1Groß und unaussprechbar sind deine Urteile, Herr; darum gingen auch die Seelen in die Irre, denen Bildung fehlte. (2Mo 7,3; Röm 11,33)2Denn als die Ungerechten meinten, das heilige Volk unterdrücken zu können, wurden sie Gebundene der Finsternis und Gefangene einer langen Nacht und lagen eingeschlossen unter ihren Dächern, auf der Flucht vor der ewigen Vorsehung. (2Mo 10,21; Mt 22,13)3Denn als sie meinten, sie könnten sich bei ihren verborgenen Sünden verstecken unter der dunklen Decke der Vergessenheit, wurden sie zerstreut, furchtbar erschreckt und durch Gespenster geängstigt.4Denn auch der Winkel, in dem sie kauerten, konnte sie nicht vor der Furcht bewahren: Getöse brach über sie herein und war um sie her, und es erschienen gräuliche Gestalten mit düsteren Mienen.5Und keines Feuers Macht vermochte ihnen zu leuchten, noch konnten die hell flammenden Sterne jene furchtbare Nacht licht machen.6Es erschien ihnen nur ein von selbst brennendes Feuer voller Schrecken. In ihrem Entsetzen schien ihnen dann das, was sie zuvor gesehen hatten, noch viel schlimmer.
Vom Versagen der Magie
7Auch das Gaukelwerk der Schwarzen Kunst lag darnieder, und ihr Rühmen wurde zu Spott, als ihre Kunst auf die Probe gestellt wurde. (2Mo 9,11)8Denn die versprochen hatten, Furcht und Schrecken von der kranken Seele vertreiben zu können, wurden selbst krank vor lächerlicher Angst.9Und wenn auch sonst nichts Schreckliches sie ängstigte, so wurden sie doch aufgescheucht durch das Vorbeilaufen wilder Tiere und durch das Zischen von Schlangen,10und sie gingen zitternd zugrunde, weil sie sich sogar weigerten, die Luft auch nur anzusehen, der man doch nicht entkommen kann.11Denn die Bosheit verrät sich durch ihre Feigheit, und verurteilt sich dadurch selbst, und vom Gewissen bedrückt, nimmt sie immer schon das Schlimmste an. (Jes 13,6; Hebr 10,22; Sir 14,2)12Denn Furcht ist nichts anderes, als dass einer sich weigert, sich von seinem Verstand helfen zu lassen.13Wenn aber die Hoffnung im Herzen zu schwach ist, hält man die Ratlosigkeit für schlimmer als die eigentliche Ursache der Plage.14Die Ägypter aber lagen in dieser unentrinnbaren Nacht[1], die aus den Schlupfwinkeln des unentrinnbaren Totenreichs gekommen war, alle im gleichen Schlaf:15Sie wurden bald bedrängt durch schreckliche Erscheinungen, bald aber dadurch gelähmt, dass ihnen der Mut entsank. Denn plötzlich und unversehens überfiel sie Furcht;16und so wurde, wer dort zusammenbrach, bewacht und eingeschlossen wie in einen Kerker ohne Eisen.17Ob es nun ein Bauer war oder ein Hirte oder ein Arbeiter, der sich in der Einsamkeit abmühte: Jeder musste, plötzlich erfasst, solch unvermeidliche Not tragen.18Denn sie waren alle zugleich mit ein und derselben Kette der Finsternis gefesselt. Ob etwa ein Wind pfiff oder Vögel süß sangen in dichtem Gezweig oder Wasser gewaltig dahinschossen19oder Felsen mit lautem Gepolter herabstürzten oder Tiere, die man nicht sehen konnte, vorbeisprangen oder grausame Wildtiere heulten oder Widerhall aus den Schluchten der Berge schallte: Schrecknisse lähmten sie.20Die ganze Welt hatte helles Licht und ging ungehindert ihren Geschäften nach;21nur über die Ägypter hatte sich tiefe Nacht ausgebreitet, ein Bild der Finsternis, die über sie kommen sollte; aber sie waren sich selbst noch mehr zur Last als die Finsternis. (1Sam 2,9)
