neugeborenen Kinder auszusetzen, damit sie starben und das Volk nicht noch größer wurde.20 In dieser Zeit wurde Mose geboren; er war ein sehr schönes Kind[2]. Drei Monate lang versteckten ihn seine Eltern in ihrem Haus.21 Als er dann doch ausgesetzt werden musste, fand ihn die Tochter des Pharaos. Sie nahm ihn bei sich auf und erzog ihn wie ihren eigenen Sohn.22 Mose wurde in allen Wissenschaften der Ägypter gründlich ausgebildet, und er zeichnete sich durch eindrucksvolle Worte und Taten aus.23 Als Mose 40 Jahre alt war, beschloss er, sich um seine Brüder, die Israeliten, zu kümmern.24 Eines Tages musste er mit ansehen, wie ein Israelit von einem Ägypter misshandelt wurde. Da griff er ein, übte Rache und schlug den Ägypter tot.25 Mose meinte, seine Landsleute müssten jetzt erkennen, dass Gott ihn zur Befreiung seines Volkes geschickt hatte. Doch sie erkannten es nicht.26 Am nächsten Tag kam er gerade dazu, als sich zwei Israeliten stritten. Er versuchte, den Streit zu schlichten, und sagte zu ihnen: ›Ihr gehört doch zu ein und demselben Volk, warum schlagt ihr euch?‹27 Aber der mit dem Streit angefangen hatte, stieß ihn zurück und rief: ›Wer hat dich eigentlich zu unserem Aufseher und Richter gemacht?28 Willst du mich etwa auch umbringen, wie du gestern den Ägypter getötet hast?‹29 Mose erschrak über diese Worte. Er verließ Ägypten und floh nach Midian, wo er als Ausländer lebte. Dort wurden auch seine beiden Söhne geboren.30 Vierzig Jahre vergingen. Da erschien ihm in der Wüste am Berg Sinai ein Engel im Feuer eines brennenden Dornbusches.31 Mose sah die Flamme und wunderte sich über die seltsame Erscheinung. Als er aber näher herantrat, um genau hinzuschauen, hörte er die Stimme des Herrn:32 ›Ich bin der Gott deiner Vorfahren, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.‹ Mose zitterte vor Angst und wagte nicht hinzusehen.33 Aber der Herr sprach weiter zu ihm: ›Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden!34 Ich habe gesehen, wie schlecht es meinem Volk in Ägypten geht, und ich habe auch gehört, wie sie über ihre Unterdrückung stöhnen. Nun bin ich herabgekommen, um sie zu retten. Darum geh, ich sende dich zurück nach Ägypten!‹ (2Mo 3,5)35 Gott sandte also gerade den Mann als Anführer und Befreier zu den Israeliten, den sie mit den Worten abgewiesen hatten: ›Wer hat dich zu unserem Aufseher und Richter gemacht?‹ Er beauftragte Mose durch den Engel, der ihm im brennenden Dornbusch erschien,36 und Mose führte das Volk aus Ägypten. Überall vollbrachte er Zeichen und Wunder: in Ägypten, am Roten Meer und während der vierzig Jahre in der Wüste.37 Mose war es auch, der zum Volk Israel sagte: ›Einmal wird euch der Herr, euer Gott, einen Propheten wie mich senden, einen Mann aus eurem Volk.‹ (5Mo 18,15)38 Dieser Mose wurde zum Vermittler zwischen unserem Volk und dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm sprach. Er empfing Gottes Weisungen, die zum Leben führen, und bekam den Auftrag, sie uns zu übermitteln.39 Aber unsere Vorfahren wollten nicht auf ihn hören. Sie trauerten dem Leben in Ägypten nach und lehnten sich sogar gegen Mose auf, als er auf dem Berg Sinai war.40 Von seinem Bruder Aaron verlangten sie: ›Los, mach uns Götterfiguren! Sie sollen uns voranziehen und den Weg zeigen. Wer weiß, was diesem Mose zugestoßen ist, der uns aus Ägypten herausgeführt hat!