1Als sie gegessen und getrunken hatten und es Schlafenszeit war, führten sie den jungen Mann in das vorbereitete Zimmer.2Tobias dachte an die Weisung Rafaëls, nahm Leber und Herz des Fisches aus seiner Reisetasche und legte sie auf die glühenden Kohlen. (Tob 6,4; Tob 6,17)3Wegen des aufsteigenden Geruchs konnte der böse Geist nicht herankommen und floh nach Oberägypten. Rafaël folgte ihm dorthin und fesselte ihn sofort. (Tob 3,7; Tob 3,17)4Die anderen gingen hinaus und schlossen die Tür des Zimmers ab. Nun stand Tobias vom Lager auf und sagte zu Sara: »Steh auf, meine Schwester, wir wollen zum Herrn, unserem Gott, beten, dass er Erbarmen mit uns hat und uns rettet.«5Auch Sara stand auf und die beiden beteten zu Gott, dass er sie vor dem bösen Geist rette. Tobias sagte: »Herr, du Gott unserer Vorfahren, wir preisen dich! In alle Ewigkeit soll dein Name gelobt werden! Alle deine Geschöpfe im Himmel und auf der Erde sollen dich ewig rühmen! (Ps 148,1)6Du hast das erste Menschenpaar geschaffen, von dem die ganze Menschheit abstammt. Du hast Adam als Gefährtin und Beistand seine Frau Eva gegeben und gesagt: ›Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ein Wesen schaffen, das zu ihm passt.‹ (1Mo 2,8; 1Mo 2,18)7Du weißt, dass ich mit dieser Frau nicht nur flüchtige Lust suche, sondern mich in lebenslanger Treue mit ihr verbinden will. Deshalb hab Erbarmen mit uns beiden und lass uns bis ins Alter beisammenbleiben.«8Gemeinsam sagten sie: »Amen, so soll es sein!«9Dann verbrachten sie die Nacht miteinander.[1]
Das Grab war schon geschaufelt
10Mitten in der Nacht stand Raguël auf und rief seine Knechte zusammen, um draußen ein Grab auszuheben; denn er sagte: »Wenn er umgekommen ist und es spricht sich herum, dann kommen wir noch mehr ins Gerede.«11Als das Grab fertig war, ging er ins Haus und sagte zu seiner Frau:12»Lass eine von den Dienerinnen nachsehen, ob er noch lebt. Wenn er umgekommen ist, wollen wir ihn heimlich begraben, damit niemand etwas erfährt.«13Sie riefen eine Dienerin, gaben ihr ein Licht, schlossen die Tür auf und schickten sie hinein. Die beiden lagen in tiefem Schlaf beieinander.14Die Dienerin kam zurück und berichtete: »Er lebt! Es ist ihm nichts zugestoßen!«15Da priesen sie Gott, der im Himmel regiert: »Gepriesen seist du, Gott, von allen, die es mit reinem Herzen tun! Sie sollen dich rühmen in Ewigkeit!«16Und Raguël sagte: »Gepriesen seist du, denn du hast mir große Freude geschenkt. Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet, aber du hast nach deinem reichen Erbarmen an uns gehandelt.17Gepriesen seist du, dass du mit diesen beiden Kindern, den einzigen ihrer Eltern, Erbarmen gehabt hast. Erhalte ihnen dein Erbarmen, Herr, und beschütze sie auch in Zukunft, damit sie ihr Leben durch dein Erbarmen in Glück und Freude verbringen!«18Dann befahl Raguël seinen Männern, das Grab zuzuschütten, bevor es hell wurde.
