Lukas 19

Neues Leben. Die Bibel

1 Jesus kam nach Jericho und ging durch die Stadt. (Lk 18,35)2 Dort lebte ein Mann namens Zachäus. Als einer der mächtigsten Steuereintreiber war er sehr reich.3 Zachäus hatte versucht, einen Blick auf Jesus zu werfen, aber er war zu klein, um über die Menge hinwegschauen zu können.4 Deshalb lief er voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum am Wegrand, um Jesus von dort aus vorübergehen zu sehen. (1Kön 10,27; 1Chr 27,28)5 Als Jesus kam, blickte er zu Zachäus hinauf und rief ihn beim Namen: »Zachäus!«, sagte er, »komm schnell herunter! Denn ich muss heute Gast in deinem Haus sein.«6 Zachäus kletterte, so schnell er konnte, hinunter und geleitete Jesus voller Aufregung und Freude in sein Haus.7 Doch den Leuten in der Menge gefiel das nicht. »Bei einem berüchtigten Sünder kehrt er als Gast ein«, murrten sie. (Mt 9,11; Lk 5,20; Lk 15,2)8 Währenddessen stellte Zachäus sich vor den Herrn hin und sagte: »Herr, ich werde die Hälfte meines Reichtums den Armen geben, und wenn ich die Leute bei der Steuer betrogen habe, werde ich es ihnen vierfach erstatten!« (2Mo 21,37; 3Mo 5,7; Lk 3,12)9 Jesus erwiderte: »Heute hat dieses Haus Rettung erfahren, denn auch dieser Mann ist Abrahams Sohn. (Mt 9,13; Apg 16,31; 1Tim 1,15)10 Der Menschensohn ist nämlich gekommen, um Verlorene zu suchen und zu retten.«11 Die Menge hörte Jesus zu. Und er erzählte ihnen ein Gleichnis; denn da er nahe bei Jerusalem war, glaubten sie, dass das Reich Gottes nun anbrechen würde. (Mt 25,14; Apg 1,6)12 Er sagte: »Ein vornehmer Mann wurde in ein fernes Land gerufen, um dort zum König gekrönt zu werden. Danach wollte er wieder zurückkehren. (Mk 13,34)13 Vor seiner Abreise rief er zehn Diener zu sich und gab ihnen zehn Pfund Silber[1], mit denen sie in seiner Abwesenheit handeln sollten.14 Aber sein Volk hasste ihn und sandte ihm eine Abordnung nach, um ihm sagen zu lassen, dass sie ihn nicht zum König haben wollten.15 Als er zurückkam, ließ der König die Diener kommen, denen er das Geld gegeben hatte. Er wollte erfahren, was sie mit dem Geld angefangen und welche Erträge sie erzielt hatten.16 Der erste Diener berichtete: ›Herr, ich habe die ursprüngliche Summe verzehnfacht!‹17 ›Gut gemacht‹, rief der König. ›Du bist ein vertrauenswürdiger Diener. Du warst mit dem wenigen treu, das ich dir anvertraut habe; deshalb werde ich dich zur Belohnung als Statthalter über zehn Städte setzen.‹ (Lk 16,10)18 Der nächste Diener meldete: ›Herr, ich habe das Fünffache des ursprünglichen Betrags erwirtschaftet.‹19 ›Gut gemacht‹, sagte der König. ›Du kannst Statthalter über fünf Städte sein.‹20 Der dritte Diener aber übergab ihm nur die ursprüngliche Summe und erklärte: ›Ich habe es versteckt und sicher aufbewahrt.21 Ich hatte Angst, weil du ein so strenger Mann bist; du nimmst, was dir nicht gehört, und erntest, was du nicht gesät hast.‹22 ›Du schlechter Diener!‹, fuhr der König ihn an. ›Streng soll ich sein? Wenn du mich so gut kanntest und wusstest, wie streng ich bin, (Hi 15,6; Mt 12,37)23 warum hast du das Geld dann nicht auf eine Bank gebracht, damit ich wenigstens Zinsen erhalten hätte?