Fünfter Vergleich: Finsternis – Licht und Feuersäule
1Herr, deine Strafgerichte sind groß und unbegreiflich! Deshalb fielen auch die Menschen, die nichts von dir wissen wollten, dem Irrtum zum Opfer.2In ihrer Bosheit dachten sie, sie hätten dein Volk in ihrer Gewalt – und dann waren sie selbst die Gefangenen, gefesselt von der dichten Finsternis einer nicht enden wollenden Nacht, eingeschlossen in ihren Häusern, fern von aller göttlichen Hilfe. (2Mo 10,21)3Sie glaubten, ihre geheimen Sünden würden nicht an den Tag kommen, ein dunkler Vorhang des Vergessens würde ihre Schuld verdecken; aber sie wurden aufgeschreckt und auseinandergetrieben, von Schreckensvisionen gejagt. (Sir 17,19)4Auch das Versteck, in das sie flüchteten, schützte sie nicht vor der tödlichen Angst. Ringsum schreckten sie unheimliche Geräusche, Gespenster gingen um mit drohenden Blicken. (Weis 18,17)5Das Feuer besaß keine Kraft, die Finsternis zu durchdringen, und kein Stern erhellte die grauenvolle Nacht.6In dem Dunkel flammten Feuer auf, die sich von selbst entzündeten;[1] aber die dichteste Finsternis erschien ihnen noch gnädiger als dieses schreckliche Licht.7Alle Zauberer und Beschwörer waren ohnmächtig dagegen und ihr Prahlen mit den eigenen Fähigkeiten wurde schmählich zuschanden. (2Mo 7,11; 2Mo 7,22; 2Mo 8,3; 2Mo 8,14; 2Mo 9,11)8Sie wollten die Schreckensbilder bannen, vor denen die verängstigten Menschen zitterten, und wurden selbst von der lächerlichsten Furcht ergriffen.9Obwohl gar kein Grund zum Erschrecken war, jagten vorüberhuschende Tiere und das Zischen der Schlangen ihnen solche Angst ein, (Ps 53,6)10dass sie vor Entsetzen vergingen. Sie weigerten sich sogar, in die Luft zu schauen, die uns doch überall umgibt.11Denn die Bosheit verrät sich durch Feigheit und verurteilt sich dadurch selbst. Weil sie ein schlechtes Gewissen hat, fürchtet sie immer das Schlimmste.12Angst ist nichts anderes als Kopflosigkeit, die zu vernünftiger Überlegung unfähig macht.13Wenn das Vertrauen auf die Kraft des Verstandes schwindet, ist die Ungewissheit über die Ursache der Schrecknisse schlimmer als diese Ursache selbst.14In dieser Nacht, die doch machtlos und aus den Tiefen der machtlosen Totenwelt heraufgestiegen war, schliefen sie alle gleich schlecht.15Von unheimlichen Gespenstern aufgeschreckt, verloren sie alles Selbstvertrauen und waren völlig gelähmt; plötzlich und unvorbereitet überfiel sie die nackte Angst.16Sie sanken allesamt zu Boden, Gefangene in einem Kerker ohne Ketten und Riegel.17Selbst der Bauer und der Hirt oder der Arbeiter, der sich irgendwo einsam plagte – sie entgingen nicht dem allgemeinen Schicksal;18mit ein und derselben Kette der Finsternis wurden alle gefesselt. Das Säuseln des Windes, das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Wassers,19das Donnern stürzender Felsen, der Fußtritt unsichtbar vorbeijagender Tiere, das schreckliche Gebrüll der Raubtiere und das Echo, das die Schluchten der Berge zurückwarfen – all die Geräusche der Nacht erfüllten sie mit lähmender Furcht.20Die ganze übrige Erde lag in strahlendem Licht und die Menschen gingen unbekümmert ihrer Arbeit nach.21Nur über sie war tiefe Finsternis hereingebrochen, ein Bild der ewigen Nacht, die sie dereinst aufnehmen sollte. Aber schlimmer als die Finsternis quälte sie die eigene Angst.