Die Hochzeit wird gefeiert
19Raguël wies seine Frau an, reichlich Brot zu backen. Dann ging er zu seinem Vieh, holte zwei Rinder und vier Schafböcke und ließ sie von seinen Leuten schlachten und zubereiten. Während die Vorbereitungen zum Festmahl getroffen wurden,20rief er Tobias und sagte: »Ich schwöre, dass diese Hochzeit zwei Wochen lang gefeiert wird! Ich lasse dich nicht eher weg. Iss und trink mit mir und erfreue meine Tochter, die so viel gelitten hat.21Ich gebe dir mein halbes Vermögen mit, wenn du zu deinem Vater zurückkehrst – wohlbehalten, das ist mein Wunsch! Die andere Hälfte bekommt ihr beide, wenn ich und meine Frau einmal gestorben sind. Sei unbesorgt, mein Sohn: Ich bin dein Vater und Edna ist deine Mutter, wir stehen zu dir und deiner Frau von nun an bis in Ewigkeit. Mach dir nur keine Sorgen, mein Sohn!« (Tob 5,21)
Tobit 8
Lutherbibel 2017
Hochzeitsnacht und Freudenmahl
1Nachdem sie aufgehört hatten, zu essen und zu trinken, wollten sie sich schlafen legen. Und sie holten den jungen Tobias und führten ihn in die Kammer.2Und Tobias dachte an die Worte Rafaëls und nahm Leber und Herz des Fisches aus dem Beutel, den er bei sich trug, und legte sie auf die glühenden Kohlen. (Tob 6,8; Tob 6,17)3Da hielt der Geruch des Fisches den bösen Geist zurück, und er entfloh bis nach Ägypten. Rafaël aber zog los, band ihm dort die Füße und fesselte ihn sogleich.4Und sie gingen hinaus und verschlossen die Kammertür. Und Tobias erhob sich vom Lager und sagte zu ihr: Meine Schwester, steh auf, lass uns beten und unseren Herrn bitten, dass er uns Barmherzigkeit und Heil schenke.5Da stand sie auf, und die beiden begannen zu beten und zu bitten, dass ihnen Heil geschenkt werde. Und Tobias begann zu beten: Gelobt seist du, Gott unserer Väter, und gelobt sei dein Name in alle Ewigkeit von Geschlecht zu Geschlecht. Dich sollen preisen alle Himmel und deine ganze Schöpfung in alle Ewigkeit! (Ps 148,1)6Du hast Adam erschaffen und seine Frau Eva zur Hilfe und Stütze, und aus beiden erstand das Geschlecht der Menschen. Und du sagtest: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, wir wollen ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.« (1Mo 2,7; 1Mo 2,18)7Und nun, nicht aus böser Lust nehme ich meine Schwester zur Frau, sondern reinen Sinnes. Lass uns beide Gnade finden und gemeinsam alt werden.8Und sie sagten miteinander: Amen, Amen!9Und sie legten sich schlafen für die Nacht. Und Raguël stand auf und rief seine Diener zu sich, und sie gingen hin, ein Grab auszuheben.10Denn er sagte: Damit wir nicht wieder zu Spott und Schmach werden, wenn auch er gestorben ist!11Und als sie das Grab ausgehoben hatten, kehrte Raguël in sein Haus zurück und rief seine Frau12und sagte: Schick eine Magd los und lass sie hineingehen und sehen, ob er noch lebt. Sollte er tot sein, so müssen wir ihn eilends begraben, damit es niemand erfahre.13Da schickten sie die Magd vor, zündeten die Lampe an und öffneten die Tür. Die ging hinein und fand die beiden ruhig beieinander schlafen.14Und die Magd kam zurück und brachte ihnen die Botschaft, dass er lebte und ihm kein Übel widerfahren wäre.15Und sie priesen den Gott des Himmels und sprachen: Gelobt seist du, Gott, mit lauterem Dank, loben soll man dich in alle Ewigkeit.16Und gelobt seist du, dass du mich mit Freude erfüllt hast und dass nicht geschehen ist, was wir befürchtet haben. Denn du hast uns deine große Barmherzigkeit erwiesen.17Und gelobt seist du, dass du dich dieser beiden Kinder, der einzigen ihrer Eltern, erbarmt hast. Gib ihnen, Herr, Barmherzigkeit und Heil und vollende ihr Leben in Freude und Barmherzigkeit.18Und sogleich befahl Raguël seinen Dienern, das Grab wieder zuzuschütten, ehe es Tag würde.19Seiner Frau aber trug er auf, viele Brote zu backen. Er ließ zwei Rinder und vier Widder schlachten und für ein Festmahl zubereiten.20Dann rief er Tobias und sagte zu ihm: Vierzehn Tage sollst du noch nicht von hier abreisen, sondern bleib, um mit uns zu essen und zu trinken und die betrübte Seele meiner Tochter zu erfreuen.21Alsdann nimm von all meinen Gütern die Hälfte und kehre wohlbehalten zu deinem Vater zurück. Die andere Hälfte soll euch zufallen, wenn ich und meine Frau gestorben sind. Sei getrost, mein Kind, ich bin dein Vater, und Edna ist deine Mutter, und wir sind bei dir und bei deiner Schwester von nun an bis in Ewigkeit. Sei getrost, mein Kind.