‹41 Daraufhin machten sie sich ein Stierkalb, das ihr Gott sein sollte. Als es fertig war, feierten sie ein Fest zu Ehren ihres selbst gemachten Götzen und brachten ihm ihre Opfer.42 Da wandte sich Gott von ihnen ab und überließ sie ihrem Schicksal. So kam es, dass sie die Sonne, den Mond und die Sterne verehrten, wie es im Buch der Propheten[3] steht: ›Ihr Israeliten, als ihr vierzig Jahre in der Wüste umhergezogen seid, habt ihr mir da Schlachtopfer und Speiseopfer dargebracht?43 Nein, ihr habt das Zelt des Götzen Moloch und den Stern des Götzen Räfan[4] vor euch hergetragen. Diese Götter habt ihr euch selbst gemacht, um sie anzubeten. Darum lasse ich euch in die Gefangenschaft ziehen, noch weit über Babylon hinaus.‹ (Am 5,25)44 Während ihrer ganzen Wanderung durch die Wüste hatten unsere Vorfahren ein Zelt bei sich, das ihnen als Tempel diente. Gott selbst hatte befohlen, ein solches Zelt zu bauen, und zwar genau so, wie er es Mose gezeigt hatte.45 Die folgende Generation übernahm das Zelt. Als die Israeliten später unter der Führung von Josua das Land eroberten, aus dem die heidnischen Völker von Gott vertrieben wurden, nahmen sie das Zelt mit in ihre neue Heimat. Dort blieb es noch bis zur Zeit von König David.46 Diesem König wandte sich Gott in Liebe zu, und so bat David Gott darum, für die Israeliten einen Tempel bauen zu dürfen[5].47 Doch erst Salomo verwirklichte diesen Plan.48 Aber der höchste Gott wohnt ohnehin nicht in Häusern, die ihm Menschen bauen. So sagt schon der Prophet Jesaja:49 ›Der Himmel ist mein Thron und die Erde mein Fußschemel. Und da wollt ihr mir, dem Herrn, ein Haus bauen? An welchem Ort soll ich mich denn niederlassen?50 Ich habe doch Himmel und Erde geschaffen!‹ « (Jes 66,1)51 »Ihr seid wirklich unbelehrbar!«, fuhr Stephanus fort. »Ihr habt eure Ohren für Gottes Botschaft verschlossen, und auch euer Herz gehört ihm nicht.[6] Genau wie eure Vorfahren widersetzt ihr euch ständig dem Heiligen Geist.52 Nennt mir einen einzigen Propheten, den eure Vorfahren nicht verfolgt haben. Sie haben alle umgebracht, die vom Kommen des Retters[7] sprachen. Und diesen Unschuldigen habt ihr nun verraten und ermordet!53 Gott hat euch durch seine Engel das Gesetz gegeben, aber ihr habt euch nicht danach gerichtet.«54 Über diese Worte von Stephanus gerieten die Mitglieder des Hohen Rates in maßlose Wut.55 Stephanus aber blickte, erfüllt vom Heiligen Geist, fest zum Himmel auf und sah dort Gott in seiner Herrlichkeit und Jesus an seiner rechten Seite.56 »Ich sehe den Himmel offen«, rief Stephanus, »und Jesus, den Menschensohn, auf dem Ehrenplatz an Gottes rechter Seite stehen!«57 Jetzt schrien sie ihn nieder, hielten sich die Ohren zu, um seine Worte nicht länger hören zu müssen, und stürzten sich auf ihn.58 Sie zerrten ihn aus der Stadt und begannen, ihn zu steinigen. Die Zeugen, die daran beteiligt waren, legten ihre Obergewänder ab und gaben sie einem jungen Mann namens Saulus, der sie bewachen sollte.59 Noch während die Steine Stephanus trafen, betete er laut: »Herr Jesus, nimm meinen Geist bei dir auf!«60 Er sank auf die Knie und rief mit lauter Stimme: »Herr, vergib ihnen diese Schuld!« Mit diesen Worten starb er.