‹24 Darauf wandte der König sich an die Umstehenden und befahl: ›Nehmt diesem Diener das Geld ab und gebt es dem, der seinen Anteil verzehnfacht hat.‹25 ›Aber, Herr‹, wandten sie ein, ›dieser Diener hat doch schon genug!‹26 ›Ja‹, entgegnete der König, ›aber denen, die ihren Anteil gut nutzen, wird noch mehr gegeben werden. Denen jedoch, die nicht treu damit umgehen, wird auch das wenige, das sie haben, noch genommen werden.[2] (Mt 13,12; Mk 4,25; Lk 8,18)27 Und nun zu meinen Widersachern, die mich nicht zum König haben wollten – führt sie herein und tötet sie vor meinen Augen.‹« (Lk 19,14)28 Nachdem er dieses Gleichnis erzählt hatte, setzte Jesus seinen Weg nach Jerusalem fort. Er ging vor seinen Jüngern her.29 Als sie die Orte Betfage und Betanien erreichten, die in der Nähe des Ölbergs liegen, schickte er zwei Jünger voraus.30 »Geht in den Ort vor euch«, sagte er. »Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Eselsfohlen angebunden sehen, das noch nie geritten wurde. Bindet es los und bringt es mir.31 Wenn euch jemand fragt, was ihr da tut, dann sagt einfach: ›Der Herr braucht es.‹«32 Sie gingen und fanden das Eselsfohlen genau so, wie Jesus es gesagt hatte.33 Und als sie es losbanden, fragten die Besitzer tatsächlich: »Warum bindet ihr unser Eselsfohlen los?«34 Die Jünger antworteten: »Der Herr braucht es.«35 So brachten sie Jesus das Fohlen und warfen ihre Mäntel darüber, damit er darauf reiten konnte.36 Die Menschen breiteten ihre Mäntel vor Jesus auf der Straße aus. (2Kön 9,13)37 Als sie die Stelle erreichten, an der der Weg den Ölberg hinabführte, fingen alle seine Anhänger an, Gott mit lautem Jubel für die großen Wunder zu loben, die sie gesehen hatten.38 »Gepriesen sei der König, der im Namen des Herrn kommt! Friede in der Höhe und Ehre im höchsten Himmel!«[3] (Ps 118,25; Lk 2,14; Lk 13,35)39 Einige der Pharisäer in der Menge forderten ihn auf: »Meister, rufe deine Jünger zur Vernunft!«40 Doch er entgegnete ihnen: »Würden sie schweigen, dann würden die Steine schreien!« (Hab 2,11)41 Als sie sich jedoch Jerusalem näherten und Jesus die Stadt vor sich liegen sah, begann er zu weinen.42 »Wie sehr wünschte ich, du würdest noch heute den Weg des Friedens finden. Doch nun ist es zu spät, und der Friede bleibt dir fremd.43 Nicht mehr lange, und deine Feinde werden einen Wall rings um dich aufschütten, dich einkreisen und gegen dich vorrücken. (Jes 29,3; Jer 6,6; Hes 4,2; Lk 21,20)44 Sie werden dich und deine Kinder dem Erdboden gleichmachen und keinen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Gelegenheit, die Gott dir geboten hat, nicht ergriffen hast.« (Ps 137,9; Lk 21,6)45 Dann ging Jesus in den Tempel und fing an, die Händler von ihren Ständen zu vertreiben.46 Er sagte zu ihnen: »In der Schrift steht: ›Mein Haus soll ein Ort des Gebets sein‹, aber ihr habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.«[4] (Jes 56,7; Jer 7,11)47 Danach lehrte er täglich im Tempel, doch die obersten Priester, die Schriftgelehrten und die anderen führenden Männer des Volkes fingen an, nach einem Vorwand zu suchen, ihn umzubringen. (Mt 26,56; Lk 21,37; Lk 22,53; Joh 19,20)48 Aber ihnen fiel nichts ein, weil das Volk an seinen Lippen hing und auf ihn hörte.