1Groß und schwierig darzulegen sind deine Gerichtsentscheide; / darum gingen unbelehrbare Seelen in die Irre. (Röm 11,33)2Denn als die Gottlosen meinten, das heilige Volk zu unterdrücken, / lagen sie selber da als Gefangene der Finsternis und Gefesselte einer langen Nacht,/ eingeschlossen unter ihren Dächern, Flüchtlinge vor der ewigen Vorsehung. (2Mo 1,13; 2Mo 10,21; Ps 105,28; Jes 29,15)3Sie glaubten, mit ihren geheimen Sünden / unter der dunklen Decke der Vergessenheit verborgen zu sein;
da packte sie furchtbares Entsetzen. / Sie wurden durch Trugbilder aufgeschreckt und auseinandergejagt. (Ps 53,6)4Auch der geheimste Winkel, in den sie sich flüchteten, konnte sie nicht vor Furcht bewahren; / verwirrendes Getöse umbrauste sie und düstere Gespenster mit finsteren Mienen tauchten auf.5Keine Gewalt irgendeines Feuers war stark genug, Licht zu bringen; / nicht einmal die strahlenden Flammen der Sterne / vermochten es, diese todesdunkle Nacht zu erhellen.[1]6Es erschien ihnen nur / ein schauriger Feuerherd, der sich von selbst entzündet hatte;
wenn jener Anblick nicht mehr sichtbar war, hielten sie, / außer sich vor Entsetzen, die Dinge, die sie sahen, für noch schlimmer.7Da versagten die Gaukeleien der Zauberkunst / und die Überprüfung der prahlerischen Klugheit fiel schmählich aus. (2Mo 8,14)8Jene, die immer versprachen, Furcht und Verwirrung von der kranken Seele zu bannen, / krankten nun selber an einer lächerlichen Angst. (2Mo 9,11)9Auch wenn nichts Schreckliches sie ängstigte, / wurden sie durch vorbeiziehendes Getier und zischelnde Schlangen aufgescheucht / und vergingen vor Furcht. / Nicht einmal in die Luft wollten sie blicken, der man doch nirgends entfliehen kann. (Spr 28,1)10Denn die Schlechtigkeit bezeugt ihre eigene Unsicherheit, wenn sie verurteilt wird./ Unter dem Druck des Gewissens steigert sie immer noch das Schlimme.11Furcht ist ja nichts anderes als Verlassensein von der von der Vernunft angebotenen Hilfe.12Je weniger man solche Hilfe erwartet, / für umso schlimmer hält man es, die Ursache der Qual nicht zu kennen.13In Wahrheit hatte jene Nacht keine Macht; / aus den Winkeln der machtlosen Totenwelt war sie heraufgestiegen. / Sie aber, die wie sonst schlafen wollten,14wurden bald durch Schreckgespenster aufgescheucht, / bald durch Mutlosigkeit gelähmt; / denn plötzliche und unerwartete Furcht hatte sie befallen.15So wurde jeder dort, wo er zu Boden sank, / ein Gefangener, der in einen Kerker ohne Eisenfesseln eingeschlossen war.16Ob jemand Bauer oder Hirt war / oder allein schwer arbeitete,
alle wurden überrascht und mussten sich dem unentrinnbaren Zwang fügen, / alle wurden durch die gleiche Kette der Finsternis gefesselt.17Das Pfeifen des Windes, der wohlklingende Gesang der Vögel ringsum auf weitausladenden Zweigen, / das Strömen gewaltig fließenden Wassers, / das wilde Donnern stürzender Felsen,18das Laufen hüpfender Tiere, die man nicht sehen konnte, / das laute Gebrüll wilder Raubtiere, / das aus den Schluchten der Berge zurückgeworfene Echo: / Alles und jedes jagte ihnen lähmende Furcht ein.19Die ganze Welt erstrahlte in strahlendem Licht / und war unbehindert beschäftigt mit ihren Werken. (2Mo 10,23)20Nur über jene breitete sich drückende Nacht aus, / Bild der Finsternis, die sie aufnehmen sollte. Sich selber aber waren sie eine drückendere Last als die Finsternis.