Apostelgeschichte 7

Neues Leben. Die Bibel

1 Der Hohe Priester fragte Stephanus: »Stimmen diese Anschuldigungen?«2 Stephanus antwortete: »Brüder und ehrwürdige Väter, hört mich an. Unser herrlicher Gott erschien unserem Vorfahren Abraham in Mesopotamien, ehe er nach Haran[1] zog. (1Mo 11,31; 1Mo 15,7; Apg 22,1)3 Gott gebot ihm: ›Verlass deine Heimat und deine Verwandten und geh in das Land, das ich dir zeigen werde.‹[2] (1Mo 12,1)4 Da verließ Abraham das Land der Chaldäer und lebte in Haran, bis sein Vater starb. Dann führte Gott ihn hierher in das Land, in dem ihr heute lebt. (1Mo 12,5; Hebr 11,8)5 Aber Gott wies ihm dort kein Erbe zu, nicht einen einzigen Fußbreit Land. Doch er versprach ihm, dass das ganze Land einmal ihm und seinen Nachkommen gehören sollte – obwohl Abraham bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Kinder hatte. (1Mo 12,7; 1Mo 13,15; 1Mo 17,8; 1Mo 24,7)6 Gott sagte ihm aber auch, dass seine Nachkommen in einem fremden Land leben würden, wo man sie vierhundert Jahre lang als Sklaven ausbeuten würde. (1Mo 15,1)7 ›Aber ich werde das Volk bestrafen, das sie versklavt‹, sprach Gott, ›und am Ende werden sie kommen und mich hier an diesem Ort anbeten.‹[3] (2Mo 3,12)8 Damals gab Gott Abraham auch den Bund der Beschneidung. So wurde Isaak, der Sohn Abrahams, beschnitten, als er acht Tage alt war. Isaak wurde der Vater Jakobs, und Jakob war der Vater der zwölf Patriarchen des jüdischen Volkes. (1Mo 17,10; 1Mo 21,2; 1Mo 25,26; 1Mo 35,23)9 Die Söhne Jakobs waren eifersüchtig auf ihren Bruder Josef und verkauften ihn als Sklaven nach Ägypten. Doch Gott ließ ihn nicht allein (1Mo 37,28; 1Mo 39,2; Ps 105,17)10 und rettete ihn aus seiner Not. Er schenkte ihm das Wohlwollen des Pharaos, des ägyptischen Königs, und verlieh ihm große Weisheit, sodass Pharao ihn zum Statthalter über ganz Ägypten ernannte und ihm die Verantwortung über alle Angelegenheiten des Palastes übertrug. (1Mo 41,37; Ps 105,21)11 Dann kam eine Hungersnot über Ägypten und Kanaan. Unsere Vorfahren gerieten in große Not, als sie nichts mehr zu essen hatten. (1Mo 41,54)12 Jakob hörte, dass es in Ägypten noch Getreide gab, und schickte seine Söhne[4], um etwas davon zu kaufen. (1Mo 42,1)13 Als sie zum zweiten Mal nach Ägypten kamen, gab Josef sich seinen Brüdern zu erkennen, und auch der Pharao erfuhr davon. (1Mo 45,1)14 Josef ließ seinen Vater Jakob und alle seine Angehörigen nach Ägypten holen, insgesamt fünfundsiebzig Personen. (1Mo 45,9; 1Mo 46,26; 5Mo 10,22)15 Daraufhin zog Jakob nach Ägypten und starb dort, wie auch alle seine Söhne. (1Mo 46,5; 1Mo 49,33; 2Mo 1,6)16 Sie wurden nach Sichem gebracht und dort in dem Grab beigesetzt, das Abraham von den Söhnen Hamors in Sichem gekauft hatte. (1Mo 23,16)17 Als sich das Versprechen, das Gott Abraham gegeben hatte, erfüllen sollte, war unser Volk in Ägypten sehr groß geworden. (2Mo 1,1; Ps 105,24)18 Ein anderer Pharao bestieg den Thron Ägyptens, der nichts von Josef wusste.19 Er plante Böses gegen unser Volk. Er zwang unsere Väter, ihre neugeborenen Kinder auszusetzen, sodass sie starben. (2Mo 1,10)20 In dieser Zeit wurde Mose geboren – ein schönes Kind in Gottes Augen. Drei Monate sorgten seine Eltern zu Hause für ihn. (2Mo 2,2; Hebr 11,23)21 Als sie ihn schließlich aussetzen mussten, fand ihn die Tochter des Pharaos und zog ihn auf wie ihren eigenen Sohn. (2Mo 2,3)22 Mose wurde in allem Wissen der Ägypter unterrichtet und wuchs zu einem wortgewandten, tatkräftigen Mann heran. (1Kön 5,10; Jes 19,11)23 Als er vierzig Jahre alt war, beschloss er eines Tages, seine Brüder und Schwestern aus dem Volk Israel aufzusuchen. (2Mo 2,11)24 Unterwegs sah er, wie ein Ägypter einen Israeliten misshandelte. Mose kam ihm zu Hilfe, rächte ihn und erschlug den Ägypter.25 Er nahm an, seine Landsleute würden nun erkennen, dass Gott ihn beauftragt hatte, sie zu retten, aber das taten sie nicht.26 Am nächsten Tag besuchte er sie wieder und sah zwei Israeliten miteinander kämpfen. Er versuchte, Frieden zwischen ihnen zu stiften. ›Männer‹, sagte er, ›ihr seid doch Brüder. Warum schadet ihr einander?‹ (2Mo 2,1)27 Doch der Mann, der im Unrecht war, stieß Mose beiseite: ›Wer hat dich zum Herrscher und Richter über uns gemacht?‹, fragte er.28 ›Willst du mich vielleicht auch umbringen, so wie den Ägypter gestern?‹29 Als Mose das hörte, floh er aus Ägypten und lebte als Fremder im Land Midian, wo auch seine beiden Söhne geboren wurden. (2Mo 2,15)30 Vierzig Jahre später erschien Mose in der Wüste am Berg Sinai ein Engel in den Flammen eines brennenden Busches. (2Mo 3,1)31 Mose sah es und fragte sich, was das wohl sein mochte. Als er näher kam, um es sich anzusehen, hörte er die Stimme des Herrn:32 ›Ich bin der Gott deiner Väter – der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.‹ Da zitterte Mose vor Angst und Schrecken und wagte nicht hinzuschauen. (2Mo 3,1)33 Der Herr sagte zu ihm: ›Zieh deine Sandalen aus, denn du stehst auf heiligem Boden.34 Ich versichere dir, dass mir das Leid meines Volkes in Ägypten nicht verborgen geblieben ist. Ich habe ihr Schreien gehört und bin gekommen, um sie zu retten. Nun geh, denn ich sende dich nach Ägypten.‹[5]35 Und so sandte Gott den Mann zurück, den sein Volk abgewiesen hatte, als sie fragten: ›Wer hat dich zum Herrscher und Richter über uns gemacht?‹ Durch den Engel, der ihm in dem brennenden Busch erschienen war, wurde Mose als ihr Anführer und Befreier eingesetzt. (2Mo 2,1)36 Und tatsächlich führte er das Volk unter vielen Zeichen und Wundern aus Ägypten heraus, durch das Rote Meer und vierzig Jahre lang durch die Wüste. (2Mo 7,3; 2Mo 12,41)37 Mose selbst erklärte dem Volk Israel: ›Gott wird einen Propheten wie mich aus eurem Volk erwählen.‹[6] (5Mo 18,1; Apg 3,22)38 Mose war in der Wüste der Vermittler zwischen dem Volk Israel und dem Engel, der ihm auf dem Berg Sinai Worte des Lebens für uns mitgab. (2Mo 19,1; 5Mo 32,45)39 Doch unsere Vorfahren wollten Mose nicht folgen. Sie lehnten ihn ab und wollten nach Ägypten zurückkehren. (4Mo 14,3)40 Sie sagten zu Aaron: ›Mach uns Götter, die vor uns hergehen können, denn wir wissen nicht, was aus diesem Mose geworden ist, der uns aus Ägypten herausgeführt hat.‹ (2Mo 32,1)41 Und so machten sie sich ein Kalb als Götzen, dem sie Opfer darbrachten, und freuten sich über das Werk ihrer Hände.42 Da wandte Gott sich von ihnen ab und überließ sie der Anbetung von Sonne, Mond und Sternen! Im Buch der Propheten steht geschrieben: ›Habt ihr eure Opfer während dieser vierzig Jahre in der Wüste etwa mir gebracht, Israel? (Am 5,25)43 Nein, euer eigentliches Interesse galt dem Zelt des Moloch, dem Sternbild eures Gottes Räfan und den Götzenfiguren, die ihr euch gemacht habt, um sie anzubeten. Deshalb schicke ich euch weit fort in die Gefangenschaft, noch weiter als Babylon.‹[7]44 Unsere Vorfahren trugen das Bundeszelt[8] mit sich durch die Wüste. Es war genau nach dem Plan angefertigt worden, den Gott Mose gegeben hatte. (2Mo 25,9; Hebr 8,5)45 Und es wurde an unsere Väter weitergegeben und sie nahmen es unter der Führung Josuas mit in das Gebiet, aus welchem Gott die fremden Völker vor ihnen her vertrieben hatte. Und dort blieb das Bundeszelt bis zur Zeit Davids. (Jos 3,14; Jos 18,1; Jos 23,9; 2Sam 7,2)46 David fand Gnade vor Gott und bat darum, dem Gott Jakobs[9] einen Tempel bauen zu dürfen. (2Sam 7,2; 1Kön 8,17; Ps 132,1)47 Doch es war Salomo, der das Haus schließlich erbaute. (1Kön 6,1)48 Aber der Höchste wohnt nicht in Häusern, die von Menschenhand errichtet wurden. Der Prophet sagt: (2Chr 2,5; Jes 57,15; Eph 2,22; 1Petr 2,5)49 ›Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße. Könnt ihr mir ein Haus bauen, das diesem gleichkommt?‹, fragt der Herr. ›Könnt ihr mir eine Wohnung bauen? (Jes 66,1)50 Habe ich nicht alles im Himmel und auf der Erde erschaffen?‹[10]51 Starrköpfig seid ihr! Im Herzen seid ihr wie die Menschen, die Gott nicht kennen, und taub für die Wahrheit. Könnt ihr nicht endlich aufhören, euch dem Heiligen Geist zu widersetzen? Eure Vorfahren taten es, und ihr macht es genauso! (2Mo 32,9; 2Mo 33,3)52 Nennt mir nur einen einzigen Propheten, den eure Vorfahren nicht verfolgt haben! Sie gingen sogar so weit, diejenigen umzubringen, die das Kommen des Gerechten prophezeiten, den ihr nun verraten und ermordet habt. (Mt 23,30)53 Ihr habt Gottes Gesetz mit Absicht missachtet, obwohl ihr es durch die Hand von Engeln empfangen habt.[11]« (Gal 3,19)54 Die Anschuldigungen, die Stephanus gegen sie erhob, versetzten die führenden Männer des jüdischen Volkes in maßlose Wut.[12]55 Doch Stephanus, vom Heiligen Geist erfüllt, blickte unverwandt zum Himmel hinauf, wo er die Herrlichkeit Gottes sah, und er sah Jesus auf dem Ehrenplatz zur Rechten Gottes stehen. (Hebr 1,3)56 Er sagte zu ihnen: »Schaut doch, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn auf dem Ehrenplatz zur Rechten Gottes stehen!« (Mt 3,16)57 Da hielten sie sich die Ohren zu, schrien mit lauter Stimme und stürzten sich auf ihn.58 Sie schleppten ihn hinaus vor die Stadt und steinigten ihn. Die amtlichen Zeugen der Hinrichtung zogen ihre Mäntel aus und legten sie zu Füßen eines jungen Mannes mit Namen Saulus[13] nieder. (3Mo 24,14; 5Mo 17,7)59 Während sie ihn steinigten, betete Stephanus: »Herr Jesus, nimm meinen Geist auf.« (Ps 31,6; Lk 23,46)60 Und kniend rief er: »Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!« Mit diesen Worten starb er. (Lk 23,34)